Wohl dem, der schon ein Vermögen hat! Wehe dem, der aufsteigen will. „Wer nun Vermögen aufbauen will, muss deutlich tiefer in die Tasche greifen“, schreibt Thomas Mayer, Leiter des Flossbach von Storch Research Institutes zur Vorstellung des aktuellen FvS Vermögenspreisindexes. „Viele Haushalte können sich auf Grund der gestiegenen Preise kein Eigenheim mehr leisten. Die nächste Stufe der Vermögensleiter ist für viele Haushalte unerreichbar geworden.“
Die Zahlen die die Ökonomen des Instituts erheben, belegen, dass die Entwertung des Euro deutlich schneller vonstatten geht, als es die offizielle Inflationsstatistik der Preisentwicklung für Konsumgüter nahelegt – obwohl die jüngst auch deutlich zugelegt hat. Wer nicht nur konsumieren, sondern auch bleibende Werte, also Vermögen erwerben will, spürt den Kaufkraftverlust des Euro besonders deutlich: Zum Ende des ersten Quartals 2021 sind die Preise für das Vermögen, das sich in Besitz privater deutscher Haushalte befindet, um +11,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal angestiegen. Es handelt sich um den höchsten Preisanstieg seit Beginn der Zeitreihe des Flossbach von Storch Research Instituts im Jahr 2005.
Politische Ursachen der Inflation
Mehrere Entwicklungen begünstigen die hohe Vermögensinflation, schreiben die Ökonomen um Studienautor Philipp Immenkötter. Zum einen haben über fast alle Vermögenskategorien hinweg fiskalpolitische Maßnahmen wie Überbrückungshilfen und Konjunkturpakete die Vermögenspreise gestützt: „Dadurch sind weniger haushalte unter Druck gekommen, ihre Vermögenswerte zu verkaufen“, sagt Immenkötter. Zum anderen ließen geldpolitische Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) die Nachfrage nach Vermögensgütern ansteigen. Als letztes begünstigt eine anbahnende und in den Preisen bereits vorweggenommene wirtschaftliche Erholung die Vermögenspreisinflation.
Der Rekordpreisanstieg ist auch auf einen Basiseffekt zurückzuführen, so die Ökonomen. Im ersten Quartal 2020 fielen die Vermögenspreise um -2,7 % gegenüber dem Vorquartal und stiegen danach wieder an. Aber auch wenn man den Basiseffekt bereinigt, indem man als Bezugsgröße den Durchschnitt der Quartale Q4-2019 bis Q2-2020 nutzt, beträgt der Anstieg der Vermögenspreise +9,7 %, welches ebenfalls der größte Wert der Zeitreihe wäre.
Nach einzelnen Vermögensarten aufgeschlüsselt, stellt Immenkötter fest:
Die Preisentwicklung von Sachwerten (Immobilien, Betriebsvermögen, langlebige Verbrauchsgüter, Sammel- & Spekulationsgüter), die sich in Besitz privater deutscher Haushalte befinden, dominiert die Entwicklung des Gesamtindex. Sachwerte sind in den letzten vier Quartalen um +12,8 % teurer geworden.
Die Preise für das Finanzvermögen deutscher Haushalte (Spar- und Sichteinlagen, Aktien, Rentenwerte, sonstiges Finanzvermögen) liegen im Vergleich zum Jahresende mit +7,8 % deutlich im Plus. Neben den fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie ist auch das Preisniveau im Vergleichsquartal sowie eine erwartete wirtschaftliche Erholung ausschlaggebend.
Im Vergleich zum Ende des ersten Quartals 2020 sind die Preise für Betriebsvermögen um +58,4 % angestiegen. Dies liegt vor allem daran, dass am Ende des Vorjahresquartals die Preise auf Grund des ersten Lockdowns in Europa und den USA am Boden lagen. Über das Jahr 2020 haben sich die Preise für Betriebsvermögen gestützt von Überbrückungshilfen, Konjunkturpaketen und der expansiven Geldpolitik schnell erholt und auch die befürchtete Insolvenzwelle ist bislang ausgeblieben. Innerhalb des ersten Quartals 2021 sind die Preise um +6,7 % angestiegen. Die Preise für Betriebsvermögen werden mit Hilfe der Preise kleiner und mittelständischer öffentlich gehandelter Unternehmen gemessen.
Die Preise für langlebige Verbrauchsgüter sind im Vergleich zum Vorjahresquartal um +1,3 % angestiegen. Dies ist der höchste Preisanstieg der Kategorie seit Auflegung des Index. Den deutlichsten Preissprung legten die Preise für Gebrauchsfahrzeuge und andere Gebrauchsgüter für Freizeit und Kultur hin. Getrieben werden die Preisanstiege durch gestiegene Produktionskosten, knappe Ressourcen und die Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung.
Aktien sind +35,8 % teurer als noch vor einem Jahr. Zum einen liegt dies daran, dass zum Ende des ersten Quartals des vergangenen Jahres die Preise auf Grund der Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung der Pandemie abgestürzt waren. Zum anderen haben im vergangenen Jahr die fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen zu einer schnellen Erholung der Preise auf den Aktienmärkten beigetragen. Jüngst begünstigte eine erwartete wirtschaftliche Erholung die Aktienpreise, so dass sie allein im ersten Quartal 2021 um +7,1 % angestiegen sind.
Zum Jahresbeginn sind die Preise für das Rentenvermögen privater deutscher Haushalte deutlich gefallen, so dass im Jahresvergleich die Preisanstiege des letzten Jahres bereits egalisiert wurden (‑0,9 %). Die Preise für Rentenwerte in Besitz deutscher Haushalte fielen auf Grund der gestiegenen Inflationserwartungen. Ein Teil der Gelder wurde dabei vom Bond zum Aktienmarkt verschoben.
Der Preis des sonstigen Finanzvermögens wird über die Preise von Gold- und Rohstoffen gemessen und hat sich im Vergleich zum Vorjahresquartal um +7,9 % verteuert. Der Goldpreis fiel im ersten Quartal 2021, war aber bereits zum Beginn der Pandemie hoch, so dass der Preisverfall zum Vorjahresquartal ‑1,3 % beträgt. Rohstoffe waren in den letzten vier Quartalen deutlichen Preisschwankungen ausgesetzt. Während zu Beginn der Pandemie die Preise auf Grund einer nachlassenden Nachfrage fielen, zogen sie ab dem vierten Quartal 2020 deutlich an und liegen nun um +29,3 % höher als zum Beginn der Coronapandemie.