Tichys Einblick
Schiff "klimagerechter" als Flugzeug?

Nur noch haltbare Container-Früchte bei Lidl, keine Rücksicht auf Bauern

Der Discounter Lidl wird künftig kein Flugobst und -gemüse mehr anbieten. Begründung ist der Kampf gegen die „Klimakatastrophe“. Den Schaden haben Konsumenten - und Bauern in den Erzeugerländern, die dringend auf Exporte angewiesen sind.

© IMAGO

Der Discounter Lidl wird künftig kein Flugobst und -gemüse mehr anbieten. Begründung ist der Kampf gegen die „Klimakatastrophe“. Das berichtet die „Lebensmittelzeitung“ von Mittwoch (13. September 2023). Danach  wird Lidl den Verkauf von Flugwaren in seinen mehr als 3.200 deutschen Filialen einstellen.

Lidl hat in Deutschland mehr als 3.200 Filialen

Der Entscheidung ging eine sukzessive Reduzierung von Flugware in den vergangenen Jahren voraus. In anderen europäischen Ländern hat Lidl bereits diese Änderung vollzogen. Ein Sprecher von Lidl betonte gegenüber der „Lebensmittelzeitung“, dass der vollständige Verzicht auf Flugware in Deutschland als „finaler Schritt“ gesehen wird.

Die Auswirkungen dieses Schritts bedeuten noch nicht, dass der gesamte Obst- und Gemüsebestand aus den Regalen verschwinden wird. Stattdessen müssen sich Verbraucherinnen und Verbraucher darauf einstellen, dass bestimmte Produkte nur noch saisonal erhältlich sein werden und besonders frische Produkte nicht mehr zum Konsumenten kommen.

Grüner Spargel bei Lidl nur noch saisonal

Ein Beispiel hierfür sei grüner Spargel, der bisher außerhalb seiner Saison per Flugzeug nach Deutschland importiert wurde. Dieses Gemüse wird jetzt „ausschließlich saisonal aus Deutschland und Europa“ verfügbar sein.

Nur noch  langlebigere Produkte (wie etwa Bananen) werden weiterhin erhältlich sein, da diese in der Regel per Schiff oder Lkw transportiert werden. Diese Containerfrüchte reifen im Dunklen nach, was allerdings Auswirkungen auf Geschmack und Vitamingehalt hat. Lebensmittel mit einer kurzen Haltbarkeit, die bisher per Flugzeug importiert wurden, werden betroffen sein und damit  die Vitaminversorgung der Bevölkerung bei Lidl begrenzt. Lidl als Billigdiscounter wird bevorzugt von Leuten mit schmalem Geldbeutel aufgesucht. Dieser Personenkreis muss auf preiswerte Südfrüchte verzichten.

Lidl beschädigt damit auch die Bemühungen, Bauern in weniger entwickelten Ländern Zugang zum Konsumenten zu verschaffen. Damit wird Lidl die weltweite Armut in den betroffenen Regionen verschärfen.

Rückschlag für weltweite Wirtschaftsentwicklung

Das Verhalten von Lidl schädigt auch das Bemühen, weltweit Menschen aus der Armut zu holen und weniger entwickelten Ländern Exporteinnahmen zu ermöglichen.

Weltweit bilden Indien, China und Brasilien das Spitzentrio der führenden Anbauländer. Aber auch Staaten wie Indonesien, Marokko, Vietnam, Ghana und Syrien spielen eine wichtige Rolle in der globalen Produktion von Orangen und anderen Südfrüchten.

Beispielsweise wird die als „Flugmango” bezeichnete Mango statt mit dem Schiff mit dem Flugzeug aus dem Erzeugerland importiert. Durch die kurze Transportzeit muss die Mango nicht unreif geerntet werden. Stattdessen kann sie volle drei Monate am Baum reifen und entwickelt so ein besonders intensives Aroma. Um die Früchte vor zu viel Sonne zu schützen, werden sie während der Reifezeit in Tüten eingehüllt. Beim Transport müssen sie sehr behutsam verpackt werden, damit keine Druckstellen entstehen und die Mangos nicht verderben.

Neben der Flugmango gibt es noch andere Früchte, die als Flugobst angeboten werden. Dazu gehören Litschis, Ananas und Bananen. Wie die Flugmango weisen auch diese Obstsorten ein ganz besonders intensives Fruchtaroma auf. Aufgrund des hohen Produktions- und Transportaufwands ist Flugobst deutlich kostspieliger als Obst, das unreif geerntet und per Schiff transportiert wird“, schreibt Wettbewerber Edeka.

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