Tichys Einblick
Gleichschritt und Gleichsitz

Das Antlitz des Konformismus

Die tiefere Motivation für die Abneigung des linken und grünen Establishments auf den Individualverkehr im Allgemeinen und den Dieselmotor im Speziellen ist ihre Nostalgie für sozialistisch-militärische Ordnung in Reih und Glied aufgereihter Sitze in Bussen und Bahnen, Ausdruck einer sozialistischen Massengesellschaft in ihrem planwirtschaftlichen Utopia. Satire? Leider nicht.

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Betrachtet man die Diskussionen um die vom Großthema Umwelt angetriebenen Schlachtfelder des politischen Diskurses, dann stellt sich immer wieder die Frage, wie und warum die Rationalität ständig derart unter die Räder geraten kann. Der Großangriff auf den Dieselantrieb, der in Summe die bei weitem effektivste und energieeffizienteste Technologie ist, um Personen im Individualverkehr von A nach B zu transportieren, ist dabei ein Beispiel, das in unfreiwilliger Weise die Denkstrukturen der linksgrünen Kombattanten beleuchtet, wenn man die richtigen Fragen stellt.

Beginnen wir mit der Analyse der Strategie dieses Angriffs auf eine Säule der deutschen Industrie und Wirtschaft, so sehen wir ein Ineinandergreifen der Mechanismen in einer solchen Art und Weise, dass man nur von einer Planung von langer Hand ausgehen kann, bei der die Waffen getrennt und getarnt so in Stellung gebracht wurden, dass es weder der Bevölkerung noch der Industrie aufgefallen ist, was sich da zusammenbraut.

Der Hass auf den Diesel

Die erste Komponente sind die unsinnigen und wissenschaftlich nicht begründbaren, dabei zu vertretbaren Kosten auch nicht einhaltbaren Grenzwerte unter der Flagge eines vermeintlichen Gesundheits- und Umweltschutzes. Wenn ein Teelicht in einem geschlossenen Raum mehr Schadstoffe erzeugt, als ein vorbeifahrendes Dieselfahrzeug, dieses aber vermeintlich für alles Übel der Welt steht, dann sind die Maßstäbe des gesunden Menschenverstandes bei der Festlegung solcher Grenzwerte ganz offensichtlich nicht nur verrutscht, sondern dem ideologischen Hexenwahn zum Opfer gefallen.

DUH – eine Lobby ohne Mandat, aber dafür umso mehr Sendungsbewusstsein

Die zweite Komponente ist das Aufpäppeln eines auf Profiterzielung angelegten Abmahnvereins namens Deutsche Umwelthilfe durch Steuermittel, hart erarbeitetes Geld des Steuerzahlers einschließlich der Mitarbeiter der bösen Automobilindustrie und ihrer Zulieferer, durch die Regierung Merkel und die Einführung eines bis dato nicht gehabten und nicht benötigten Klagerechts für eine solche Organisation, die es ihr ermöglicht, die absurden Grenzwerte und falschen Messergebnisse durch absichtsvoll deplatzierte Aufstellung von Messstationen dafür zu hebeln, den Verkehr ganzer Städte in Deutschland für Dieselfahrzeuge lahmzulegen und ein Drittel der KFZ-Eigentümer dieses Landes kalt zu enteignen. Nebenbei gibt man dieser mit erheblicher destruktiver Energie ausgestatteten Lobbygruppe trotz ihrer gegen die Interessen Deutschlands gerichteten Aktivitäten noch das Privileg der Gemeinnützigkeit, verbunden mit der steuerlichen Abzugsfähigkeit von Spenden.

