Tichys Einblick
Der Marktausblick

Kein Black Friday an den Börsen

Von Null- und Minuszinsen auf Erspartes profitieren nicht nur Aktien, sondern auch andere Sachwerte. Hierzulande etwa ziehen die Investitionen in Edelmetalle kräftig an. So haben die Goldbestände in den Tresoren der Deutschen Börse in Frankfurt erstmals die Marke von 200 Tonnen überschritten.

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Für verdächtig ruhig halten manche Auguren den Handel an der Wall Street. Es könne die Ruhe vor einem Börsenbeben sein, die Lage ähnele der vor den Korrekturen im Januar und Dezember 2018, so Skeptiker.Tatsächlich markierte der Volatilitäts-index des S & P 500, der sogenannte VIX, soeben den niedrigsten Stand des Jahres. Die geringe Schwankungsbreite ist jedoch auch saisonal bedingt: In den USA wurde am Donnerstag Thanksgiving gefeiert. Etwa 46 Millionen Truthähne verloren dabei ihr Leben. Viele Investoren verlängern ihr Wochenende, auch der Mittwoch davor bleibt meist ruhig. Gleichwohl stehen die Signale spätestens für den Montag auf Rot: Trump hat das Gesetz zur Ahndung von Menschenrechtsverstößen in Hongkong unterzeichnet. Die Schlüsselfrage: Wie reagiert China? Außer offizieller Empörung war noch nichts. Wenn Trump die Maßnahmen nicht implementiere, könne man bei den Zollverhandlungen am Tisch bleiben, hieß es aus Peking. Kochen die Emotionen hoch, dann wäre es mit der Ruhe an den Märkten wohl vorbei.

Nach dem Feiertag Thanksgiving wagten sich die Anleger am Freitag zunächst erst einmal nicht aus der Deckung. Der Dow Jones Industrial ging am Black Friday, dem Startschuss für die Weihnachtseinkäufe, mit einem geringen Verlust von 0,4 Prozent auf 28.051 Punkte in das Wochenende. Am Vortag waren die Börsen in den USA geschlossen geblieben und an diesem Freitag wurde nur vier Stunden lang gehandelt. Auch das Geschäft am Anleihemarkt endete früher als gewöhnlich.
Am Mittwoch waren der Dow, der marktbreite S&P 500 und der technologielastige NASDAQ 100 allesamt auf Höchstkurse gestiegen. Auf Wochensicht verbuchte der Dow nun ein Plus von 0,6 Prozent. Für den Monat November steht ein Gewinn von immerhin 3,7 Prozent zu Buche. Vor allem die Hoffnung auf einen guten Ausgang der US-chinesischen Handelsgespräche hatte die Anleger im November zugreifen lassen.

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Der marktbreite S&P 500 sank am Freitag ebenfalls um 0,4 Prozent auf 3.140,98 Zähler. Der technologielastigen NASDAQ 100 verlor 0,5 Prozent auf 8.404 Punkte. Viele Marktakteure dürften wie so oft nach dem Thanksgiving das Wochenende verlängert, dem Börsengeschehen fern geblieben und stattdessen für Weihnachten eingekauft haben. Schließlich verspricht der sogenannte Black Friday reichlich Schnäppchen.

Für den US-Einzelhandel – online wie stationär – sind der Black Friday und der Cyber Monday zu Beginn der kommenden Woche die wichtigsten Tage des Jahres. „Die größten Umsätze werden am heutigen Black Friday nicht an den Börsen gemacht, sondern in den Einkaufszentren“, sagte Analyst Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.

Anleger hielten sich gleichwohl bedeckt: Die Papiere großer Online-Händler wie Amazon und eBay verloren jeweils rund ein Prozent. Das galt auch für die Aktien der meisten großen Filialhändler wie Target, Lowe’s, Macy‘s und Kohl‘s. Sie verloren zwischen 0,7 und 2,7 Prozent. Lediglich Walmart-Aktien verbuchten ein Plus von 0,3 Prozent. Das reichte aber für Platz zwei im Dow.

Auch der DAX musste zum Wochenschluss leicht Federn lassen. Der Leitindex verlor 0,1 Prozent auf 13.236 Punkten.

