Sicher, das kontaktlose Zahlen mit Karte, Bezahl-Apps wie Twint und Apple Pay ist bequem. Aber das gibt es bereits. Digitales Zentralbankgeld braucht es dafür nicht. Der Hauptvorteil des Bargelds ist nach wie vor die Anonymität. Niemand ist in seinem Einkaufsverhalten nachvollziehbar. Digital wäre das zwar auch denkbar. Das elektronische Zentralbankgeld müsste dafür in elektronische Wallets geladen werden und von dort direkt weitergegeben werden können, ohne dass eine staatliche Stelle dabei dauerhaft involviert wäre und dies kontrollieren könnte. Doch gerade so ein System sehen die Pläne der meisten Zentralbanken nicht vor. Das einzige Argument für den digitalen Euro ist die Erhöhung der Sicherheit für Endkunden, die nicht mehr dem Insolvenzrisiko privater Finanzinstitute ausgesetzt wären. Weil ein digitaler Euro den Zentralbanken und damit dem Staat neue (Kontroll-)Instrumente in die Hand gäbe und wohl auch den Wettbewerb einschränken würde, seien das aus freiheitlich-marktwirtschaftlicher Perspektive schwerwiegende Gründe, auf einen digitalen Euro, einen digitalen Franken oder ein E-Pfund zu verzichten, kommentiert deshalb zurecht die „Neue Zürcher Zeitung“. Kurzum, es braucht die digitalen Währungen nicht.
Am Ende einer starken Börsenwoche ging den US-Börsen am Freitag etwas die Puste aus. Während der Dow Jones Industrial noch eine kleine Schippe drauflegen konnte, verzeichneten Tech-Werte im Schnitt geringfügige Verluste. Zuletzt hatte der überraschend starke Rückgang der Inflation in den USA für gute Laune gesorgt. Nun jedoch weckten robuste Konjunkturdaten die Befürchtung, dass die US-Notenbank eventuell doch etwas energischer als bislang gedacht gegen die hohe Teuerung vorgehen muss. Die Stimmung der Verbraucher hatte sich im Juli unerwartet deutlich aufgehellt. Der Dow Jones Industrial legte um 0,3 Prozent auf 34.509 Punkte zu. Damit ergibt sich für den New Yorker Leitindex ein Wochengewinn von 2,3 Prozent. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 0,1 Prozent auf 4.505 Punkte nach unten. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 gab um 0,04 Prozent auf 15.566 Punkte nach.
Zum Wochenschluss ragte Unitedhealth mit einem Plus von gut sieben Prozent positiv hervor. Damit setzten sich die Aktien klar an die Dow-Spitze. Angesichts stark laufender Geschäfte und guter Wachstumsperspektiven hatte der Krankenversicherer sein Jahresgewinnziel nach oben hin eingeengt. Im abgelaufenen Quartal konnte das Unternehmen die Erwartungen der Analysten bei Umsatz und Ergebnis übertreffen.
Die hohen Leitzinsen hatten Großbanken im zweiten Quartal einen kräftigen Gewinnschub beschert. JPMorgan , Wells Fargo und Citigroup machten zusammen 22 Milliarden US-Dollar Gewinn – 37 Prozent mehr als vor einem Jahr. Denn die Banken konnten deutlich mehr für Kredite verlangen und erhöhten auf der anderen Seite sehr viel langsamer die Zinsen für Kundengelder. Die Folge: Die Marge stieg und mit ihr die Gewinne.
Die Anleger nahmen dies aber eher am Rande zur Kenntnis. So gewannen die Aktien von JPMorgan 0,6 Prozent, während die von Wells Fargo um 0,3 Prozent nachgaben. Die Anteilsscheine von Citigroup büßten sogar 4,1 Prozent ein. Die Resultate der Bank seien im Vergleich zu denen von JPMorgan und Wells Fargo weniger beeindruckend, hieß es am Markt. Insgesamt wurden die Geschäftszahlen der Banken am Freitag von den Sorgen über einen künftig schärferen Wettbewerb in der Finanzbranche überlagert, wenn es darum geht, Einlagen und Mittelzuflüsse von Kunden zu gewinnen. Es wird zudem befürchtet, dass im Zuge eines ausgeprägten wirtschaftlichen Abschwungs verstärkt Kredite ausfallen könnten. Damit knickten am S&P-500-Ende die Papiere der Bank of New York Mellon um 6,7 und die von State Street um 12,1 Prozent ein.
Für die Anteilscheine von AT&T ging es um mehr als vier Prozent nach unten. Sie fielen auf das tiefste Niveau seit fast drei Jahrzehnten. Die Besorgnis über möglicherweise hohe Kosten wächst, die dem Telefonriesen drohen, wenn er Verunreinigungen durch bleiverkleidete Kabel in Teilen seines landesweiten Netzes beseitigen müsste.