Elektro-Immobilität

Die dritte Komponente ist das mediale Dauerfeuer der Grünen, die die Abschaffung des Diesels nur als Vorstufe zur Verbannung des Verbrennungsmotors insgesamt verstanden wissen wollen. Das damit eine Industrie zerstört wird, von der der Wohlstand des gesamten Landes abhängt, ist dabei für diese Herrschaften nicht von Belang. Dabei ist klar, dass das Elektroauto dafür keinen Ersatz bieten wird. Schaut man sich die heute und auf absehbare Zeit verfügbaren Technologien an, so zeigt sich, dass global gar nicht genug Rohstoffe vorhanden sind, um mehr als 5 bis 10% der Fahrzeuge auf Elektroantrieb umzustellen. Dazu kommt, dass der Tankvorgang so lange dauert, dass eine Nutzung dieser Fahrzeuge für Langstrecke oder Urlaubsreisen völlig illusorisch ist. Der angepriesene Ersatz ist eine Fata Morgana.

Masse statt Klasse ist die Devise des Sozialismus

Welcher ideologische Wahn liegt solchem Handeln zugrunde? Es ist der sozialistische Hass auf den Individualverkehr als Ausdruck der Bewegungsfreiheit der Menschen.

Schon seit ihren Anfängen propagiert die links-grüne Bewegung die öffentlichen Verkehrsmittel als Allheilmittel. Mit Milchmädchenrechnungen wurde uns bereits Ende der 70er Jahre vorgerechnet, dass der Zugverkehr energieeffizienter sei als das Automobil. Wie das gehen soll angesichts der typischen Auslastung der Züge und dem Umstand, dass das pro Passagier herumgefahrene Gewicht dieser Verkehrsmittel im Vergleich zum Auto viel ungünstiger ist, hat sich dem, der das mal nachgerechnet hat, schon damals nicht erschlossen. Aber das ist für diese Leute kein Punkt.

Der öffentliche Nah- und Fernverkehr entspricht einfach in seiner Uniformität, seiner in Reih- und Glied auf Sitzreihen gepressten, staatlich kontrollierbaren Fortbewegungsart viel mehr dem sozialistisch-militaristischen Weltbild als der wild, frei und ungezähmt herumwuselnde Individualverkehr. Zug und Bus machen den Menschen wieder zur Masse und zum Knetgegenstand planerischen Wahns, dem der Sozialismus so gerne frönt. Und wenn dann Autos nur noch für eine kleine Minderheit verfügbar sein werden, dann haben die Funktionäre des allmächtigen Staates, der Bürokratie und der politischen Spitzenämter natürlich den ersten Zugriff darauf.

Für die verteilende Klasse der sozialistischen Funktionäre nur das Beste, der Pöbel soll sich in die U-Bahn zwängen. Wie erreichen wir das? Durch Fahrverbote, durch Enteignung, durch Verteuerung des Autoverkehrs bis an den Punkt, wo sich die Masse das nicht mehr leisten kann und gezwungen ist, das staatsmonopolistisch angebotene Massentransportmittel trotz dreckiger Sitze, versiffter Bahnhöfe, unpünktlicher Abfahrten und null-Wettbewerb überteuert anzunehmen.

Uniformität, Wegfall der Wahlmöglichkeit, Unterwerfung unter das staatsplanerische Diktat unterbelichteter und unfähiger Gestalten, der feuchte Traum des sozialistischen Paradieses dieser Leute, das ist das tiefere Denken und Fühlen hinter dem ideologisierten Kampf gegen das Automobil als Ausdruck individueller Freiheit.

Liebe Grüne, mit Veggie-Essen wird das nichts

In China gibt es jetzt ein Ratingsystem für alle Bürger. Jeder bekommt einen Verhaltens-Score, in welchem seine Angepasstheit, seine Konformität oder auch seine Widerborstigkeit gegen die Obrigkeit gemessen und gespeichert wird. Wer nach der Definition dieses totalitären Werkzeugs nicht so lieb ist, wie Big Brother das möchte, dem wird der Kauf eines Zug- oder Flugtickets oder das Buchen eines Hotels unmöglich gemacht. Wenn er dann keine Ausweichmöglichkeit hat, dann erlangt der Staat so die volle Kontrolle über seine Bewegungsfreiheit. Dafür müssen wir natürlich den Individualverkehr so weit wie möglich einschränken. Da schaut Claudia Roth den Genossen Xi an wie weiland die unbekannte Restaurantbesucherin Meg Ryan bei Harry und Sally und nuschelt: „Ich will genau das, was sie hatte!“


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