Im letzten Bericht im Juli weckte der Automarkt China als Konjunkturschwalbe die Hoffnung auf eine baldige Erholung auch der restlichen großen Automärkte der Welt (USA, Japan, Westeuropa). Diese Hoffnung hat sich bestätigt!
Die Konjunkturerholung der Autonachfrage läuft all überall… Das gilt, auch wenn bislang nur in China das Vor-Corona-Absatzniveau bereits wieder übertroffen wird, und ansonsten immer noch teils hohe Minuszeichen vorherrschen. Aber die werden an von Monat zu Monat rapide kleiner – wenn Corona keinen Strich durch die Rechnung macht.
Im Oktober werden wir dann wissen, dass im September der Vorjahresstand überschritten wurde, die Märkte zwar noch nicht im Wachstums- , aber im kraftvollen Aufholmodus sind.
Internationale Automobilmärkte
Nach dem historisch einmaligen Einbruch sämtlicher Automobilmärkte der Welt in den ersten sechs Monaten 2020 hat die Nachfrage wie erwartet in den Sommermonaten den Krisenmodus verlassen und befindet sich im konjunkturellen Wiederanstieg. Und das teilweise sehr kräftig, ohne dass das bereits in den Zulassungs -Zuwachsraten für den Laien erkennbar würde.
- Der westeuropäische Markt (EU14 & EFTA & UK) erholte sich im Juli deutlich, lag aber mit knapp 1,2 Mio. Pkw immer noch um 2 Prozent unter Vorjahresniveau. Die Entwicklung der fünf größten Einzelmärkte war dabei im vergangenen Monat unterschiedlich:
- Im Vereinigten Königreich nahm der Pkw-Absatz sogar um 11 Prozent zu.
- Auch in Frankreich (+4 Prozent) und Spanien (+1 Prozent) legte der Pkw-Absatz leicht zu.
- In Deutschland (-5 Prozent) und Italien (-11 Prozent) waren dagegen weitere Rückgänge zu vermelden.
Von Januar bis Juli wurden auf dem westeuropäischen Markt insgesamt knapp 5,8 Mio. Neufahrzeuge verkauft, 35 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
- In den USA ist das Absatzvolumen auf dem US-Light-Vehicle-Markt (Pkw und Light Trucks) ist im vergangenen Monat um 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen, 1,2 Mio. Neufahrzeuge wurden dort insgesamt verkauft. Seit Jahresbeginn ist der Markt damit um 22 Prozent, auf knapp 7,7 Mio. Fahrzeuge, geschrumpft. Im Light-Truck-Segment, auf das drei Viertel des Gesamtmarktes entfallen, reduzierte sich der Absatz um 17 Prozent. Das klassische Pkw-Segment gab um mehr als 34 Prozent nach.
- Das Automobilgeschäft in Japan lag im Juli nur noch 13 Prozent (330.800 Pkw) unter Vorjahr (Juni: – 22 Prozent) Im Jahresverlauf liegt der japanische Markt mit knapp 2,2 Mio. Neuzulassungen 19 Prozent unter dem Vorjahresniveauwährend.
- Corona bedingt extrem schwach blieben die Neuzulassungen in Brasilien (-29,8 Prozent), allerdings auch hier mit Besserungstendenz.
- China wurde seinem Ruf als Konjunkturschwalbe gerecht! Hier legten die Verkäufe bereits den dritten Monat in Folge kräftig zu. Wachstum über einen solchen Zeitraum gab es in der Volksrepublik zuletzt im zweiten Quartal 2018. Mit 1,6 Mio. Fahrzeugen lagen die Neuzulassungen bereits um knapp 9 Prozent höher als im Juli 2019. Im Jahresverlauf steht allerdings noch ein deutliches Minus von 18 Prozent zu Buche (9,3 Mio. Pkw), Tendenz abnehmend.
Gründe für die Aufwärtstendenzen sind überall: Nachholeffekte als Folge der angestauten Nachfrage in der Zeit des Lockdowns sowie umfassende staatliche Maßnahmen zur Absatzförderung.
Automobilindustrie Deutschland
Unsere Konjunktur Erwartungen vom Vormonat haben sich bestätigt: der Aufschwung, besser: die Erholung des Marktes hat eingesetzt, der deutsche Pkw-Markt liegt im Juli nur noch leicht unter Vorjahresstand.
- Der inländische Auftragseingang legte im Juli nach Aussage des VDA erneut kräftig zu und lag im abgelaufenen Monat wieder um 21 Prozent über Vorjahresniveau. Von Januar bis Juli gingen jedoch insgesamt 22 Prozent weniger Aufträge aus dem Inland ein.
- Aus dem Ausland wurden im Juli in etwa so viele Bestellungen wie im Vorjahresmonat verbucht. Im bisherigen Jahresverlauf lag der Auftragseingang aus dem Ausland noch um 21 Prozent unter Vorjahresniveau. Die Juli-Zahlen können Anlass zur Hoffnung geben, dass die erwartete Erholung in der zweiten Jahreshälfte weiter Fahrt aufnimmt.
Offensichtlich möchte die Welt trotz Corona weiterhin nicht auf Autos aus Deutschland verzichten.
Die Indikatoren im Einzelnen:
- Die Pkw-Neuzulassungen in Deutschland verfehlten mit 315.000 Einheiten das Vorjahresniveau nur noch um 5 Prozent. Dies ist der bislang geringste Vorjahresabstand im laufenden Jahr. In den ersten sieben Monaten wurden 1,5 Mio. Pkw neu zugelassen (-30 Prozent).
- Im Juli liefen 334.00 Pkw in Deutschland vom Band (-6 Prozent). Nach sieben Monaten lag die Fertigung bei 1,8 Mio. Einheiten (-36 Prozent).
- Das Exportgeschäft ist weiterhin schwach: 242.800 Pkw wurden an Kunden in aller Welt ausgeliefert (-15 Prozent). Im bisherigen Jahresverlauf wurden knapp 1,4 Mio. Fahrzeuge exportiert (-36 Prozent).
Ausblick
Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), ist zu voll zustimmen: „Die Zahlen zeigen: Wir können noch lange nicht wieder von einem Normalzustand sprechen, aber es geht – verglichen mit den Wochen des Produktionsstillstandes – wieder voran. Wir rechnen damit, dass die Minusraten im zweiten Halbjahr gegenüber dem jeweiligen Vorjahresmonat langsam wieder kleiner werden. Für Deutschland gehen wir von rund 2,8 Mio. Pkw-Neuzulassungen im Gesamtjahr aus. Das entspricht einem Rückgang von 23 Prozent. All diesen Erwartungen liegt die Annahme zugrunde, dass es gelingt, die Corona-Pandemie in Europa, aber auch in anderen Teilen der Welt einzudämmen.“
Das lässt zwar für die Zukunft hoffen, allerdings stehen Hersteller und Zulieferer bis zuletzt weiter unter enormen Ertrags- und Anpassungsdruck. Denn die Kapazitäten müssen der absehbar geringeren Nachfrage oder geringeren Wertschöpfung bei Elektroautos angepasst werden. Das hat zur Folge, mit einem weiteren Rückgang bei der Beschäftigung zu rechnen ist. Die hohe Anspannung in der Beschäftigung wird durch die Kurzarbeit derzeit noch etwas überdeckt. Betroffen sind vor allem die Zulieferer.