Diese Woche war ein Euro zeitweise nur noch 0,96 Franken wert. Damit ist die europäische Gemeinschaftswährung gegenüber dem Franken auf ein Rekordtief gefallen. Vor einem Jahr wurden für einen Euro noch 1,09 Franken bezahlt. Auch gegenüber dem Dollar setzt der Euro seine monatelange Talfahrt fort. Am Freitag wurden für einen Euro noch 1,0047 Dollar bezahlt, vor zwölf Monaten waren es noch fast 1,19 Dollar. Seit Jahresbeginn hat der Euro gemäß Daten von Bloomberg gegenüber dem Franken um 7,9 Prozent und gegenüber dem Dollar um 13 Prozent an Wert verloren.
Unterdessen hat die Europäische Zentralbank (EZB) angekündigt, hochverschuldete Euro-Staaten wie Italien mit Maßnahmen vor einem starken Anstieg der Zinsen zu schützen. Diese Abschottung von den Marktkräften sei ein Eingeständnis dafür, dass das System nicht stabil sei, wird von Analysten kommentiert. Die Europäische Währungsunion sei ein Gebilde, das durch die EZB aufrechterhalten werde, und dabei knistere es bisweilen heftig. Der wichtigeste Grund für die Schwäche des Euro gegenüber dem Dollar dürfte aber die Zinsdifferenz sein, die durch die unterschiedliche Geldpolitik der Zentralbanken entstanden ist. Die US-Notenbank hat die Leitzinsen deutlich schneller und kräftiger erhöht als die EZB.
Auch aufgrund nun wieder entfachter Ängste vor einer schärferen Geldpolitik sind die US-Börsen am Freitag in die Knie gegangen. Die Anleger hätten vor dem Wochenende Geld aus Aktien abgezogen, um nicht auf dem falschen Fuß erwischt zu werden, hieß es. Zudem belasteten Aussagen von US-Notenbankern, die nicht auf ein gemäßigteres Tempo bei den Zinsanhebungen hoffen ließen. Händler verwiesen auf Aussagen der Fed-Mitglieder James Bullard und Esther George, wonach die US-Notenbank den Leitzins so lange anheben wird, bis die Inflation wieder auf das Ziel von zwei Prozent gesunken sei. Damit dämpften sie Erwartungen am Markt, dass eine Reihe schwacher Wirtschaftsdaten die US-Währungshüter dazu bewegen könnte, die geldpolitischen Zügel etwas weniger schnell anzuziehen.
Die Blicke der Anleger richten sich bereits auf das in der nächsten Woche anstehende traditionelle Treffen der Notenbanker in Jackson Hole. Wichtige Währungshüter dürften dabei einen recht „falkenhaften“ Ton anschlagen und ihre Auffassung wiederholen, dass der Kampf gegen die Inflation noch nicht vorbei sei, erwarten Analysten des Vermögensverwalters UBS Global Wealth Management.
Der Dow Jones Industrial schloss mit einem Minus von 0,9 Prozent bei 33.707 Punkten. Daraus resultierte für den US-Leitindex ein Wochenverlust von 0,2 Prozent. Der marktbreite S&P 500 fiel am Freitag um 1,3 Prozent auf 4.228 Punkte. Der technologielastige und besonders zinssensible NASDAQ 100 verlor zwei Prozent auf 13.243 Zähler.
Auf Unternehmensseite standen die Aktien von Bed Bath & Beyond im Fokus. Nach dem Ausstieg des aktivistischen Investors Ryan Cohen befinden sich die Papiere des Wohnungsausstatters mit minus 40 Prozent weiter im freien Fall. Bereits am Donnerstag hatten sie rund ein Fünftel verloren. Cohens Investment in Bed Bath & Beyond hatte in diesem Jahr mehrfach einen Run auf die angeschlagene Aktie ausgelöst. Nun versilberte der Investor, der vor allem bei jungen Anlegern als Vorbild gilt, seinen Einsatz durch den Verkauf.
Mit einem Kursplus von mehr als 20 Prozent gab es zugleich viel Vorschusslorbeeren für die künftige Chefin von Foot Locker. Der Sporteinzelhändler hat mit Mary Dillon einen großen Namen der Branche an Land gezogen. Sie soll zum 1. September Firmenchef Richard Johnson ablösen, der in Ruhestand geht. Zudem konnte der Konzern am Freitag bei den Anlegern mit besser als erwartet ausgefallenen Quartalszahlen punkten.
Mit plus 2,5 Prozent waren auch die Anteilsscheine von General Motors gefragt. Nach einer pandemiebedingten mehr als zweijährigen Auszeit will der Autobauer seinen Aktionären wieder eine Quartalsdividende zahlen – wenn auch deutlich weniger als vor dem Corona-Ausbruch. Auch die unterbrochenen Aktienrückkäufe will das Management wieder aufnehmen und diese auf bis zu fünf Milliarden Dollar aufstocken.
Der Dax kam vor dem Wochenende einmal mehr wegen Inflationssorgen unter Druck. Auslöser waren deutlich stärker als erwartet gestiegene Erzeugerpreise in Deutschland. Der Leitindex schloss 1,1 Prozent im Minus bei 13.545 Punkten, womit sich die moderate Vortagserholung als Strohfeuer erwies. Er rutschte damit unter die 100-Tage-Linie, die als langfristiger Kursindikator gilt, und hielt sich nur knapp über der für den kurzfristigen Trend wichtigen 21-Tage-Linie.
Vor allem wegen des Kursrutsches vom Mittwoch steht ein Wochenverlust von 1,8 Prozent zu Buche, nachdem der Dax davor eine vierwöchige Erholungsrally hingelegt hatte. Der MDAX der mittelgroßen Unternehmen sank um zwei Prozent auf 26.985 Zähler.
Auf dem letzten Platz im Dax verloren Deutsche Bank über vier Prozent, Mercedes-Benz und die Titel des Immobilienkonzerns Vonovia sanken jeweils um 3,7 Prozent. Lufthansa gaben im MDax um knapp viereinhalb Prozent nach. Die Bank of America rät vor allem bei zyklischen Branchen wie Banken und Automobil zum Untergewichten.
Die Titel des Finanzdienstleisters Hypoport brachen im Nebenwerteindex SFAX um 15 Prozent ein. Das Bankhaus Metzler strich das bisherige „Hold“-Votum und rät nun zum Verkauf. Die jüngste Kurserholung sei zu weit gelaufen und die Geschäftsaussichten seien eher mau, begründete Analyst Jochen Schmitt die Abstufung. Dagegen setzten die Aktien des Lkw-Zulieferers SAF-Holland ihre zur Wochenmitte unterbrochene Klettertour fort und gewannen 0,8 Prozent auf 8,69 Euro.