Womöglich retten die Zwischenwahlen in den USA und die anschließende Reaktion der Wall Street den Börsenherbst. Der Chart des S & P 500 zeigt ein starkes positives Signal, der US-Index überwand seine 200-Tage-Linie im Wochenverlauf mit einem großen Sprung. Ob das die Wende war und dieser Impuls eine Jahresendrally einleitet, muss sich zeigen. Der Handelsstreit mit China schwelt weiter, es könnten sich aber Ende November beim G 20-Treffen neue Lösungen ergeben. Die US-Zinsen steigen zwar tendenziell, doch das Tempo der Anhebungen bleibt so wie erwartet. Mit den Midterms haben überdies die politischen Unsicherheiten ausgehend von den USA nicht zu-, sondern eher abgenommen. Der DAX liefert ein anderes Bild: Hier spiegeln sich die jüngsten konjunkturellen Unsicherheiten, die sich vor allem im Automobilsektor zeigen. Der Index ist ein gutes Stück von seiner 200-Tage-Linie entfernt, ein echtes positives Signal ist nicht zu erkennen. Dennoch könnte der Leitindex im Windschatten der US-Börsen nach oben laufen, wenn sich die Wendeformation im US-Markt bestätigt.
Die US-Aktienmärkte haben eine gewinnträchtige Woche am Freitag allerdings mit schwacher Tendenz abgeschlossen. Händler begründeten die Talfahrt mit schwachen Quartalszahlen einiger Technologieunternehmen.
Frische US-Konjunkturdaten hatten kaum Einfluss auf die Kurse. So hat sich die Stimmung der Verbraucher im November weniger stark als befürchtet eingetrübt.
Der Dow Jones Industrial fiel wieder unter die Marke von 26.000 Punkten und schloss mit einem Minus von 0,8 Prozent bei 25.989 Zählern. Auf Wochensicht verzeichnete der US-Leitindex jedoch ein ordentliches Plus von rund 2,8 Prozent. Seit dem Zwischentief Ende Oktober hat sich der US-Leitindex sogar schon wieder um fast acht Prozent erholt. Für den marktbreiten S&P 500 ging es am Freitag um 0,9 Prozent auf 2.781 Punkte abwärts. Der Technologieindex NASDAQ 100 fiel um 1,7 Prozent auf 7.039 Zähler.
Am Vorabend hatte die US-Notenbank Fed mitgeteilt, an ihrem geldpolitischen Kurs festzuhalten, und weitere graduelle Zinserhöhungen in Aussicht gestellt. „Die Sorge ist unverändert, dass die Fed die Zinsen weiter erhöht“, sagte Analyst David Madden vom Broker CMC Markets. Das habe auch schon an den europäischen Börsen auf die Stimmung gedrückt.
In der Branchenübersicht war der IT-Sektor das Schlusslicht. Ausgelöst wurden die Verkäufe vor allem von enttäuschenden Quartalszahlen von Skyworks. Die Kennziffern des Halbleiterunternehmens signalisierten eine verlangsamte Nachfrage nach Smartphone-Chips. Daraus resultierten einige negative Analystenkommentare mit Abstufungen und Kurszielsenkungen. Skyworks-Aktien verloren acht Prozent.
Dagegen gewannen die Titel von Walt Disney als Dow-Spitzenreiter 1,7 Prozent. Der Unterhaltungskonzern verdiente im vierten Geschäftsquartal mehr als Analysten erwartet hatten. Künftig will sich der Hollywood-Gigant verstärkt auf den boomenden Streaming-Markt konzentrieren und damit die sehr erfolgreichen Online-Videodienste wie Netflix frontal angreifen. Disney bringt deshalb einen eigenen Internet-Service an den Start und setzt auch stark auf zugekaufte Inhalte. Die Netflix-Titel fielen um deutliche 4,6 Prozent.
Noch Anfang Oktober waren viele Beobachter der Meinung, dass der Ölpreis die 100-US-Dollar-Marke bis Ende des Jahres knacken könnte. Nur wenige Wochen später kostet ein Barrel Öl der Sorte WTI knapp 65 US-Dollar, ein Minus von 15 Prozent gegenüber dem Vormonat. Denn seither haben die Bedenken zugenommen, dass der Handelskrieg zwischen China und den USA die Weltwirtschaft und somit den Energiekonsum global stärker als gedacht belasten werde. Zudem sind Befürchtungen verflogen, dass sich die weltweite Ölversorgung wegen der seit vergangener Woche eingeführten US-Sanktionen gegen den Iran verschlechtern könnte. Dank zusätzlich produzierter Mengen in den USA, Russland und einigen OPEC-Staaten besteht inzwischen sogar die Möglichkeit, dass der Ölmarkt im laufenden Quartal überversorgt ist, meinen die Rohstoffexperten der Commerzbank. Darüber hinaus gewähren die USA überraschend acht Ländern Ausnahmen von den Sanktionen und erlauben diesen den Kauf von iranischem Öl. Darunter sind auch Großabnehmer wie China und die Türkei. Die Strafmaßnahmen der USA sollen neben der iranischen Ölindustrie auch den Banken- und Finanzsektor sowie die Transportbranche treffen. Die USA wollen den Iran so zwingen, das Atomabkommen von 2015 neu zu verhandeln und schärfere Auflagen zu akzeptieren.
Die Konjunkturaussichten verdüstern sich. Der Ifo-Geschäftsklimaindex für Europa ist auf den niedrigsten Wert seit Mitte 2016 gefallen. Die befragten Experten korrigierten sowohl ihre Lageeinschätzung als auch ihre Erwartungen kräftig nach unten. Besonders bergab ging es mit der Stimmung in Italien und Spanien, während sie in Deutschland und Frankreich stabil blieb. Dennoch senkten die Wirtschaftsweisen ihre Konjunkturprognosen für Deutschland kräftig. Der Rat geht für 2018 nur mehr von 1,6 Prozent Wachstum aus. Zuvor waren 2,3 Prozent prognostiziert.
DAX-ETF gleich DAX-ETF, meinen viele Anleger. Dass dem nicht so ist, zeigen Berechnungen der Quirin Privatbank. Demnach verschenken Anleger durch eine falsche Auswahl börsennotierter Indexfonds „jährlich Erträge in Millionenhöhe,“ sagt Kai Hattwich, ETF-Experte der Quirin Privatbank. So fallen bei den Indexpapieren einerseits unterschiedlich hohe Jahresgebühren ins Gewicht. Andererseits beeinflussen Erträge aus Tauschgeschäften (Swaps) sowie aus der Verleihung von Wertpapieren ebenso das Ergebnis wie Maßnahmen zur Optimierung der Dividendeneinnahmen. Ergebnis: Bei DAX-ETFs ergaben sich in den vergangenen zehn Jahren Rendite-unterschiede von 6,6 Prozent zwischen dem besten und dem schlechtesten ETF. „Schon bei einer Anlage von 50.000 Euro im besten DAX-ETF hätten Anleger demnach 3.300 Euro mehr Ertrag als beim Angebot mit der schlechtesten Wert-entwicklungbekommen.“ Bei DAX-ETFs und Euro-Stoxx-ETFs lagen laut Quirin Privatbank iShares-Produkte vorn.