Ernsthafte politische Reformen forderte der Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) Karl Haeusgen in Berlin beim 14. Deutschen Maschinenbaugipfel. Der Bürokratie-Frust und die Regulierungsflut verärgerten die Unternehmen enorm. In anderen Ländern würden sie mit offenen Armen empfangen, hierzulande ertrinke jede Standortentscheidung in einem Wust von Anträgen und Genehmigungen. Hinzu kämen eine Fülle von Berichtspflichten und gut gemeinten, aber schlecht gemachten Gesetzen, die die Freiheit und die Kraft für Innovationen und Investitionen nehmen würden, betonte Haeusgen auf dem Treffen, das gestern in Berlin begann.
Noch lebten viele Unternehmen von bestehenden Bestellungen. Dem VDMA zufolge liegt die Auftragsreichweite derzeit bei durchschnittlich vier bis fünf Monaten, wobei die Spanne recht groß ist.
Haeusgen kenne Firmen, die Aufträge für die nächsten zwölf, 16 oder gar 18 Monate hätten; bei anderen reichten sie nur noch für die nächsten sechs Wochen. Er rechne daher mit einem Anstieg der Kurzarbeit in der ersten Jahreshälfte 2024. Bei vielen Unternehmen würden Gleitzeitkonten mit großer Geschwindigkeit abgebaut. Die Kapazitätsauslastung habe sich bereits auf zuletzt noch 82 Prozent reduziert. 30 Prozent der Betriebe rechnen damit, Stellen abbauen zu müssen. Dies sei neu, so Haeusgen.
Den schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien sowie Reservekraftwerke empfiehlt der VDMA-Präsident als Gegenmittel zu den hohen Energiepreisen. Die Energiewende müsse gelingen und dafür brauche es viel mehr erneuerbaren Strom, so Haeusgen. Der Maschinen- und Anlagenbau habe die Technologien zur Bekämpfung der Ursachen und Folgen des Klimawandels, jetzt müssten sie auch endlich auf breiter Front eingesetzt werden, sagt er – und schielt auf neue Milliardenförderungen vom Staat.