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Geldanlage

Der Goldpreis überspringt Marke von 3000 Dollar deutlich – Hält der Run an?

Das Edelmetall erreicht ein neues Allzeithoch – aus mehreren Gründen. Anleger in Deutschland sollten vor allem einen Punkt im Auge behalten.

picture alliance / FotoMedienService | Ulrich Zillmann

Was sich schon seit Tagen ankündigte, geschah am 18. März tatsächlich: Der Preis für die Feinunze Gold berührte nicht nur die Marke von 3000 Dollar, sondern übersprang sie sehr deutlich. Am Nachmittag notierte die Unze bei 3035 Dollar, dem neuen Allzeithoch. Damit legt der Preis für das edle Metall in den vergangenen sechs Monaten um gut 16 Prozent, in Zwölfmonatsfrist um fast 40 Prozent zu – von einem jeweils schon sehr hohen Ausgangswert.

Das bisherige Allzeithoch dürfte allerdings bald durch neue Rekorde abgelöst werden. Manche Marktbeobachter erwarten noch in diesem Jahr einen Unzenpreis von 3500 Dollar oder mehr. Für den Goldrausch gibt es mehrere Gründe, einige mit lang-, manche mit kurzfristigem Charakter. Zu den langfristigen zählen die schon im vergangenen Jahr stark angestiegenen Golfkäufe mehrerer Nationalbanken, vor allem der indischen, türkischen und chinesischen.

China bekräftigte mehrmals seine Absicht, auch in Zukunft seine auf Dollar lautenden Anleihen im Bestand zu verringern. Gold als Ersatz gehört neben Anleihen in anderen Währungen zu den naheliegenden Alternativen. Zweitens spiegelt der Drang zum Edelmetall Nummer eins die Inflationserwartung wider. Die stieg in den letzten Wochen deutlich: Zum einen dadurch, dass die kommenden Koalitionspartner Union und SPD mit grüner Hilfe Sonderschulden von gut einer Billion Euro vereinbarten, und damit die finanzpolitische Zurückhaltung der größten Volkswirtschaft Europas spektakulär und gegen die Wahlkampfversprechen von CDU und CSU beenden. Dazu kommt die Zinssenkung der EZB am 6. März von 2,75 auf 2,50 Prozent. In Kombination mit der Schuldenflut dürfte sich die Inflation im Euro-Raum hartnäckig halten. Möglicherweise zieht sie sogar wieder an.

Schon von Dezember 2024 auf Januar 2025 stieg die Inflationsrate im Euroraum leicht, von 2,4 auf 2,5 Prozent. Das war noch vor der Schulden-Wende von Friedrich Merz. Allerdings dürfte die Zentralbank selbst bei noch höheren Inflationsraten kaum mit Zinserhöhungen gegensteuern – aus politischer Rücksicht auf das mit über drei Billionen Euro hoch verschuldete Frankreich, das schon jetzt unter der Zinslast ächzt, und eben auch auf Deutschland, das sich gerade in das größte Verschuldungsprogramm seit 1949 stürzt.

In den USA setzte die Regierung Donald Trumps gerade ihren Budgetplan im Kongress durch, der die Fortsetzung der Trumpschen Steuersenkungen von 2017 vorsieht, außerdem zusätzliche Steuersenkungen, aber auch erhöhte Ausgaben für Verteidigung und Grenzsicherung. Das würde selbst bei einem weiteren Wirtschaftswachstum von etwas oberhalb von einem Prozent in den nächsten 10 Jahren zusätzliche Staatsschulden von drei Billionen Dollar bedeuten. Zu den begründeten Inflationserwartungen kommt die Unsicherheit der Weltlage: Zwar rückt ein Waffenstillstand in der Ukraine näher – dafür könnten sich die Aktivitäten der Huthi-Milizen aber ausweiten, die aktuell die Schifffahrt im Roten Meer bedrohen, einer der weltweit wichtigsten Handelsrouten.

Außerdem treiben zwei kurzfristige Effekte den Goldpreis ein gutes Stück nach oben: zum einen der deutliche Rücksetzer von US-Aktien, vor allem im Technologiebereich. Hier zweifelten offensichtlich viele Anleger, ob die teils sehr hohen Bewertungen von Unternehmen wie Nvidia und Palantir noch gerechtfertigt sind.

Obwohl sich die meisten Titel nach dem Einbruch wieder etwas erholten, sendete die Börse damit ein Warnsignal. Viele Investoren hielten es danach für klüger, einen Teil ihres Kapitals im sicheren Goldhafen zu parken. Der zweite Kurzfrist-Effekt besteht eigentlich nur in einem Gerücht, das besagt, die Trump-Administration könnte demnächst einen Einfuhrzoll auf physisches Gold erheben. Zwar gibt es weder von Trump noch einem anderen Regierungsmitglied eine entsprechende Äußerung. Aber die Vermutung reichte schon dafür aus, dass viele Fonds und Investoren in den USA Goldbarren bestellten, solange sie für die Einfuhr noch keinen staatlichen Aufschlag zahlen müssen.

Weil in London, dem umsatzstärksten Goldhandelsplatz der Welt, die Standard-Barren 12,5 Kilogramm wiegen, in New York Händler und Anleger aber handlichere Ein-Kilo-Stücke bevorzugen, schiebt die schweizerische Goldraffinerie Argor-Heraeus schon seit Dezember 2024 Sonderschichten, um die für den Export in die USA vorgesehenen Stücke umzuschmelzen. Die Erwartung einer amerikanischen Gold-Einfuhrgebühr wird sich in den kommenden Monaten entweder erfüllen oder nicht – aber so oder so nimmt die Sondernachfrage nach Barren demnächst auch wieder ab. Die anderen Faktoren – Goldkäufe der Zentralbanken, Inflationserwartung, Sorge wegen neuer Kriegsherde – bleiben mindestens das gesamte Jahr 2025 über erhalten.

In Deutschland verlangt der Staat bis jetzt – anders als bei Silber – noch keine Mehrwertsteuer beim Goldkauf. Spätestens dann, wenn die Regierung auch diese Geldquelle entdeckt und zur Gesetzesänderung schreitet, sollten Sparer ihre Goldvorräte trotz des hohen Preises vorher schnell noch aufstocken, oder sich, falls noch nicht vorhanden, etwas von dem gelben Metall zulegen.

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