Erstaunlich resistent zeigt sich der Markt angesichts der politischen Erschütterungen. Statt eines Kursabsturzes tendierten die Märkte fester. An der Wall Street überwand der breite S & P 500 die Marke bei 2.700 Punkten.
Auch zum Wochenschluss setzten die Kurse an der Wall Street ihre jüngste Ralley fort. Der Dow Jones Industrial legte am Freitag um 0,37 Prozent auf 24.831 Punkte zu – und beendete so den siebten Handelstag in Folge mit positivem Ergebnis, was die längste Gewinnstrecke seit November bedeutet. Im Wochenvergleich hat der Leitindex damit um gut 2,3 Prozent zugelegt.
Nach den Inflationsdaten vom Vortag deuteten auch die am Freitag veröffentlichten Einfuhrpreise darauf hin, dass die US-Notenbank Fed bei ihrem Zinserhöhungskurs nicht aufs Gaspedal drücken muss. „Der Preisdruck ist weiterhin moderat“, resümierte die Helaba.
Im Dow waren die Aktien von Verizon mit einem Anstieg um drei Prozent der Spitzenreiter. Hier half ein optimistischer Kommentar von JPMorgan-Analyst Philip Cusick, der bei dem Mobilfunkanbieter auf die Chancen durch den neuen Mobilfunkstandard 5G verwies. Er stufte die Aktien auf „Overweight“ hoch.
Ansonsten waren die Blicke auf den Pharmasektor gerichtet, wo sich die Anleger mit Plänen von Donald Trump zur Senkung der Medikamentenpreise beschäftigten. Aktien wie Merck & Co oder Pfizer gehörten mit Kursgewinnen von 2,8 und 1,3 Prozent zu den Gewinnern. Die Papiere des Krankenversicherers United Health kletterten um etwa 2 Prozent.
Unter Druck standen dagegen die Apple-Aktien, bei denen Investoren einen Tag nach ihrem erstmaligen Sprung über die Marke von 190 Dollar erst einmal Kasse machten. Sie fielen letztlich um ein Dreiviertel Prozent. Damit erwies es sich auch nicht als neuer Kurstreiber, dass der iPhone-Hersteller einem Medienbericht zufolge mit Goldman Sachs an einer Kreditkarte arbeitet.
Ansonsten standen nachrichtlich vor allem Unternehmen aus dem Technologiesektor im Mittelpunkt. Der Grafikchip-Spezialist NVIDIA hatte zwar überzeugende Zahlen für das erste Quartal abgeliefert. Getrübt wurde die Stimmung zur Aktie aber von der Aussage des Unternehmens, dass die Erlöse mit der Kryptowährungsbranche vorerst deutlich sinken dürften. Die Aktien büßten an der Nasdaq mehr als zwei Prozent ein.
Für die erst seit Ende März gelisteten Papiere von Dropbox ging es ebenfalls um mehr als zwei Prozent bergab. Die Geschäftszahlen des Anbieters von Online-Speicherplatz hatten die Markterwartungen nicht getroffen.
Unter den Aktionären des Unternehmens Trade Desk war die Laune aber bestens. Sie schossen um mehr als 43 Prozent nach oben, nachdem der Anbieter einer Plattform für digitale Werbekampagnen starke Quartalsresultate vorgelegt hatte – und dabei vor allem vom Trend zu TV-Streaming profitierte.
Der DAX kletterte im Wochenverlauf zum ersten Mal seit dem Absturz Anfang Februar, über die psychologisch wichtige Hürde von 13.000 Punkten. Technisch deutet bei den Leitindizes wenig darauf hin, dass es demnächst richtig krachen könnte. Beide Barometer notieren über ihren mittelfristigen Durchschnittslinien. Die Schwankungen dürften in diesem Umfeld aber hoch bleiben, was die Nerven der Aktionäre strapaziert und Neueinsteigern oder Investoren mit zu viel Kasse einiges Kopfzerbrechen bereiten dürfte, wo das Geld am besten anzulegen ist. Hervorzuheben ist die sehr gut laufende Bilanzsaison in den USA. Dank der Steuerreform liegen die Gewinne bislang im Schnitt rund acht Prozent über den Erwartungen, ein hoher Wert. Positiv für den DAX ist, dass der Euro inzwischen etwas an Stärke verliert.
