Am Dienstag überstieg der Preis für die Feinunze Gold die wichtige Marke von 2.000 Dollar. Zwar erreicht er damit immer noch nicht ganz die Höhe von 2020: am 6. August stand der Unzen-Preis vorübergehend bei 2.070 Dollar, um sich dann für längere Zeit wieder langsam abwärts zu bewegen. Die internationale Entwicklung spricht dafür, dass das Goldpreis-Niveau länger über der 2.000er-Marke bleibt.
Gold gilt traditionell als klassisches „Angst-Metall“, zu dem die Anleger in Zeiten von Krieg und großer Unsicherheit Zuflucht nehmen. Solange es keine konkrete Aussicht auf einen Frieden im Krieg zwischen Russland und der Ukraine gibt, und im Gegenteil russische Drohungen mit einem Gas-Lieferstopp einerseits und Boykottüberlegungen im Westen andererseits auch eine weitreichende Energieversorgungskrise möglich erscheinen lassen, werden Investoren Gold weiter als sicheren Hafen betrachten. Außerdem gilt das Edelmetall auch als solider Inflationsschutz.
Und viele Anleger rechnen mit einer weiter galoppierenden Inflation. Erstens, weil Öl-, Gas- und Lebensmittelpreise durch den Krieg in der Ukraine noch einmal stark stiegen. Vor allem auf dem europäischen Markt zogen die Gaspreise extrem an, weil viele Käufer versuchten, sich auf den Spotmärkten kurzfristig mit dem Brennstoff einzudecken. Am Montag erreichte der Preis für eine Megawattstunde Gas 345 Euro. Im Januar 2022 lag er noch bei gut 200 Euro – und das war bereits das Fünffache des Preises im Januar 2021.
Die Inflation in den USA betrug im Januar 7,5 Prozent, in der Euro-Zone 5,1 Prozent. Wegen des andauernden Krieges und der Gefahr eines Wirtschaftseinbruchs gilt es mittlerweile allerdings als sehr unwahrscheinlich, dass die US-Notenbank wie ursprünglich geplant im März die Zinsen um 0,5 Prozent anhebt. Auch eine Zinserhöhung der EZB rückt in weite Ferne. Damit dürfte die Inflation weiter ungezügelt bleiben – und die Motive stark, Goldbestände zu halten und weiter auszubauen.
Ein weiterer Grund für ein länger andauerndes Gold-Hoch: Durch die Sanktionen gegen die russische Staatsbank kann Russland derzeit keine Verkäufe des gelben Metalls auf dem internationalen Markt abwickeln. Es fällt also ein wichtiger Anbieter vorerst aus.
Auch der Preis von Palladium schoss stark in die Höhe. Am Dienstag erreichte er vorübergehend eine Marke von 3.037 Dollar pro Unze. Hier stehen allerdings weniger Anlegerüberlegungen hinter dem Preisauftrieb als vielmehr Nachschubsorgen: Palladium wird in der Industrie vielfältig eingesetzt. Und einer der großen Palladium-Förderer weltweit ist Russland.