Tichys Einblick
Forstwirtschaft

Holzbranche unter Druck: Eine Industrie zwischen Bürokratiewahn und Konjunkturflaute

Unbehagen macht sich in der Forstindustrie breit. Die Nachfrage nach Holz verzeichnet einen deutlichen Rückgang, bedingt vor allem durch die anhaltende Krisensituation in der Baubranche. Hinzu kommen einschnürende EU-Vorgaben und Regulierungen, die den Unternehmen und Landwirten das Wirtschaften erschweren.

picture alliance/KEYSTONE | PETER KLAUNZER

Die Rezession, die derzeit die deutsche Wirtschaft prägt, hinterlässt deutliche Spuren in der Forstwirtschaft. Besonders betroffen ist die Holzsparte, die unter einem Rückgang der Nachfrage und einem Mangel an Aufträgen, vor allem aus dem Baugewerbe leidet.

Die Lage, in der sich die Unternehmen befinden, ist fatal. Der Deutsche Bundesverband der Säge- und Holzindustrie berichtet, dass 40 % der Betriebe in der Holzindustrie eine schlechte Geschäftslage beklagen. Außerdem sei eine baldige Besserung der Lage nicht absehbar.

Schwache Baukonjunktur setzt Holzbranche zu

Die anhaltende wirtschaftliche Stagnation in Deutschland, insbesondere die Krise im Bausektor, hat die Nachfrage nach Bauholz drastisch einbrechen lassen. Seit Monaten verzeichnet die Branche einen deutlichen Rückgang der Bauaktivitäten.

Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e.V. prognostiziert für das Jahr 2024 einen realen Umsatzrückgang von 3 % im Bauhauptgewerbe. Besonders dramatisch ist die Lage im Wohnungsbau, wo ein Einbruch von 13 % erwartet wird.

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Bis Juni 2024 wurden rund 28.500 weniger Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Hauptursachen sind die überbordende Bürokratie und die hohen Bauzinsen, die Investitionen erheblich erschweren.

Dies ist vor dem Hintergrund des ohnehin angespannten Wohnungsmarkts in Deutschland alarmierend. Die seit 2015 durch die Masseneinwanderung zusätzlich verschärfte Wohnkrise hat zu einem erheblichen Mangel an Wohnraum geführt, der wiederum rasant steigende Mietpreise zur Folge hatte – eine Entwicklung, die viele Bürger finanziell an ihre Belastungsgrenzen bringt. Hinzu kommt ab dem neuen Jahr die Erhöhung der Grundsteuer, die von Vermietern auf die Mieter abgewälzt werden könnte und die Belastung der Haushalte weiter verschärft.

Trotz schwacher Nachfrage: Preisanstieg bei gewissen Holzsorten

Ein weiteres Problem ist, dass es trotz des Nachfrageeinbruchs durch die schwächelnde Baubranche bei einigen Holzsorten, weiterhin zu Preissteigerungen kommt. Das belastet die ohnehin angespannte Situation zusätzlich und die Nachfrage wird weiter gedämpft.

Laut der Fachpublikation agrarheute verzeichnen insbesondere Nadelsägerundholz und Kiefern-Stammholz signifikante Preisanstiege. Diese Holzarten werden vorrangig als Bau-und Konstruktionsholz genutzt und finden breite Anwendung im Hoch-, Tief- und Wasserbau. Zudem werden sie häufig für Dachtragwerke, Fassaden, Fenster, Türen, Tore und Zäune eingesetzt.

Im vierten Quartal 2024 stiegen die Holzpreise für Nadelsägerundholz bisher um 5 bis 10 Euro pro Festmeter, wie Waldbesitzerverbände berichten. Fichten-Stammholz der Güteklassen BC wird aktuell zu Preisen zwischen 95 und 100 Euro pro Festmeter gehandelt, teils auch darüber hinaus. Auch bei Kiefern-Stammholz der Güteklassen BC sind steigende Preise zu verzeichnen, die sich aktuell zwischen 75 und 80 Euro pro Festmeter bewegen.

EU-Regulierungen und Bürokratieberg werden zur Überforderung für kleine Waldbesitzer

Des Weiteren sehen sich Landwirte einem erheblichen Druck durch eine Vielzahl an Regulierungen und bürokratischen Anforderungen ausgesetzt.

Vor allem die rasant gestiegenen Kosten, die mit der Erfüllung dieser Anforderungen einhergehen, haben die Belastung in der Landwirtschaft auf ein nahezu unerträgliches Maß erhöht. Dies war einer der zentralen Gründe, warum Landwirte bereits im vergangenen Winter mit Protestaktionen auf die Straße gingen – ein Szenario, das sich aller Voraussicht nach auch in diesem Jahr wiederholen wird.

