Tichys Einblick
Unfrisierte Gedanken zur Elektromobilität

2021: Das Jahr des Elektroautos oder Einbruch der Wirklichkeit?

Die Stolpersteine auf dem Weg zur fossil-freien Massenmobilität sind Anlass genug, allzu euphorische Überlegungen und Denkfehler rund um den viel beschworen Siegeszug der Elektromobilität mit ein paar kritischen Gedanken zu relativieren.

Ladekabel steckt im Elektroauto beim Laden an der Wallbox

imago images / Martin Bäuml Fotodesign

Nach dem chinesischen Horoskop folgt auf das Jahr der Ratte in 2021 das Jahr des Büffels. Da kommt Hoffnung auf: denn Rattenjahre stehen unter keinem guten Stern. Sie bringen häufig Seuchen und andere Katastrophen hervor. Das war schon im Mittelalter so, als Ratten als Seuchenbringer den schwarzen Tod brachten. In 2008 war es die globale Finanzkrise, in 2020 dann die Corona-Pandemie. Die uns bis heute nicht nur „in Atem hält“ sondern buchstäblich den Atem nimmt!

Der Büffel als Horoskop-Tier dagegen symbolisiert Kraft und Disziplin, aber auch Ideale auf zwischenmenschlicher Ebene und Familiensinn. Der Büffel gilt im chinesischen Horoskop als fleißiges, zielstrebiges Arbeitstier, das mit viel Geduld und Ausdauer gesegnet ist. Büffel-Jahre stehen für solide Reformjahre ohne größere Katastrophen. Meistens sind sie von beruflichem Erfolg, finanziellem Wachstum und privatem Glück geprägt. Denn: Büffel sind treue Herdentiere, die ihre Liebsten umsorgen. Daher ist es auch kein schlechtes Jahr für eine Hochzeit und die Familienplanung!

Auf vergleichbare Zukunftsboten via Horoskop muss das aufgeklärte Abendland verzichten. Ersatzweise wollen wir daher an dieser Stelle auf das zurückgreifen, was nach jüngsten Umfragen weiterhin „des Deutschen liebsten Kind ist“, das Automobil nämlich. Und weil das die veröffentliche Meinung der Medien und des Verbands der Automobilindustrie (VDA) ist, soll es kein normales Verbrennerauto sein, sondern ein Vehikel, angetrieben mit Batteriestrom aus der E-Zapfsäule oder Steckdose. 

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Laut Autoverband VDA sind die deutschen Autohersteller ohnehin bereits „Europameister bei der Elektromobilität“. Sie dominieren den europäischen Markt auf dem 2020 immerhin rund 600.000 neue Elektroautos registriert wurden. Und vieles, was das chinesische Horoskop dem Jahr des Büffels zuschreibt, ist in Ansätzen beim politisch erwünschten Zeitalter der Elektromobiliät erkennbar: Erfolg, Wachstum, (vom Staat) umsorgte Herde, Hochzeit bzw. Fusionen zwischen den Herstellern.

Wird also 2021 das Jahr des Elektroautos?

Folgt man der medialen Euphorie um den Bau des Tesla-Werkes in der grünen Heide Brandenburgs und Teslas Aktienkurs gäbe es daran keine Zweifel. Wären da nicht doch der ein oder andere Stolperstein, der den Weg zur fossil-freien Massenmobilität erschweren würde. Anlass genug, einige Denkfehler rund um den viel beschworen Siegeszug der Elektromobilität zurecht zu rücken, bzw. einige allzu euphorische Überlegungen mit ein paar kritischen Gedanken zu relativieren.

Folgende Thesen sind zu prüfen!

Tesla killt den Wettbewerb

In den Medien wird gelegentlich gemutmaßt, die scheue wie seltene Zauneidechse, die den Bau der Gigafabrik von Tesla zum Bau von 500.000 Elektroautos in Grünheide (Brandenburg) durch ihre angestammten Wohnrechte behindert, würde zum wichtigsten Verbündeten der deutschen Autohersteller werden. Weil sie ihnen den wichtigsten Konkurrenten Tesla vom Halse halten würde, denn der US-Hersteller sei der härteste Konkurrent der deutschen Premiumhersteller im boomenden Markt der Elektroautos (Max Hägler, SZ)

Beides ist falsch!

Der E-Auto Markt boomt!

Βοοmender Elektroauto- Markt? Eher nein, es kommt auf die Betrachtungsweise an.

Elektroautos sind Verbrennerautos in allen Belangen überlegen

Im Mittelpunkt der Befürworter steht natürlich die Ökologie. Lange Zeit hielt sich das Gerücht, Elektroautos seien in Deutschland im Unterhalt via Zapfstelle kostengünstiger, in Bezug auf den CO2 Ausstoß umweltfreundlicher und in Bezug auf die Reichweite ähnlich unproblematisch handelbar wie Verbrennerautos, vor allem solchen mit Dieselmotor. Keines dieser Argumente ist richtig:

Elektrisch fahren ist sexy und erlaubt Autonomie am Steuer
Schlussfolgerung

Da die Klimawandeldiskussion  anhält und das Handeln der Politik bestimmt, wird nach erfolgreicher globaler Impfaktion das Thema der CO2-Reduzierung wieder in den Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion geraten. Brennpunkt dabei wird der Verkehrssektor und damit das auch das Verbrenner-Automobil als 1,6 milliardenfacher mobiler CO2-Emittent bleiben. 

Da weder Wasserstoff noch sonstige Derivate (E-Fuels) absehbar als Substitute des fossilen Treibstoffs zur Verfügung stehen, bleibt als Zwischenlösung lediglich der Rückgriff auf PHEV´s bzw. BEV´s zu Verfügung.

In Anlehnung an von Clausewitz kann die Gesellschaft also mit dem Rückgriff auf Elektromobilität statt fossiler Verbrennung im Kampf gegen den Klimawandel zwar eine Schlacht gewinnen, nicht aber den Krieg! Dazu bedarf es bei der Automobilität effizienterer  Waffen! 

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