Europas (noch) größte Volkswirtschaft befindet sich in der sogenannten „technischen Rezession“. Im ersten Quartal 2023 ist das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,3 Prozent und damit bereits das zweite Quartal in Folge geschrumpft. Fakt ist, die heimische Wirtschaft ist belastet von höheren Produktionskosten und steigenden Personalausgaben, von steigenden Zinsen und vor allem den hohen Energiekosten.
Mitten in der Rezession erhöhte sich im ersten Quartal 2023 die Zahl der beantragten Unternehmensinsolvenzen um 18,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 4.117. Dies teilte das Statistische Bundesamt am Freitag mit.
Dazu kommt: Die vermutlichen Forderungen der Gläubiger aus den angezeigten Unternehmensinsolvenzen legen unverkennbar zu: Laut den Amtsgerichten betragen sie etwa 6,7 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor lagen diese Verbindlichkeiten noch bei 3,9 Milliarden Euro.
Der Großteil der Insolvenzen entfiel auf den Wirtschaftsbereich Verkehr und Lagerhaltung, dicht gefolgt vom Abschnitt Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden sowie sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (zum Beispiel Zeitarbeitsfirmen).
Ablesbar ist die ganze Misere an folgendem: Im Januar 2023 haben die deutschen Amtsgerichte nach endgültigen Ergebnissen 1.271 beantragte Unternehmensinsolvenzen gemeldet. Das waren 20,2 Prozent mehr als im Januar 2022. Im Dezember 2022 war die Zahl der Unternehmensinsolvenzen bereits um 19,7 Prozent gegenüber Dezember 2021 gestiegen.
Dass sich der negative Trend der Firmenpleiten auch im zweiten Quartal 2023 fortsetzen wird, liegt auf der Hand. Ablesbar ist dies an der Entwicklung der beantragten Regelinsolvenzen. Im Mai nahmen sie um 3,1 Prozent zum Vorjahresmonat zu. Bereits im April hatte es ein Plus von 4,8 Prozent gegeben. Dabei ist jedoch zu beachten, dass Regelinsolvenzen erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik einfließen. Tatsächlich liegt der Zeitpunkt des Insolvenzantrags in den meisten Fällen beinahe drei Monate davor. Deshalb bildet die Statistik lediglich Geschäftsaufgaben ab, die im Zuge eines Insolvenzverfahrens ablaufen – aber nicht jene, die aus anderen Gründen in die Insolvenz rutschen, bzw. vor Eintritt unmittelbarer Zahlungsschwierigkeiten.
Betroffen sind oft stationäre Mode- und Schuhhändler. Es ist nicht nur Galeria Kaufhof. Viele Modehändler befinden sich in einer Dauerkrise. In der Corona-Pandemie brach das Geschäft massiv ein, jetzt sparen die Kunden wegen der Inflation. Auch in diesem Jahr gibt es mit dem Moderiesen Peek & Cloppenburg oder Schuhhändler Reno schon wieder einige prominente Pleitefälle.