Wie stark die Corona-Folgen auf den Automobilabsatz drücken, zeigt sich einmal mehr mit Beginn der neuerlichen Infektionswelle im Herbst 2020 (Datenstand September): In China, wo die Pandemie inzwischen so gut wie besiegt ist, erholt sich der Markt zügig und wächst sogar wieder. Dort, wo die Volkswirtschaften sich mitten – und heftiger als im Frühjahr 2020 – in der zweiten Infektionswelle befinden und erneut in den Lockdown-Modus wechseln müssen, kommt die Konjunkturerholung wieder ins Stocken, überwiegen erneute Rückgänge. Dagegen wurde in China im September erneut ein kräftiges Plus verzeichnet, in den USA wurde das Vorjahresniveau leicht übertroffen, in Europa ging der Absatz wieder zurück. Auch in Japan, Russland, Indien und Brasilien ist keine Trendwende in Sicht. Sonderfaktoren verzerren teilweise das Bild.
China führt Markterholung an
- Die Erholung auf dem chinesischen Markt hält ungebrochen an. Die Pkw-Verkäufe lagen im Oktober mit knapp 2,1 Millionen erneut um 9 Prozent über Vorjahresniveau. Es war bereits der sechste Wachstumsmonat in Folge. Der Abstand zum Vorjahresvolumen verringert sich weiter: Per Oktober lag es mit 15,2 Millionen Pkw nur noch 10 Prozent darunter, per September waren es noch 13 Prozent.
- Die Dynamik am US-Light-Vehicle-Markt (Cars und Light Trucks) hat sich abgeschwächt, im Oktober lag er nur noch um 1 Prozent (1,3 Mio. Neufahrzeuge) höher als im Vorjahr. Der Oktober war damit der zweite Wachstumsmonat in Folge. Der Absatz von Light Trucks stieg um 5 Prozent, während das Passenger Car-Segment ein Minus von 10 Prozent verbuchte. Der Anteil der herkömmlichen Passenger Cars – früher die Domäne im Angebot der deutschen Hersteller – an den Verkäufen ging weiter auf nur noch 24 Prozent zurück, gefragt waren große Off-Road- und SUV-Fahrzeuge. Im bisherigen Jahresverlauf ist auf dem US-Markt mit 11,6 Mio. verkauften Light Vehicles ein Minus von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu verbuchen.
- Der europäische Pkw-Markt geriet im Oktober wieder deutlich unter Corona-Einfluss. Mit 1,1 Mio. Einheiten gingen die Neuzulassungen um 7 Prozent zurück. Nach zehn Monaten fällt damit die Bilanz auf dem europäischen Pkw-Markt weiterhin negativ aus: Von Januar bis Oktober wurden 9,7 Mio. Neufahrzeuge angemeldet, 27 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 2019. Die fünf größten Einzelmärkte zeigten sich dabei durchweg rückläufig, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß.
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- Die größten Einbußen musste Spanien hinnehmen, mit einem Rückgang um mehr als ein Fünftel (-21 Prozent).
- In Frankreich (-9 Prozent) gingen die Neuzulassungen ebenfalls kräftig zurück.
- In Deutschland reduzierte sich das Marktvolumen um 4 Prozent.
- Der britische Markt gab um nur 2 Prozent nach.
- Der italienische Pkw-Markt erreichte nahezu das Vorjahresniveau (±0 Prozent).
- Die Pkw-Verkäufe in Japan sind im Oktober völlig atypisch um fast ein Drittel (+31 Prozent) auf 339.900 Einheiten gestiegen. Ein wesentlicher Grund für das optische Wachstum war aber das niedrige Vorjahresniveau: Im Herbst 2019 war es aufgrund der Erhöhung der Mehrwertsteuer zum 1. Oktober 2019 zu einem Einbruch gekommen.In den ersten zehn Monaten 2020 erreichte das japanische Marktvolumen 3,2 Mio. Neufahrzeuge (-15 Prozent).
- Auch auf dem indischen Markt beherrschen Sonderfaktoren das Bild. Nach Mitteilung des VDA hat sich das mehrtägige Lichterfest Diwali deutlich positiv auf den Markt ausgewirkt. Im Oktober wurden 310.300 Pkw abgesetzt (+14 Prozent). Damit wuchs der Markt im dritten Monat in Folge mit zweistelliger Wachstumsrate. Im bisherigen Jahresverlauf wurden 1,8 Mio. Neufahrzeuge auf die Straße gebracht, 25 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
- Im von Corona besonders stark heimgesuchten Brasilien sank der Absatz auf dem Light-Vehicle-Markt im vergangenen Monat um 15 Prozent auf 205.700 Light Vehicles. Im bisherigen Jahresverlauf wurden auf dem südamerikanischen Leitmarkt 1,5 Mio. Light Vehicles abgesetzt – fast ein Drittel weniger als im Vorjahr (-31 Prozent).
Automobilproduktion
Die Pkw Produktion zeigt sich auf allen großen Märkten zwar stark erholt, auch wenn sich diese Erholung mit Ausnahme China zuletzt etwas abflachte. Mehr als Nachholbedarf ist das aber nicht, die Rückkehr auf den früheren Wachstumstrend ist bisher nicht gelungen.
Und dürfte angesichts der neuerlich wütenden Corona-Pandemie auch so schnell nicht eintreten.
Quelle: VDA, KBA, IWK
In Deutschland hat sich die Pkw-Produktion kräftig erholt. Im Oktober hat sie sogar bereits wieder das Vorjahresniveau erreicht.
Quelle: VDA, KBA, IWK
Mit dafür verantwortlich war das Hochlaufen der Produktion von Elektromotoren respektive Elektroautos.
Quelle: VDA, KBA, IWK
Fazit
Alle Hoffnungen vom Frühjahr auf eine kraftvolle Erholung der globalen Automobilmärkte (V-Verlauf) haben sich – bis auf China – nicht erfüllt. Corona beherrscht weiter das Marktgeschehen.
In Deutschland wirkt sich das Hochlaufen des Marktes für Elektroautos, vor allem in der Plug-In-Hybrid Variante (PHEV), also in Kombination von Verbrenner- mit dualem Elektromotor, konjunkturell sehr positiv auf Wertschöpfung und Beschäftigung aus. Rein makroökonomisch betrachtet sind die dafür aufgewendeten Fördermilliarden der Wirtschaftspolitik gut angelegt.
Nach Ankündigung des VDA wird die deutsche Autoindustrie – ohnehin Elektro-Europameister – bis Ende 2021 mit über 150 verschiedenen elektrifizierten Modellen am Weltmarkt präsent sein, überwiegend mit den auf breiter Front gefragten PHEVs.