Die Wall Street verzeichnete den schwächsten Tag seit Oktober, der Dow Jones Industrial war im Tief mit über 900 Punkten oder 2,7 Prozent Minus besonders stark betroffen. Die Gründe sind immer die gleichen: Brandet die Berichterstattung über steigende Inzidenzen oder Mutationen des Coronavirus auf, melden sich die Hasenfüße zurück. Dass aus dem Kursrutsch keine einschneidende Korrektur, geschweige denn ein Sommercrash wurde, liegt an der kraftvollen Unterstützung der Aktienmärkte durch die Zentralbanken. Letztlich erwies sich der Rücksetzer als Kaufgelegenheit, die viele begierig wahrnahmen. Der DAX hat die 15.000-Punkte–Marke verteidigt, und es sieht danach aus, als wäre der Leitindex dazu weiter in der Lage.
Am Freitag zeigte sich der DAX nochmals von seiner festeren Seite. Der Leitindex schloss ein Prozent im Plus bei 15.669 Punkten. Erfreuliche Konjunkturdaten sorgten für Schwung. Der europäische Einkaufsmanager-Index kletterte im Juli auf den höchsten Stand seit 21 Jahren. Auch die Sitzung der Europäischen Zentralbank vom Donnerstag hallte noch nach. Die Währungshüter hatten bekräftigt, dass sie ihren expansiven Kurs weiter beibehalten wollen. Die Zinsen sollen demnach auf Rekordtief bleiben, die milliardenschweren Anleihekäufe weitergehen.
Auf Unternehmensseite stand die Immobilienbranche im Fokus der Anleger. Am späten Nachmittag räumte der größte Deutsche Vermieter Venovia ein, was zuvor Insider berichtet hatten: Dass man die angepeilten 50 Prozent der Anteile an dem kleineren Rivalen Deutsche Wohnen nicht habe einsammeln können. Der Plan zur Übernahme ist damit wohl erneut gescheitert. Bisher hätten nur 47,62 Prozent der Deutsche-Wohnen-Aktionäre das Angebot angenommen, bis 18 Uhr lief noch eine Frist, in der die letzten angedienten Aktien gebucht werden konnten, aber es ist unwahrscheinlich, dass am Montag doch noch Vollzug gemeldet werden kann. Bereits vor fünf Jahren hatte Vonovia erfolglos versucht, die Deutsche Wohnen zu schlucken. Anders als damals stand die Führung des Branchenzweiten diesmal aber ausdrücklich hinter dem Plan. Die Vonovia-Aktie fiel um zwei Prozent, das Papier der Deutsche Wohnen erholte sich schnell wieder.
Starke Quartalszahlen sowohl aus der „Old Economy“ als auch aus der neuen Tech- und Social-Media-Welt von Twitter, Snap und Co befeuerten die Aktien-Rally in New York. Der Dow Jones Industrial, der technologielastige NASDAQ 100 und der marktbreite S&P 500 schwangen sich allesamt zu neuen Höchstmarken auf.
„Die Quartalsberichte überraschen nach wie vor auf positive Weise“, schrieb Analyst Craig Erlam vom Broker Oanda. Die Investoren seien von den Zahlen der Unternehmen begeistert und auch mit Blick auf die kommenden Wochen optimistisch gestimmt. Der Dow legte um 0,7 Prozent auf 35.062 Zähler zu. Auf Wochensicht steht für den Index ein Gewinn von gut einem Prozent zu Buche. Der S&P 500 stieg ebenfalls um ein Prozent auf 4.412 Zähler. Für den Nasdaq 100 ging es mit fast 1,2 Prozent auf 15.112 Zähler noch etwas weiter nach oben.
Für Furore sorgten die Aktien von Snap: Sie schossen um fast 24 Prozent nach oben auf den höchsten Stand seit dem Börsengang vor mehr als vier Jahren. Das Technologie- und Social-Media-Unternehmen hatte zuletzt mit neuen Angeboten vor allem unter jungen Menschen viele neue, aktive Anhänger gefunden, was wiederum die werbenden Unternehmen anlockt. Analyst Stephen Ju von der Credit Suisse meinte, das Unternehmen stehe erst am Anfang eines zehnjährigen Aufwärtszyklus.
Auch der Kursnachrichtendienst Twitter hatte zuletzt erheblich von Anzeigenkunden profitiert. Der Umsatz stieg im zweiten Quartal im Jahresvergleich um 74 Prozent auf knapp 1,2 Milliarden Dollar. Für die Aktien ging es um gut drei Prozent nach oben. Analyst Doug Anmuth von der Investmentbank JPMorgan schrieb, nun zahle sich aus, dass das Management in den vergangenen zwei Jahren konsequent darauf gesetzt habe, die Angebote für die Nutzer auch in bare Münze zu verwandeln.
