Corona hat die Welt-Automobilmärkte weiter fest im Griff: Da, wo die Pandemie erfolgreich zurückgedrängt wurde, wie in China, wächst der Markt wie erwartet weiter sehr stark. Da wo die Pandemie sich zur zweiten Welle auftürmt mit neuerlichem Lockdown im Dezember, wie in den USA und Europa, bricht die Erholung sofort ab. Entsprechend hat sich der weltweite Automobilabsatz im November regional stark unterschiedlich entwickelt: In Europa und den USA ging der Absatz zurück, in China wurde das Vorjahresniveau des Monats November dagegen übertroffen. Auch in Japan und Indien legte der Absatz zu, während in Brasilien die Neuzulassungen weiter schrumpften.
Bemerkung am Rande: Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), beklagte diese Entwicklung für Europa: „Wenn die Erneuerung der Fahrzeugflotte stockt, ist das nicht gut für den Klimaschutz.“ Das ist richtig, auch wenn Umweltfanatiker das anders sehen. Für sie ist jedes nicht zugelassene Auto besser für die Umwelt als selbst Euro-Norm-konforme Neufahrzeuge, von Elektroautos ganz zu schweigen.
- In China setzte sich die Erholung der vergangenen Monate fort. Im November stieg der Pkw-Absatz gegenüber dem Vorjahresmonat um 12 Prozent auf 2,3 Mio. Neufahrzeuge. Durch die seit Mai andauernde kräftige Konjunkturerholung konnte den Einbruch vom ersten Halbjahr aber nicht vollständig ausgeglichen werden. Von Januar bis November wurden in China 17,5 Mio. Pkw verkauft, 8 Prozent weniger als im Vorjahr.
- Der Absatz auf dem US-Light-Vehicle-Markt (Pkw und Light Trucks) ist im Wahl-November gegenüber dem Vorjahr um 15 Prozent auf 1,2 Mio. Fahrzeuge zurückgegangen. Das erklärt sich durch saisonale Besonderheiten, dass der November drei Verkaufstage weniger hatte als im Vorjahr. Der Absatz von Light Trucks fiel um 13 Prozent, während das Car-Segment ein Minus von 21 Prozent verbuchte. Im bisherigen Jahresverlauf ist auf dem US-Markt mit 12,8 Mio. verkauften Light Vehicles ein Rückgang von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen.
- Die Erholung am europäischen Pkw-Markt blieb auch gegen Jahresende verhalten. In Summe war im November erneut ein Minus gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Mit gut 1,0 Mio. Einheiten lagen die Neuzulassungen um 14 Prozent unter dem vergleichbaren Vorjahresmonat. Damit fällt die Zulassungs- Bilanz auf dem europäischen Pkw-Markt nach elf Monaten weiterhin negativ aus: Bis einschließlich November wurden
10,7 Mio. Neufahrzeuge angemeldet, 26 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. An diesem Bild wird sich auch im Dezember nichts mehr ändern.
- Die fünf größten Einzelmärkte zeigten sich durchweg rückläufig, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß:
- In Deutschland lagen die Neuzulassungen nur um 3 Prozent unter Vorjahresniveau.
- In Italien wurde ebenfalls ein einstelliges Minus verzeichnet (-8 Prozent).
- In Spanien, wo die Corona Welle besonders stark war, betrug der Rückgang fast ein Drittel des Vorjahresvolumens (-29 Prozent).
- In Frankreich und in Großbritannien blieb das Marktvolumen um jeweils 27 Prozent unter Vorjahr.
- Die Pkw-Verkäufe in Japan sind im November gegenüber dem Vorjahresmonat um 7 Prozent auf 336.900 Einheiten gestiegen. Ein wesentlicher Grund für dieses positive Bild ist jedoch vor allem das niedrige Vorjahresniveau: Im Herbst 2019 kam es aufgrund der Erhöhung der Mehrwertsteuer zum 1. Oktober 2019 zu Verwerfungen, die sich auch im November noch ausgewirkt hatten. In den ersten elf Monaten 2020 erreichte das Marktvolumen 3,5 Mio. Neufahrzeuge. Das ist ein Minus von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
- Der indische Pkw-Markt schloss zwar im November mit einem Zuwachs ab, die Dynamik der letzten drei Monate, als zweistellige Wachstumsraten erzielt wurden, konnte jedoch nicht erreicht werden. Mit 264.900 Neufahrzeugen lag das Absatzvolumen um 5 Prozent über dem Vorjahresmonat. Im bisherigen Jahresverlauf wurden 2,1 Mio. fabrikneue Pkw verkauft, 22 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
- Der Absatz auf dem brasilianischen Light-Vehicle-Markt blieb auch im November unter Vorjahresniveau. 214.500 zugelassene Neufahrzeuge bedeuten einen Rückgang um 7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Von Januar bis November wurden auf dem südamerikanischen Leitmarkt 1,7 Mio. Light Vehicles neuzugelassen, 29 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 2019.
Die Pkw Produktion zeigt sich im 2. Halbjahr 2020 auf allen großen Märkten zwar stark erholt, vor allem in China. Mehr als Deckung des Nachholbedarfs ist das aber nicht, die Rückkehr auf den früheren Wachstumstrend ist bisher nirgends gelungen.
In Deutschland hat die Pkw-Produktion inzwischen sogar wieder den Vor-Corona Stand erreicht! Eine besondere Erwähnung fand das in der Branche nicht – in der Politik auch nicht.
Fazit:
Die zweite Corona-Welle, deren Folgen eigentlich noch schlimmer sind als jene der ersten vom Frühjahr, hat alle Hoffnung auf eine baldige Rückkehr zu normalen Verhältnissen in der Automobilindustrie zunichtegemacht. Alle Hoffnungen vom Frühjahr auf eine kraftvolle Erholung der globalen Automobilmärkte (V-Verlauf) haben sich – bis auf China – nicht erfüllt. Corona beherrscht weiter das Marktgeschehen.
In Deutschland wirkt sich das Hochlaufen des Marktes für Elektroautos, vor allem in der Plug-In-Hybrid Variante (PHEV), also in Kombination von Verbrenner- mit dualem Elektromotor, konjunkturell positiv auf Wertschöpfung und Beschäftigung aus.
Mit hohen Subventionen aus der Staatskasse und letztlich wachsender Umweltbelastung ist dies ein fragwürdiger Erfolg der S-Autos – Strom-Autos sind Staatskarossen.