Tichys Einblick
Lufthansa wird unbeliebter

Um wieder in den DAX zu kommen: Lufthansa-Chef verrät Passagiere und Personal

Kundenbewertungen zeigen: Lufthansa wird unbeliebter. Um wieder in den DAX zu kommen, tut Lufthansa-Chef Carsten Spohr vieles, nur nichts für seine Kunden und Mitarbeiter. Das hat Folgen für sein Unternehmen.

Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender Lufthansa AG, 03.03.2023

IMAGO / Rainer Unkel

Ein Passagier bucht einen Flug über Lufthansa, sitzt am Ende aber in einer Eurowings-Maschine. Oder er möchte seinen Flug mit Eurowings-Discover buchen, landet dann aber auf der Internetseite der Lufthansa. So würden Kunden verwirrt, wie das Handelsblatt berichtet. Mit Folgen: Immer weniger Passagiere würden das Fliegen mit einer Lufthansa-Maschine weiterempfehlen.

Das zeigt der sogenannte Net-Promoter-Score. Dieser beschreibt, wie viel Prozent der Kunden ein Produkt oder eine Dienstleistung weiterempfehlen. Das Ergebnis bei der Lufthansa: Zwei von drei Passagieren würden nicht empfehlen, mit der Lufthansa zu fliegen. Dabei hätte 2019 noch knapp jeder zweite Passagier einen Flug mit der Lufthansa oder einem Tochterunternehmen wie Eurowings-Discover weiterempfohlen.

Die Gründe liegen laut Handelsblatt darin, dass Lufthansa-Chef Carsten Spohr immer mehr Airlines übernimmt und neue Airlines gründet. Damit verfolge er zwei strategische Ziele: Zum einen wolle er Marktmacht an sämtlichen deutschen Flughafen aufbauen, um Flugtickets teurer machen zu können. Zum anderen sollen die Lufthansa-Airlines untereinander konkurrieren, wer eine Strecke am günstigsten anbietet. Somit könne er die Lohnkosten für seine Mitarbeiter gering halten. Er möchte also quasi ein Monopol an den Flughäfen errichten, gleichzeitig aber eine künstliche Scheinkonkurrenz aufbauen, damit Lufthansa-Flüge zwar teurer werden, aber eben nicht so teuer, dass Spohr seinen Mitarbeitern etwas von dem Gewinn abgeben muss.

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Lohnkosten für Mitarbeiter gering halten: Das ist in Zeiten zunehmender Streiks in Flug und Bahn keine gute Idee. So gab es erst vor kurzem Streiks an sämtlichen Flughäfen in Deutschland. Und die führen wiederum zu unzufriedenen Kunden, da sie auf ihre Reisen verzichten oder sich nach alternativen Reisemöglichkeiten umsehen müssen.

Aber für Spohr scheint das irrelevant. Für ihn scheint nicht der Kunde und auch nicht der Mitarbeiter im Fokus zu stehen. Sondern der Gewinn: Nach Handelsblatt-Informationen habe Spohr konzernintern verkündet, er wolle wieder in den DAX. Da ist die Lufthansa während der Corona-Pandemie rausgeflogen. Jüngste Zahlen zeigen, dass er dabei auf einem guten Weg ist: Innerhalb der letzten zwölf Monate sei der Wert der Lufthansa-Aktien um 35 Prozent gestiegen. Am Freitagnachmittag gehörte Lufthansa laut Aktien-Medium „Finanzen“ sogar zu den Performance-Besten des Tages. Und auch der operative Gewinn des letzten Jahres von rund 1,5 Milliarden Euro war einer der höchsten in der Unternehmensgeschichte. Bislang ist Spohrs Plan also durchaus erfolgreich.

Die Frage ist nur, wie lange noch? Mit seinen gewinnmaximierenden Zielen „vergisst“ und „verrät“ Spohr seine Kunden, so das Handelsblatt. Wenn Kunden allerdings nicht mehr mit der Lufthansa fliegen möchten, dann steigen Lufthansas Umsätze auch nicht mehr. Eher im Gegenteil.

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