Von 2035 an dürfen in der EU nur noch Autos und leichte Nutzfahrzeuge neu zugelassen werden, deren Betrieb „klimaneutral“ ist. Die gesetzliche Regelung, auf die sich jetzt Verhandlungsführer der EU-Staaten, des Europäischen Parlaments und der Kommission verständigt haben, dürfte das Ende des im Straßenverkehr vorherrschenden, in der Regel mit Diesel oder Benzin angetriebenen Motors bedeuten.
Ausnahmen von dem Gesetz soll es für Nischenhersteller geben. Wer höchstens 1.000 Fahrzeuge pro Jahr produziert, soll weiter Verbrennungsmotoren anbieten dürfen. Für Hersteller, die zwischen 1.000 und 10.000 Autos oder zwischen 1.000 und 22.000 leichte Nutzfahrzeuge fertigen, soll es eine Übergangsregelung bis Ende 2035 geben. Die Regelung sorgt vor allem in Deutschland, dem größten Autohersteller Europas, für Wirbel. Viele Hersteller und Zulieferer sind bedroht. Allenfalls die potenzielle Zulassung synthetischer, aus Wasser und Kohlendioxid gewonnener Kraftstoffe (E-Fuels) könnte den Verbrenner über 2035 hinaus retten.
Trotz des gesetzgeberischen Rückenwinds: Wegen der Versorgungsprobleme mit Rohstoffen und eines Wegfalls staatlicher Förderung drohen Elektroautos Ladenhüter zu werden und ein älter werdender Fuhrpark mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren die Straßen zu bevölkern. Denn Altfahrzeuge dürfen auch nach 2035 weiter auf den Straßen fahren. Wohin so etwas führen kann, lässt sich in Kubas Hauptstadt besichtigen. Dort beherrschen immer noch aus den 1950ern stammende amerikanische Straßenkreuzer das Straßenbild.
Nach sechs Monaten ist das Übernahmedrama zwischen Elon Musk und Twitter endlich beendet: Seit Donnerstagabend gehört ihm die Plattform. Dass Milliardäre Kommunikationsplattformen kaufen, ist Alltag in den USA: Dem Amazon-Gründer Jeff Bezos gehört die „Washington Post“, dem Salesforce-Chef Marc Benioff das Magazin „Time“, der Witwe von Steve Jobs „The Atlantic“.
Der Tesla-Gründer dürfte die Plattform massiv umkrempeln: Angeblich will er drei Viertel der 7.500 Mitarbeiter entlassen; der 51-Jährige ist schließlich Geschäftsmann, die 44 Milliarden Dollar, welche die Twitter-Übernahme kostet, müssen sich für Musk und seine Kreditoren rentieren. Musk dürfte es als eine Frage der Ehre ansehen, der Welt zu beweisen, dass der Kauf von Twitter eine gute Investition war. Power-Nutzer sollen künftig für den Dienst zahlen, das Problem der gefälschten Konten (Bots) will er bekämpfen. Zudem will Musk die Inhalte auf der Plattform weniger stark moderieren lassen und der Redefreiheit möglichst freien Lauf lassen. Ihm gehe es letztlich darum, dass Rechts und Links miteinander statt übereinander reden. Nach Monaten der Diskussion muss Musk nun liefern.
Jetzt kommt das Kursdesaster in der Altersvorsorge an. Wegen der schwächelnden Aktienmärkte wies der norwegische Staatsfonds – der größte der Welt – für das dritte Quartal am Freitag ein Minus von umgerechnet 44 Milliarden Euro aus. Die Kapitalrendite des etwa 1,16 Billionen Euro schweren Fonds lag damit von Juli bis September bei minus vier Prozent. „Das dritte Quartal war durch steigende Zinsen, hohe Inflation und den Krieg in Europa gekennzeichnet. Dies hat sich auch auf die Märkte ausgewirkt“, so der für die Anlagepolitik zuständige Vizechef Tond Grande. Der 1996 gegründete Staatsfonds investiert die Einnahmen des norwegischen Staates aus dem Öl- und Gassektor. Er ist weltweit an mehr als 9.300 Unternehmen beteiligt.
In bester Laune zeigten sich die Investoren gleichwohl kurz vor dem Wochenende an der Wall Street. Nach einer ohnehin schon starken Börsenwoche legten die Aktienmärkte am Freitag noch einen Gang zu. Der Leitindex Dow Jones Industrial stieg um 2,4 Prozent auf 32.808 Zähler und bringt es damit auf ein Wochenplus von 5,5 Prozent. Der marktbreite S&P 500 stieg um 2,1 Prozent auf 3.888 Zähler. Unterstützung hatten die US-Börsen in dieser Woche auch von sinkenden Renditen am Anleihenmarkt erhalten.
Die Quartalszahlen von Intel und Apple wurden sehr gut aufgenommen und stellten die Kursverluste von Amazon nach deren tristem Ausblick in den Schatten. Der technologielastige Nasdaq 100, der im Verlauf dieser Woche hinterhergehinkt hatte, stieg ebenfalls kräftig um 2,7 Prozent auf 1.491 Punkte. Auf Wochensicht bleibt der Nasdaq 100 mit einem Wochenplus von 1,6 Prozent aber deutlich hinter dem Dow zurück.
