Die jüngsten Inflationsdaten für Deutschland hatten schon Ungutes erahnen lassen. Am Freitag dann bestätigte die Statistikbehörde Eurostat das schlechte Gefühl. Die Inflation ist in den Euro-Ländern im März auf 7,5 Prozent gestiegen. Vergleichbar hohe Werte gab es zuletzt Anfang der 1990er. Insbesondere die Energiepreise verteuerten sich um fast 50 Prozent. Es ist ein Effekt, den mittlerweile jeder Autofahrer an der Tankstelle schmerzhaft erlebt. Der Krieg in der Ukraine und Ängste vor einem Erdöl- und Erdgas-Lieferstopp treiben die Preise in die Höhe (siehe auch die Diskussion zu diesem Thema in der jüngsten Sendung von Tichys Ausblick).
Manchmal schadet es nicht, sich angesichts dieser Umstände daran zu erinnern, was der Markt in der Vergangenheit für Signale aussendete. Im vergangenen Herbst zum Beispiel kündigte die US-Notenbank eine schrittweise Reduzierung der Anleihekäufe an. Die Börsen stiegen trotzdem weiter, und der marktbreite S+P 500 Index beendete das Jahr 2021 auf einem Allzeithoch.
Auch gegen die Folgen des Ukraine-Krieges zeigen sich die Märkte nach einem ersten Schreckens-Taucher erstaunlich widerstandsfähig. Am Freitag zeigten sich die US-Börsen allerdings weitgehend richtungslos. Sie schwankten zwischen moderaten Gewinnen und Verlusten und gingen dann mit positiven Vorzeichen aus dem Handel. Robuste Daten vom Arbeitsmarkt für den Monat März stützen. Zum Start in den April legte der Dow Jones um 0,4 Prozent auf 34.818 Punkte zu. Der S+P 500 rückte um 0,3 Prozent auf 4.546 Punkte vor. Der NASDAQ 100 stieg um 0,2 Prozent auf 14.861 Punkte.
Der Blick auf den US-Arbeitsmarkt wies auch für März auf einen Erholungskurs hin: Die Arbeitslosigkeit ging weiter zurück und nähert sich rapide dem Niveau, das sie vor der Corona-Pandemie hatte. Die Beschäftigung stieg weiter an, wenn auch etwas schwächer als von Analysten erwartet. Die Experten von Helaba sprachen von einer „robusten Verfassung“.
Außerhalb der großen Indizes schossen unter den Einzelwerten die Papiere von Game Stop zum Handelsstart um 14 Prozent nach oben, beendeten den Tag dann aber ein Prozent schwächer. Die Handelskette für Computerspiele plant einen Aktiensplit, um die aktuell 165 Dollar teure Aktie wieder besser handelbar und damit für Kleinanleger interessanter zu machen. Die Aktie ist allerdings stark schwankungsanfällig, wie neben dem Blick auf den Freitag auch der bisherige Jahresverlauf zeigt. Nachdem sich das Papier bis Mitte März fast halbiert hatte, kletterte es allein im Verlauf dieser Handelswoche wieder um ein Drittel nach oben.
Der Dax hatte zuvor nach zwei verlustreichen Börsentagen wieder etwas zugelegt. Der deutsche Leitindex schloss 0,2 Prozent im Plus bei 14.446 Punkten. Nach kräftigen Aufschlägen zum Wochenanfang und anschließenden Verlusten ergibt sich so für den Dax ein Wochenplus von ein Prozent. Der MDAX der mittelgroßen Börsentitel stieg am Freitag um 0,6 Prozent auf 31.193 Zähler.
Bei den Einzelwerten am deutschen Markt sorgten Analystenkommentare für Bewegung. Allianz-Aktien gewannen 0,7 Prozent, nachdem sich die Citigroup positiv zu den Papieren des Versicherers geäußert hatte. Die Anteilsscheine der Deutschen Bank stiegen um 2,7 Prozent, hier hatten die Experten von JPMorgan fast 30 Prozent Aufwärtspotenzial für den Kurs ausgemacht. Commerzbank-Papiere kletterten an der Spitze des MDAX um 3,6 Prozent nach oben. Am Index-Ende fielen die Aktien von Jungheinrich um fast fünf Prozent. Die Bank of America hatte ihr negatives Votum für den Logistikspezialisten bekräftigt und das mit Lieferengpässen begründet.
Der marktbreite europäische Aktienindex STOXX 600 beendete sein schlechtestes Quartal seit 2020, als der Ausbruch des Coronavirus die Börsen auf Talfahrt schickte. Seit Jahresbeginn hat er knapp sieben Prozent verloren und sich damit bereits deutlich vom Jahrestiefstand bei minus 17 Prozent erholt.