Das Ifo-Institut sieht Deutschland „an der Schwelle zur Rezession“. Grund sind die hohen Energiepreise und eine bedrohliche Gasknappheit. Eine Reihe von Frühindikatoren deuten auf eine wirtschaftliche Regression hin. Die miese Stimmung macht sich auch in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft bemerkbar; der ifo-Index fiel auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren; er rutschte von 92,2 Punkten im Vormonat auf 88,6 Punkte ab. Das Münchner Institut ermittelte den Wert zu seiner Umfrage unter etwa 9.000 Managern. Es ist der niedrigste Wert seit Juni 2020.
Bei einem Gasstopp wäre die Rezession „unvermeidlich“. Bankvolkswirte kommentierten die ifo-Umfrage wenig hoffnungsvoll. Die Entwicklung sei wenig verwunderlich, meinte VP Bank-Chefvolkswirt Thomas Gitzel. Auch wenn gegenwärtig Gas aus dem von Präsident Wladimir Putin regierten Russland in begrenztem Umfang fließe, hänge das Damoklesschwert „kompletter Gasstopp“ über dem Konjunkturausblick.
In den ersten drei Monaten des Jahres hatte das Bruttoinlandsprodukt nur noch um 0,2 Prozent im Vergleich zum Quartal davor zugelegt. Am Freitag gibt es neue Zahlen für das zweite Quartal. Doch wenn laut Ifo-Institut die Prognosen bei 96 Prozent für eine Rezession liegen, dürfte sich, selbst wenn das BIP um ein paar Basispunkte im Plus läge, die bitteren Aussichten für eine Rezession allenfalls nur in die Länge ziehen.
Doch damit sind die Messen in den hochverschuldeten Euro-Staaten noch nicht gelesen. „Die EZB legt ein neues Instrument zur Krisenbewältigung auf, das in unbegrenztem Umfang Staatspapiere aufkaufen kann. Auch ein Ankauf von Wertpapieren des privaten Sektors ist nicht ausgeschlossen. Wieder steht der Vorwurf im Raum, die EZB betreibe durch TPI in Wahrheit direkte Staatsfinanzierung.“
Auch der IWF sieht die globale Wirtschaft kurz vor einer Rezession. Für 2022 und auch 2023 hatte der Währungsfonds reihenweise die Wachstumsprognosen nach unten korrigiert. „Der Ausblick hat sich seit April erheblich verdüstert“, sagte IWF-Ökonom Pierre-Olivier Gourinchas.
„Der größte Verlierer unter den großen Wirtschaftsnationen ist Deutschland. Bereits in der Vorwoche wurde bekannt, dass die IWF-Ökonomen Deutschland im kommenden Jahr lediglich noch ein Wachstum von 0,8 Prozent zutrauen statt 2,7 Prozent, wie sie es in ihrem April-Ausblick der deutschen Wirtschaft noch zutrauten“, kommentiert die Welt. „Jetzt zeigt sich: Keine andere der großen Wirtschaftsnationen trifft die jüngste Entwicklung der Krise härter als Deutschland.“