Der europäische Automarkt ist im April wegen der Coronavirus-Pandemie beziehungsweise der staatlichen Schutzmaßnahmen zusammengebrochen. In der Europäischen Union (EU) wurden im April nur 270.682 Personenkraftwagen neu zugelassen, 76,3 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Das teilte der europäische Branchenverband Acea am Dienstag in Brüssel mit. Bereits im Januar und Februar, also vor der Corona-Pandemie, waren die Zulassungszahlen zurückgegangen, ehe sie dann im März um mehr als die Hälfte absackten.
In allen 27 EU-Mitgliedsländern gab es starke Rückgänge um mehr als 10 Prozent. In den besonders stark von der Corona-Krise gebeutelten Ländern Italien (minus 97,6 Prozent) und Spanien (minus 96,5 Prozent) wurden fast überhaupt keine Neuwagen zugelassen. Auch Frankreich verbuchte mit einem Rückgang von 88,8 Prozent einen überdurchschnittlichen Einbruch. In Deutschland war der Rückgang noch unterdurchschnittlich mit „nur“ 61,1 Prozent.
Von den deutschen Herstellern ist Daimler mit einem Minus von 78,8 noch stärker betroffen als der VW-Konzern mit all seinen Fahrzeugmarken (minus 72,7 Prozent) und BMW (minus 65,3 Prozent). Die französischen Konzerne Renault und PSA büßten jeweils rund 80 Prozent ein, der italienisch-amerikanische Fiat-Chrysler fast 90 Prozent.
Zeitgleich ist aus dem BMW-Betriebsrat die Sorge vor Entlassungen laut geworden. Die Beschäftigungsgarantie des Unternehmens für ihre Mitarbeiter gilt nur, solange es Gewinn macht.
Eine ebenfalls heute über die Deutsche Presse-Agentur dpa bekannt gewordene Umfrage des Verbands der Deutschen Automobilindustrie (VDA) ergibt, dass im Fall anhaltend schwacher Fahrzeugverkäufe vor allem in den Zuliefer-Unternehmen drastische Arbeitsplatzverluste drohen. Allein in den an der Umfrage teilnehmenden 132 mittelständischen Zuliefererbetrieben sollen demnach schon bis zu 12.500 Arbeitsplätze auf der Kippe stehen, falls die Nachfrage nicht bald anzieht. „Unter unveränderten Bedingungen werden bis Ende Juni 39 Prozent der Unternehmen Personal abbauen“, so wird der VDA in der Fachzeitschrift Automobilwoche zitiert. „Bis Ende Juli werden es 65 Prozent sein.“ Der Verband fordert demnach einen „schnellen und wirksamen Nachfrageimpuls am Automobilmarkt, um einen massiven Verlust von Arbeitsplätzen und wirtschaftlicher Substanz in einer Schlüsselbranche in Deutschland abzuwenden“.