Vodafone will Unity Media kaufen, Nestlé schnappt sich das Handelsgeschäft von Starbucks und T-Mobile US möchte sich mit Sprint zusammentun. Das Fusionskarussell dreht sich weltweit immer schneller. Dank gut gefüllter Kassen, attraktiver Bewertungen sowie noch immer extrem niedriger Zinsen läuft das Geschäft mit Fusionen und Übernahmenweltweit so gut wie seit 30 Jahren nicht mehr. Laut BerenbergPrivatbank beläuft sich das Volumen des globalen M & A-Markts im Jahresverlauf auf 1,5 Billionen Dollar und erreicht damit auch den Höchststand der ersten vier Monate aus dem Jahr 2007, vor der Finanzkrise. Der größte Treiber waren die USA, aber auch in Europa liegen die Volumina auf dem höchsten Niveau seit 2007, so Ulrich Urbahn, Leiter Multi Asset Strategy and Research im Wealth und Asset Management von Berenberg. Wie stark die Dynamik des Kaufens hierzulande ist, lässt sich am German M & A Zertifikat (ISIN: DE 000 HU5 JPC 0) ablesen, das in den vergangenen zwölf Monaten um 24 Prozent zugelegt hat.
Zehn Jahre ist es her, dass Europas Peripheriestaaten in die Eurokrise schlitterten. Länder wie Italien haben sich davon weder wirtschaftlich noch politisch erholen können. Das zeigt sich auch dieser Tage, da in Rom um eine neue Regierung gerungen wird. Zwar werden sich nun wohl die Lega und die Fünf-Sterne-Bewegung zu einer Koalition zusammenraufen. Die Annäherung zweier populistischer und antieuropäischer Parteien sorgte aber für wenig Freude auf den Finanzmärkten. Die Nachricht brachte sowohl die italienischen Staatsanleihen, als auch den Euro unter Druck.
Nicht erst seit der Aufkündigung des Iran-Nuklearabkommens durch den US-Präsidenten steigen die Energiepreise und damit die Aussichten für die Öl- und Gasbranche. „Die Analyse des Meinungsklimas durch Analysten in den internationalen Finanz-Leitmedien zeigt für den Sektor einen Überhang von 44 Prozent positiver über die negativen Stimmen, die Märkte spekulieren also auf höhere Gewinne durch steigende Preise“, so Matthias Vollbracht, Leiter Unternehmensresearch bei Media Tenor International in Zürich. Zuversichtlich sind die Finanzexperten auch für den Bausektor, sowie wichtige Rohstoffe. „Von einem deutlichen Einbruch der Stimmung im Hinblick auf Industrietitel kann dagegen noch keine Rede sein“, so Vollbracht. Unter den Sektoren mit negativen oder nur leicht positiven Einschätzungen bleiben die Banken am Ende der Skala. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist das Sentiment zwar etwas weniger negativ, mit einem Saldo von minus drei sehen die Analysten aber weiterhin nur wenige Banktitel als lohnende Anlage. Deutlich verloren hat der Nahrungsmittelsektor. „Die Finanzexperten sehen durch die wachsende Macht des Handels selbst große Konzerne potenziell in Problemen. Zudem fragen sich die Analysten, ob die globalen Konzerne schnell genug auf Änderungen im Geschmack der Verbraucher wie Regionalität und Nachhaltigkeit eingehen können“, erklärt Vollbracht. Insgesamt wurden für diese Analyse 36 085 Aussagen im Zeitraum Januar 2017 bis Mai 2018 ausgewertet.