Angesichts der guten Nachrichten von Twitter und Snap legten auch die Kurse anderer Branchengrößen wie des Online-Fotodienstes Pinterest und Facebook kräftig zu. Facebook stiegen um 5,3 Prozent auf ein Rekordhoch. Hier rief Credit Suisse mit 480 Dollar das höchste Kursziel auf, das derzeit am Markt kursiert. Es räumt dem Kurs weiteres Aufwärtspotenzial von fast 30 Prozent ein.
Mit American Express und Honeywell veröffentlichten zwei Titel aus dem Dow Jones Index Quartalsberichte und Ausblicke. Diese kamen am Markt gut an, die Aktien von American Express stiegen um 1,3 Prozent und zogen auch die Papiere des Kontrahenten Visa um zwei rozent mit nach oben. Niemals zuvor hatte American Express in einem Quartal so viele Neukunden für die Nobelkarte Platinum Card gewonnen wie in den Monaten April bis Juni.
Das Haar in der Suppe waren vor dem Wochenende die Nachrichten von Intel. Der Chip-Riese rechnet damit, dass sich die globale Halbleiter-Knappheit in den kommenden Monaten noch zuspitzt und bis ins Jahr 2023 hinein andauern kann. An der Börse enttäuschte zudem die Umsatzprognose für das laufende Jahr. Der Kurs rutschte am Ende des Dow um 5,3 Prozent ab.
Vor 50 Jahren begann eine Erfolgsgeschichte zum Vorteil der Anleger, die längst noch nicht zu Ende ist. Anfang Juli 1971 kreierte der US-Amerikaner John McQuown mit seinem Team für die US-Bank Wells Fargo den ersten Indexfonds. Heute sind knapp 14 Billionen Euro in passiven Indexprodukten gebunden. Allein bei der wichtigsten Kategorie der passiven Investments, den Exchange Traded Funds (ETF), gibt es weiter grandiose Wachstumszahlen. So sind laut der Beratungsfirma ETFGI am Ende des Halbjahres 2021 knapp 9.000 börsennotierte Indexpapiere von 556 Anbietern im Wert von rund 7,95 Billionen Euro in 62 Staaten gelistet. Allein im Juni 2021 flossen der ETF-Branche gut 75 Milliarden Euro zu, in den ersten sechs Monaten summieren sich die Investments auf 562 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Im -Vorjahr waren es pandemiebedingt im gleichen Zeitraum 250 Milliarden Euro. Eines ist trotz der erfolgreichen Historie geblieben: die Bedenken vieler Experten vor Indexfonds. So warnten schon 1975 US-Banken, dass die neuen passiven Produkte den Anlegern keinen Mehrertrag bringen und zudem die Kapitalallokation für Unternehmen stören würden.
Bis zu 22 Milliarden Euro werden die Olympischen Spiele, die am Freitag feierlich eröffnet wurden, Japan kosten. Zuschauereinnahmen fehlen dieses Mal. Auch sonst bestehen durchaus Gefahren, dass Japan als großer Verlierer vom Platz geht. Denn sollten etwa die Corona-Zahlen unter den Teilnehmern rapide zunehmen, würden die Spiele darunter ebenso leiden wie die Außendarstellung der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt — insbesondere da der asiatische Großkonkurrent China die Winterspiele im kommenden Jahr durchführen wird. Sollten die Organisatoren in Tokio -allerdings die Probleme in den Griff bekommen, könnte dies Japan durchaus einen Imageschub bringen. „In der Folge könnten heimische und ausländische Investoren viel optimistischer auf japanische Aktien blicken, zumal viele Argumente für diese Assetklasse sprechen“, so John Vail, Chief Global Strategist bei Nikko
Asset Management. Und dann erkennen, dass „die Bewertungen sehr niedrig sind, die Gewinnschätzungen der Unternehmen steigen und die globale Nachfrage die japanischen Exporte ankurbeln wird“.
Es ist einer größten US-Industrieskandale überhaupt, die massenhafte Verbreitung von Opiaten durch Pharmafirmen in den USA, in deren Folge schätzungsweise 500.000 Menschen durch Überdosen von verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln und illegalen Drogen gestorben sind. Wegen ihrer Rolle darin haben der Pharmahersteller Johnson & Johnson (J & J) sowie drei Arzneimittelgroßhändler nun einem milliardenschweren Vergleich zur Beilegung von Klagen zugestimmt. Die Pharma-händler McKesson, Cardinal Health und AmerisourceBergen sollen demnach zusammen 21 Milliarden Dollar und J & J fünf Milliarden Dollar zahlen, wie eine Gruppe von Generalstaatsan-wälten mitteilte. Die Pharmahändler sollen dafür 18 Jahre Zeit erhalten, J & J neun Jahre.