Zu den Gewinnern zählten nach einer Anhebung der Jahresprognose die Papiere von Eon. Verlierer war die Aktie von Continental. Daimler konkretisierte derweil seine Sparanstrengungen. Das Programm soll in den kommenden drei Jahren weltweit Tausende Arbeitsplätze kosten. Gestrichen werden mindestens 10.000 Stellen. Es gehe um eine niedrige fünfstellige Zahl, sagte Personalvorstand Wilfried Porth am Freitag. Vor allem will Daimler freiwerdende Stellen nicht nachbesetzen, dazu sollen die Altersteilzeit ausgeweitet und Mitarbeitern in der Verwaltung in Deutschland Abfindungen angeboten werden. Betriebsbedingte Kündigungen sind an den deutschen Standorten bis Ende 2029 ausgeschlossen.

Der schwächelnde Autobauer AUDI kürzt nicht nur beim Personal, sondern auch bei den Investitionen. Für die kommenden fünf Jahre will die Volkswagen-Tochter zusammengenommen nur noch rund 37 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung sowie Sachinvestitionen stecken. Im letzten Fünfjahresplan 2019 bis 2023 hatte Audi noch 40 Milliarden Euro veranschlagt. Die aktuelle Planung spiegele eine bessere Investitions- und Kostendisziplin wider, hieß es.

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LVMH, Mitsubishi und Novartis sind zwar in ganz unterschiedlichen Branchen aktiv, haben aktuell aber eine große Gemeinsamkeit. Sie treiben gerade zusammen einen globalen Fusionsboom an, der alle Sektoren durcheinanderwirbelt. Knapp 70 Milliarden US-Dollar an Mergers & Aquisitions-Ausgaben vermeldeten die Unternehmen allein in der vergangenen Woche weltweit, wobei die Offerte des US-Online-Brokers Charles Schwab für den Konkurrenten TD Ameritrade mit 26 Milliarden US-Dollar am schwersten wiegt. Darauf folgt das Angebot des französischen Luxuskonzerns LVMH, der knapp 17 Milliarden US-Dollar für den US-Juwelier Tiffany auf den Tisch legt. Viele kleinere Deals sind insbesondere im Biotech-Bereich zu finden. Zwei Treiber sind wohl ausschlaggebend, dass die Merger Mania nach einer längeren Pause nun wieder Fuß gefasst hat. Erstens sind die Rezessionsängste weltweit auf dem Rückzug, nachdem ein Handelskrieg zwischen den USA und China wohl vermieden werden kann. Zweitens sind angesichts der ultralockeren Geldpolitik der Notenbanken genug billiges Geld sowie hoch bewertete Aktien vorhanden, um die M & A-Deals relativ günstig zu finanzieren.

Von Null- und Minuszinsen auf Erspartes profitieren nicht nur Aktien, sondern auch andere Sachwerte. Hierzulande etwa ziehen die Investitionen in Edelmetalle kräftig an. So haben die Goldbestände in den Tresoren der Deutschen Börse in Frankfurt erstmals die Marke von 200 Tonnen überschritten. Die Barren besitzen einen Wert von 8,5 Milliarden Euro, ebenfalls ein neuer Rekord. Frisches Gold kommt immer dann hinzu, wenn Anleger die sogenannte Xetra-Gold-Anleihe erwerben, bei der für jeden Anteilschein ein Gramm des Edelmetalls hinterlegt wird. Gleichzeitig melden aber auch Edelmetallhändler eine starke private Nachfrage nach Gold- und Silbermünzen, speziell dem Krugerrand. Michael Eubel, Abteilungsleiter Edelmetalle bei der Bayerischen Landesbank, ergänzt: „Auch institutionelle Anleger, Family Offices oder beispielsweise Vermögensverwalter haben dieses Jahr in hohem Maße in Goldmünzen wie den Krugerrand investiert — und sie tun dies ungebrochen.“

Dass Saudi-Arabien und Abu Dhabi enge politische und wirtschaftliche Beziehungen pflegen, ist lange bekannt. Wie eng diese sind, zeigt sich auch darin, dass Saudi Aramco bei seinem geplanten Börsengang nach dem 4. Dezember mit dem Staatsfonds des Emirats Abu Dhabi einen wichtigen Ankerinvestor gefunden haben könnte. So soll die Abu Dhabi Investment Authority (ADIA) eine Investition zwischen einer und zwei Milliarden US-Dollar erwägen. Für ADIA wäre das Engagement kein großes Ding. Der Staatsfonds soll 2018 rund 690 Milliarden US-Dollar schwer gewesen sein. Für Saudi Aramco wiederum wäre die ADIA-Investition ein wichtiges Signal an die Märkte. In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass Saudi Aramco umgerechnet erst knapp 20 Milliarden US-Dollar sicher hat. Saudi Aramco will 1,5 Prozent des Konzerns mit einem geschätzten Marktwert von 1,6 bis 1,7 Billionen Dollar an die Börse bringen.


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