Offizielle Daten der Bundesregierung und des Statistischen Bundesamtes, die auf Anfrage der AfD-Fraktion, veröffentlicht wurden, verdeutlichen das gesamte Ausmaß dieses Missstands. Allein zur Erfüllung bundesrechtlicher Informationspflichten entstehen den Sektoren Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei jährliche Kosten von etwa 418 Millionen Euro.

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Ein Blick auf den „Bürokratiekostenindex‟ für die Agrarwirtschaft, den die Wiesbadener Statistiker führen, veranschaulicht die problematische Situation: Ausgehend von einem Basiswert von 100 im Jahr 2012 ist der Index bis Ende 2023 auf etwa 156 Punkte gestiegen. Das bedeutet, dass die Bürokratiekosten in der Landwirtschaft innerhalb eines Jahrzehnts um rund 56 % zugenommen haben.

Noch konkreter erkennbar wird der Anstieg der Bürokratiebelastung in der Landwirtschaft, wenn man die Vielzahl neuer Vorschriften betrachtet, unter denen die Branche zu leiden hat. Zwischen 2014 und 2023 wurden laut Statistischem Bundesamt 208 neue bundesrechtliche Vorgaben für die Agrarwirtschaft eingeführt, darunter allein 125 zusätzliche Informationspflichten. Dem stehen lediglich 22 abgebaute und 35 vereinfachte Vorgaben gegenüber.

Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Last der Regulierungen und bürokratischen Anforderungen für die Landwirte stetig wächst und ein Ende dieser Entwicklung nicht in Sicht ist.

Einführung der neuen Entwaldungsverordnung wird zur Zerreißprobe für die Branche

Mit der Einführung der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) im kommenden Jahr wird eine weitere Regelung hinzukommen, welche die ohnehin angespannte Situation in der Forst-und Holzwirtschaft zusätzlich verschärfen wird.

Zukünftig sind Forstbetriebe und Waldbesitzer nach der neuen Verordnung verpflichtet, lückenlos nachzuweisen, dass ihre Holzproduktion sowohl „entwaldungsfrei“ als auch legal erfolgt. Selbst präzise Geolokalisierungsdaten ihrer Produktionsflächen müssen erfasst und vorgelegt werden.

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Besonders kleine Betriebe und private Waldbesitzer stehen vor erheblichen Herausforderungen. Ihnen fehlen oft sowohl die finanziellen, zeitlichen als auch die technischen Ressourcen, um die umfangreichen Anforderungen der EUDR zu erfüllen. Für viele Betriebe könnte dies das wirtschaftliche Aus bedeuten.

Die Untauglichkeit der neuen Vorgabe, wird auch im Hinblick auf die technische Umsetzung sichtbar. Ein aktueller Testlauf des EU-Informationssystems zur Umsetzung der EUDR hat gravierende Mängel offenbart. Erwin Taglieber, Präsident des Deutschen Holzwirtschaftsrates (DHWR) und Sprecher der Plattform Forst & Holz, kritisierte: „Der Testlauf mit dem EU-Informationssystem zeigt eklatante Defizite in der technischen Umsetzung. Von vielen beteiligten Unternehmen der Forst- und Holzwirtschaft kommt das klare Signal: So, wie die Umsetzung derzeit angedacht ist, wird sie praktisch nicht realisierbar sein“.

Die Plattform Forst & Holz stellt auch die generelle Notwendigkeit der Verordnung infrage. Der Waldschutz in Deutschland ist bereits umfassend durch bestehende Kontrollmechanismen gewährleistet. Illegale Eingriffe und Schäden am Wald werden effektiv verhindert, sodass die EUDR keinen zusätzlichen Nutzen für den Naturschutz oder den Erhalt von Lebensräumen bringt. Stattdessen führt sie lediglich zu einer zusätzlichen Ausweitung der Bürokratie und stellt eine unnötige Belastung für die Branche dar.

Angesichts dieses überbordenden Bürokratieapparats und der Flut neuer Vorschriften der die Forstwirtschaft erschüttert, bleibt die Frage: Spiegeln diese Entwicklung noch die Prinzipien einer freien Marktwirtschaft wider?

Die Holzindustrie steht vor einer angespannten Lage. Steigende Holzpreise belasten die Branche, während die sinkende Nachfrage und eine schwache Baukonjunktur die wirtschaftliche Situation weiter zuspitzen.

Hinzu kommt die wachsende Bürokratie, welche vor allem für Waldbesitzer und Forstbetriebe kaum umsetzbare Anforderungen mit sich bringt. Regulierungen, insbesondere durch die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR), drohen viele kleinere Betriebe an den Rand der Existenz zu drängen.

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