Amazon-Aktien sackten um bis zu zwölf Prozent ab, zuletzt betrug der Abschlag noch 8,3 Prozent. Zum Auftakt war die Marktkapitalisierung unter die viel beachtete Schwelle von einer Billion US-Dollar gefallen. Der Online-Händler begründete die vorsichtigen Prognosen für das wichtige vierte Quartal mit der erhöhten Inflation und den Sorgen der Verbraucher um eine Rezession.
Der Konzern bekomme die trüberen Wirtschaftsaussichten im Internethandel und im Cloud-Geschäft zu spüren, schrieb Analyst Douglas Anmuth von JPMorgan. Vor allem das internationale Geschäft des weltweit agierenden Konzerns habe sich eingetrübt.
Dem standen Kursgewinne von fast 10 Prozent bei Intel und 8,5 Prozent bei Apple gegenüber. Damit avancierten die beiden Papiere zu den klaren Spitzenreitern im Dow. Der Chipkonzern wird hart vom Abschwung des PC-Marktes getroffen und greift nun zu umfangreichen Sparmaßnahmen. Im kommenden Jahr will Intel die Kosten um drei Milliarden Dollar senken. Analysten lobten die Sparmaßnahmen.
Apple trotzt vor allem dank der Stärke beim iPhone der Konsumzurückhaltung. Im vergangenen Quartal steigerte der Konzern den Umsatz im Jahresvergleich um acht Prozent auf 90 Milliarden Dollar. Der iPhone-Konzern sei im aktuell stürmischen Umfeld ein relativ sicherer Hafen, schrieb Analystin Shannon Cross von Credit Suisse.
Die Papiere von T-Mobile US legten um 7,6 Prozent zu. Nach einem fortgesetzt starken Kundenzustrom hat die Telekom-Tochter die Wachstumsprognose abermals erhöht. T-Mobile-Chef Mike Sievert sprach vom bislang stärksten Anstieg der Vertragskundenzahl in der Unternehmensgeschichte. Im Fahrwasser von T-Mobile US gewannen die Anteile des Kontrahenten Verizon 3,6 Prozent.
In der Ölbranche der USA sprudeln derweil die Gewinne dank der hohen Öl- und Gaspreise. ExxonMobil übertraf mit einem Rekordgewinn von fast 20 Milliarden US-Dollar im dritten Quartal die Erwartungen. Der Kurs stieg um 2,7 Prozent. Auch der Kontrahent Chevron hat zuletzt prächtig an den hohen Preisen verdient, hier ging es mit dem Kurs um ein Prozent aufwärts.
Zuvor hatte schon der deutsche Leitindex den fünften Tagesgewinn in Folge verzeichnet. Nach der Kursrally der vergangenen Tage steuerte der DAX lange Zeit auf einen Verlust zu, ehe eine überraschend gute Stimmung an der Wall Street den nötigen Rückenwind lieferte. Dass die unerwartet hohe Inflation (inzwischen 10,4 Prozent) in Deutschland eine weiterhin restriktive Geldpolitik wahrscheinlich macht, verschreckte Anleger hingegen nicht.
Der DAX schloss 0,2 Prozent bei 13.243 Punkten. Das Wochenplus beläuft sich damit auf rund vier Prozent. Der MDAX der mittelgroßen Werte rutschte hingegen am Freitag um 1,2 Prozent auf 23.651 Punkte ab.
Auffällig sei die Widerstandsfähigkeit des Marktes gegenüber schlechten Quartalszahlen, schrieb Jochen Stanzl von CMC Markets. Selbst der herbe Einbruch der Amazon-Aktien infolge der Quartalszahlen treibe die Anleger nicht in die Flucht. Und die Erwartung, dass der Gipfel der Zinsschritte bald erreicht sein könnte, wirke euphorisierend. In den USA hatte am Donnerstag nachbörslich Amazon einen mauen Quartalsberichte vorgelegt. Es reihte sich damit bei Tech-Schwergewichten wie Alphabet, Microsoft und Meta ein, die zuvor bereits mit ihren Zahlen und Ausblicken enttäuscht hatten.
Zahlen legten am Freitag Airbus und Volkswagen vor. Trotz eines sehr starken Laufs der Aktien des Flugzeugherstellers seit Anfang Oktober legten die Papiere weiter um 3,6 Prozent zu. Händler hoben bei dem Flugzeugbauer den starken freien Barmittelfluss hervor und das daher angehobene Jahresziel für diese Kennzahl. Auf diese Größe schauen Anleger besonders, da sie für die Dividende wichtig ist.
Die T-Aktien mischten sich mit einem Plus von 3,4 Prozent unter die besten Dax-Werte. Sie profitierten davon, dass T-Mobile US nach starken Quartalszahlen die Wachstumsprognosen am Vorabend erneut angehoben hatte. VW-Aktien gaben dagegen nach einem durchwachsenen Quartalsbericht um 1,9 Prozent nach und zogen die Papiere der Porsche-Holding mit nach unten.
Belastet vom Zahlenwerk des US-Konkurrenten Davita sackten die Aktien von Fresenius Medical Care (FMC) um 8,9 Prozent ab. Nicht nur das schlug auf die Papiere des Mutterkonzerns Fresenius SE durch, dessen Papiere um 3,2 Prozent nachgaben.