Tichys Einblick
Branchenreport Autoindustrie Deutschland Mai

Die Autoindustrie erholt sich – aber weniger als erwartet

Die deutsche Autoindustrie kommt allmählich wieder in Fahrt. Die Elektromobilität beflügelt zwar den Markt, aber es zeigen sich auch immer deutlicher die Schwachstellen des Systemwechsels weg vom Verbrenner hin zur Elektromobilität.

Autoterminal im Duisburger Hafen

IMAGO / Rupert Oberhäuser

Die Phase statistischer Verzerrungen in den relevanten Konjunkturdaten für die Automobilindustrie ist noch nicht vorbei – auch wenn sich die Corona-Lage in Deutschland und anderen großen Industrieländern mit zunehmenden Impffortschritten entspannt.

Automobilindustrie im April weiter auf Aufholkurs 

Obwohl die deutsche Wirtschaft in großen Teilen auch noch im April 2021 durch die Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung empfindlich gestört war, setzte sich der Erholungstrend fort. In der Autoindustrie zeigte sich im einzelnen folgendes Bild:

Markt im Aufwärtstrend 

Kräftiger Anstieg der Pkw-Nachfrage

Der erwartete Boom der Autobranche nimmt Formen an. Darauf deuten nicht nur Höchstwerte und positive Firmenmeldungen bei den Quartalsergebnissen aller deutscher Hersteller hin, sehr positiv entwickelten sich auch die neuen Aufträge. Aus dem Inland lagen sie im April um 166 Prozent höher (per April: + 10 Prozent), aus dem Ausland um 94 Prozent  (per April: + 34 Prozent) höher als vor einem Jahr.  

Produktion und Export durch Chip-Engpässe behindert

Nachdem im April 2020 die Pkw-Produktion in Deutschland zum Erliegen gekommen war (-97 Prozent), wurden im abgelaufenen Monat 316.200 Pkw gefertigt (+2701 Prozent). Damit lag das Produktionsvolumen im April 2021 aber immer noch um rd. 22 Prozent unter dem Niveau vom April 2019. In den ersten vier Monaten liefen Deutschland  knapp 1,3 Mio. neue Automobile vom Band (+22 Prozent). Weiterhin bleiben Lieferengpässe bei Halbleitern ein Hindernis für einen stärkeren Hochlauf der Produktion.

Im amtlichen Index der Nettoproduktion für die Autoindustrie kommt selbst der gedämpfte Produktionsanstieg kaum zum Ausdruck, da zunehmend mehr Elektroautos gebaut werden und die Produktion von Verbrenner-Motoren entfällt. 

Das gilt aber nur für Deutschland. In China boomt der deutsche Verbrenner. Die Automobilmesse Auto Shanghai zeigte jüngst die Zukunft der New Energy Vehicles. Von den deutschen Fabrikaten wurden in China im ersten Quartal allerdings fast ausschließlich Versionen mit Benzinmotoren gekauft. „Die Autos summen …nicht. Sie brummen. Schätzungsweise 99 Prozent der in China verkauften Neufahrzeuge deutscher Premiummarken und des Volumenherstellers VW werden von einem Acht-, Sechs- oder Vierzylinder angetrieben“ (Helmut Kluger, Automobilwoche).

Auch der Export stieg im April: Es wurden 252.000 Pkw (+1011 Prozent) ins Ausland abgesetzt. Im bisherigen Jahresverlauf wurden 968.500 Pkw (+21 Prozent) an Kunden aus aller Welt ausgeliefert. 

Ausblick

Nach dem bisherigen Jahresverlauf und angesichts der aktuellen Lieferengpässe hat der VDA seine Prognose angepasst: Er rechnet für das Gesamtjahr nun mit einem Anstieg der Pkw-Produktion von 13 Prozent auf 4 Mio. Einheiten. Bislang war der Verband von einem Plus von 20 Prozent auf 4,2 Mio. produzierte Pkw für das Gesamtjahr 2021 ausgegangen.

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