Der Eurokurs notierte zuletzt bei 1,1226 US-Dollar, nachdem er im Handelsverlauf den höchsten Stand seit Februar 2022 erreicht hatte. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) gab zuletzt um 0,5 Prozent auf 112,50 Punkte nach.
Zuvor hatte der DAX seiner jüngsten Erholungsrally Tribut zollen müssen. Zum Handelsende verlor der deutsche Leitindex 0,2 Prozent auf 16.105 Punkte – damit konnte er seine kurzzeitigen Gewinne zwar nicht ins Ziel retten, blieb aber über seinem Tagestief. Zudem fällt seine Wochenbilanz mit plus 3,2 Prozent so stark aus wie seit Ende März nicht mehr. Der MDAX der mittelgroßen Werte sank um 0,5 Prozent auf 27.860 Punkte.
Nach der Erholung von der vorangegangenen Talfahrt halten Experten beim Dax weitere Gewinne nun für wahrscheinlich. „Die Chance auf neue Rekorde ist wieder höher als das Risiko einer stärkeren Korrektur“, glaubt etwa Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets. Oberhalb des Zwischenhochs bei rund 16.200 Punkten wäre „der Weg zu einem neuen Allzeithoch wohl nur noch eine Frage der Zeit“, meint auch Analyst Jochen Stanzl von CM Markets.
Dax-Schlusslicht war Brenntag mit einem Abschlag von 3,2 Prozent. JPMorgan sieht den Chemikalienhändler innerhalb der Branche besonders stark von den eingetrübten Geschäftsaussichten betroffen und stufte die Aktien ab.
Dagegen zählten Fresenius und Fresenius Medical Care (FMC) mit Gewinnen von 0,6 beziehungsweise 0,4 Prozent zu den besseren Werten im DAX beziehungsweise MDAX. Der Umbau des Gesundheitskonzerns Fresenius geht in die nächste Etappe. Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung in Frankfurt stimmten die Aktionäre der Dialysetochter der Umwandlung von einer Kommandit- in eine Aktiengesellschaft zu. Der Beschluss fiel nahezu einstimmig. Die Änderung der Rechtsform ermöglicht es, dass Fresenius FMC künftig nur noch entsprechend seines Anteils von rund einem Drittel als Finanzbeteiligung ausweist. Bisher war FMC vollständig berücksichtigt worden. Dies hatte sich in der Vergangenheit als Bürde für Fresenius erwiesen, da FMC mit zahlreichen Problemen kämpft und durch Gewinnwarnungen auch die Mutter belastete.
Als negativ für den Autosektor werteten Händler einen Medienbericht, dem zufolge Mercedes-Benz einen Preiskrieg bei Elektroautos auf dem wichtigen Absatzmarkt China beobachtet. Die Kursverluste von Mercedes-Benz, Volkswagen und BMW hielten sich mit bis zu 0,6 Prozent aber in Grenzen.
Im MDAX profitierten Telefonica Deutschland mit plus 1,3 Prozent von einer positiven Studie von Morgan Stanley. Sixt-Aktien büßten hingegen als schwächster Indexwert 5,4 Prozent ein, nachdem die Deutsche Bank ihre Kaufempfehlung für den Autovermieter gestrichen hatte.
Am Anleihenmarkt sank die Umlaufrendite von 2,55 Prozent am Vortag auf 2,54 Prozent.
Nächste Wochenmitte legen der Elektroautobauer Tesla und die Fluggesellschaft United Airlines sowie der Streamingdienst Netflix ihre Quartalszahlen vor. Erstere könnten sich am Folgetag auf die Aktienkurse der deutschen Konkurrenten VW , Mercedes-Benz und BMW auswirken. Aus Deutschland stehen lediglich die Resultate des Softwarekonzerns SAP (Donnerstag nach Börsenschluss) sowie des Pharma- und Laborausrüsters Sartorius (Freitag) auf der Agenda.
Die Konjunkturdatentermine in der neuen Woche sind laut Merck-Finck-Experte Greil überschaubar. Für am wichtigsten hält er die am Montag anstehenden chinesischen Wachstumsdaten für das zweite Quartal sowie die Industrieproduktion und den Einzelhandelsumsatz der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft im Juni. Zumindest einen Blick wert sein dürften jedoch etwa die auf Dienstag terminierten Veröffentlichungen des für die US-Wirtschaft wichtigen Einzelhandelsumsatzes sowie der US-Industrieproduktion im Juni. Denn die Fed darf ab diesem Samstag bis zum Zinsentscheid am übernächsten Mittwoch keine Hinweise auf ihre weitere Geldpolitik geben, wie CMC-Analyst Stanzl in Erinnerung rief. Umso mehr sollten die Anleger Konjunkturdaten aus den Vereinigten Staaten auf ihre Auswirkungen auf die Entscheidungen der heimischen Währungshüter abklopfen.