Tichys Einblick
Verbrenner sind gefragt

Elektroautos auf Talfahrt: Wer schrumpft am schnellsten?

Verbrenner und Hybride sind auf dem Vormarsch, während die Zulassungen von Voll-Elektroautos rückläufig sind. Betroffen sind alle Hersteller und Anbieter von E-Autos – allerdings die einen weniger, die anderen mehr.

picture alliance / Rene Traut Fotografie | Rene Traut

Die erste Welle der „Early-Bird“-Käufer bei Batterie-Elektroautos (BEV) ist abgeebbt, weil alle gutsituierten Eigenheim- und Wallbox-Besitzer aus den Vorstädten inzwischen mit einem entsprechend Image- und Klima-freundlichen Gefährt versorgt sind, der Staat aus Haushaltsgründen für Kaufwillige mit hohem Umweltbewusstsein, aber niedrigeren Einkommen zu Jahresbeginn 2024 den Subventionsstecker ziehen musste – was von volkswirtschaftlich unkundigen Autoexperten, selbst aus der Wissenschaft, hartnäckig bis heute nicht als Grund negiert wird.

Als Folge sinken die E-Neuzulassungen oder stagnieren auf niedrigem Niveau, Verbrenner sind wieder gefragter. In Europa steigt vor allem der Absatz von Hybriden (HEV) – Autos also mit einem Verbrenner als Hauptantrieb sowie Elektromotor und Speicherbatterie als Zusatzantrieb –, in Deutschland insbesondere als Plug-In-Hybride (PHEV). Getroffen von der Marktschwäche bei BEV sind alle Hersteller und Anbieter von BEV, allerdings die einen weniger, die anderen mehr.

Das wirft Fragen auf: Warum alle? Welche Hersteller mehr und welche weniger, und warum die Unterschiede? Wo stehen die deutschen E-Auto-Hersteller im Wettbewerb tatsächlich? Haben sie die Elektrifizierung ihrer Automobile wirklich so tief verschlafen, wie das Narrativ der Medien unentwegt lautet? Hinken sie im Wettbewerb hinterher, oder sind sie die Gewinner, aber eben nur die Gewinner „auf den letzten Plätzen“? Da Monatsergebnisse erfahrungsgemäß wegen möglicher Sonderfaktoren keine Aufschlüsse über Entwicklungstrends geben, soll nachfolgend die Marktentwicklung nach Herstellern und Marken in Deutschland über die ersten 10 Monate bis einschließlich Oktober 2024 analysiert werden.

Wo stehen die deutschen Elektroauto-Hersteller mit ihren vergleichsweise „teuren“ E-Modellen im Wettbewerb mit ihren ausländischen Konkurrenten, vor allem aus China? Sind die chinesischen Autobauer wirklich dabei, mit ihren angeblich ebenbürtigen, aber erheblich billigeren E-Autos die deutschen Konkurrenten vom Markt zu fegen? So, wie es die EU vermutet?

Die Analyse der Neuzulassungen am deutschen Automarkt von Januar bis Oktober 2024 zeigt folgendes – überraschende – Bild:

AIWAYS: – 43,8
BYD: – 33,0
GWM: – 58,9
LYNK&CO: + 120,0 (auf 11 BEV)
MG ROEWE: – 5,4
NIO: – 71,2
POLSTAR (VOLVO): – 54,0
SMART (GEELY): – 22,3
TESLA: – 42,5
Xpeng: x (213 BEV)

AUDI: – 24,5
BMW: + 24,8
FORD: + 15,5
Mercedes: -11,2
Mini: -36,7
OPEL: – 67,6
Porsche: + 4,6
SEAT: + 2,0
Skoda: +19,1
Volkswagen: 16,1

Fasst man zusammen, so haben die größten Marktverluste bei BEV am deutschen Markt im Jahr 2024 die chinesischen Anbieter aufzuweisen. Unter den relativen wie absoluten Zulassungsgewinnern befinden sich alle deutschen Hersteller sowie Tesla und Hyundai. Sie haben in Summe vom schrumpfenden „BEV-Kuchen“ ein größeres Stück vereinnahmen können.

Zur Vollauslastung von reinen BEV-Autofabriken wie Emden, Zwickau und Grünheide reicht das bei weitem nicht. Die Perspektiven sind wenig erhellend. Aber wie sagte Winston Churchill: „Wenn du durch die Hölle gehst, geh weiter.“

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