Tesla-Chef Elon Musk versuchte sich kürzlich als Ökonom. In einem Tweet schrieb er: „Unternehmen, die inhärent einen negativen Cashflow aufweisen, also Wert vernichten, müssen sterben, damit sie keine Ressourcen mehr verbrauchen.“ Das klingt provokativ, aber Musk hat Recht. So konnten in den vergangenen Jahren viele hochverschuldete Firmen nur deshalb überleben, weil sie dank Niedrigzinsen nicht von ihren Schulden erdrückt wurden. Wenn die derzeit steigenden Zinsen nun dazu führen, dass solche „Zombie-Unternehmen“ aus dem Markt ausscheiden, ist das kein Drama für die Wirtschaft als Ganzes.
Tatsächlich sind Rezessionen immer wieder erforderlich, um Ungleichgewichte zu korrigieren: Ohne die – höchst unpopuläre – Rosskur der frühen 1980er Jahre unter Fed-Chef Paul Volcker hätten etwa die USA ihr Inflationsproblem nicht in den Griff gekriegt. Und ohne einschneidende Korrekturen werden auch dieses Mal die Folgen der jahrelangen globalen Geldschwemme kaum zu bewältigen sein.
Mitte der Woche hatte die nachlassende Teuerung in den USA die Hoffnung angefacht, die Fed könnte die Leitzinsen demnächst womöglich nicht mehr ganz so stark erhöhen. Mary Daly, Fed-Präsidentin von San Francisco, sagte jedoch, die Inflation sei nach wie vor zu hoch, weshalb auch im kommenden Jahr mit einer restriktiven Geldpolitik zu rechnen sei. Für Daly ist ein weiterer großer Zinsschritt von 0,75 Prozentpunkten im September durchaus denkbar.
Bei den Unternehmen sorgte Apple mit Aussagen zur iPhone-Fertigung für Zuversicht. Dem Konzern zufolge sollen in diesem Jahr mindestens genauso viele iPhones der neuesten Generation hergestellt werden wie im vergangenen Jahr. Apple setzt dabei auf betuchte Kunden und einen schwindenden Wettbewerb, um dem globalen Abschwung in der Elektronikindustrie zu trotzen. Für die Apple-Aktie ging es um 1,7 Prozent nach oben.
Die Aktien des Unterhaltungskonzerns Walt Disney eroberten im Dow ein weiteres Mal den Spitzenplatz mit plus 2,6 Prozent, nachdem sie am Mittwoch und Donnerstag angetrieben von guten Quartalszahlen bereits vorne gelegen hatten.
Der Dax kletterte am Nachmittag mehrmals über die vielbeachtete Marke von 13.800 Punkten und blieb am Ende nur minimal darunter, überwand aber immerhin das Vorwochenhoch bei 13.792 Zählern. Letztlich gewann der Leitindex 0,7 Prozent auf 13.796 Punkte und erklomm damit den höchsten Schlussstand seit mehr als zwei Monaten. Auf Wochensicht legte das Börsenbarometer um rund 1,6 Prozent zu. Der MDAX als Index der mittelgroßen Werte endete am Freitag nur unmerklich höher bei 27.907 Zähler.
Unter den Einzelwerten stiegen die Bayer-Aktien um 4,8 Prozent. Der Konzern errang im Streit mit BASF um den Verkaufspreis für das Saatgutgeschäft vor einigen Jahren einen Erfolg. BASF legte dennoch um 1,7 Prozent zu.
Der Mobilfunk-Anbieter freenet erhöhte nach guten Geschäften im zweiten Quartal die Prognose für das operative Jahresergebnis, was den Aktien ein Plus von 2,1 Prozent bescherte. Knorr-Bremse waren nach endgültigen Quartalszahlen mit minus 11,3 Prozent Schlusslicht im Index der mittelgroßen Werte. Aussagen des Bremssystemherstellers für Lkw und Schienenfahrzeuge zu den Aktivitäten in China seien negativ gewertet worden, sagte Analyst Akash Gupta von JPMorgan.
Uniper sprangen nach zwei Handelstagen mit Verlusten um 9,3 Prozent nach oben. Ein Händler verwies auf Berichte, wonach der schwer angeschlagene Energiekonzern vorgeschlagen hat, für Asien bestimmtes Flüssiggas aus den USA nach Europa umzuleiten und Asien über einen Kooperationspartner in Australien zu beliefern. Das Gas könnte so früher in Europa verfügbar sein und Lücken in der Gasversorgung stopfen.