Tichys Einblick
Aktualisierte Fassung

Degussa-Streit: Markus Krall soll eigenes Unternehmen planen und bestätigt TE-Information

Ausgerechnet in Böhmermanns umstrittener Sendung beschimpft der Goldhändler Degussa den früheren Vorstandsvorsitzenden Markus Krall. Das kann teuer werden – und so die möglicherweise von Krall angestrebte Neugründung eines Goldhandels mitfinanzieren. Seine jüngste Erklärung bestätigt die TE-Meldung

IMAGO/Future Image

Ausgerechnet in einem Beitrag in der höchst umstrittenen ZDF-Sendung „Neo Magazin Royale“ hat sich der neue CEO von Degussa, Christian Rauch, von der Vergangenheit und dem Personal des Unternehmens distanziert. Der ZDF-Moderator Jan Böhmermann hatte Degussa für angeblich rechte Umtriebe scharf kritisiert, ohne allerdings Belege vorlegen zu können. Rauch hielt dem nichts entgegen, sondern versuchte, sich von seinem Vorgänger Markus Krall zu distanzieren. Er sagte, dass der ZDF-Beitrag ihn „sehr bewegt“ habe. Aber das sei Vergangenheit. Degussa Goldhandel werde politisch völlig neu ausgerichtet. Damit eskaliert der Streit zwischen Degussa Goldhandel und ihrem früheren CEO Markus Krall. Wir dokumentieren am Ende unseres Beitrags den Kommentar von Markus Krall zu diesem Vorgang. Er sieht durch derzeitige Entwicklung Goldkäufer als „heimatlos“ geworden und fürchtet um die Jobs der Degussa-Mitarbeiter. „Aber das muss ja nicht so bleiben“, schießt die Stellungnahme. Doch zunächst über die Vorgänge und Hintergründe des Konflikts – und die Rolle von Gold in der Zukunft: Es ist weit mehr als nur noch eine beliebige Geldanlage, sondern möglicherweise ein Stabilitätsanker.

Schmutzige Wäsche statt goldgeränderter Geschäfte

Denn in Handelsblatt und FAZ hatte Rauch behauptet, man habe einen „ganz starken Wandel“ vollzogen: „Wir distanzieren uns ausdrücklich deutlich von unserer Vergangenheit.“ In seinem ersten Interview im neuen Job formulierte Rauch im Handelsblatt: Das Unternehmen sei „offen für alle Menschen, unabhängig von Religion, Geschlecht, politischer Orientierung und Hautfarbe“.

Künftig wolle Degussa Goldhandel nicht mehr mit politischen Positionierungen auffallen: „Anstatt selbst makroökonomische oder sonstige Themen zu kommentieren, haben wir uns dazu entschlossen, dass die Degussa eine Plattform sein soll, die Raum gibt für verschiedene Meinungen.“

Das ist ein Schlag in das Gesicht des Vorgängers, bei dem in einer Pressemitteilung noch höflich formuliert worden war: „Der Verwaltungsrat dankt Herrn Dr. Krall für die erfolgreiche Arbeit der letzten Jahre.“ War das Unternehmen also unter Krall nicht „offen für alle Menschen, unabhängig von Religion, Geschlecht, politischer Orientierung und Hautfarbe“?

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Das ist ein ungewöhnlicher Vorgang. Selbstverständlich feuert man einen Mitarbeiter wegen unterschiedlicher Auffassungen – gelegentlich auch, wenn er wie Krall erklärtermaßen „erfolgreich“ war. Krall war von Baron August von Finck berufen worden. August von Finck stand 2013 mit einem geschätzten Vermögen von rund 8,2 Milliarden US-Dollar auf Platz 10 des Forbes-Rankings für Deutschland und auf Platz 138 weltweit, neben vielen Geschäften ist der Goldhandel eine seiner Gründungen. Von Finck engagierte sich in der deutschen Politik im libertären Milieu und war ein vehementer Gegner des Euro; er finanzierte unter anderem den „Bürgerkonvent für Deutschland“ und andere liberale Gruppen. Nicht bestätigt wurde sein Engagement für die AfD.

Nach dem Tod des zwar stets freundlich auftretenden, aber in der Sache knallharten Patriarchen „braucht der Clan ein neues Oberhaupt„, formulierte das Schweizer Wirtschaftsmagazin Bilanz. Diese Rolle übernahm der älteste Sohn August François (55). Der sei der unternehmerischste der drei Söhne und habe den Vater damit beeindruckt, wissen Vertraute des Barons. Wie auch seine Eltern hat sich der Erbe im Schweizer Kanton Schwyz einbürgern lassen und lebt in London.

Neuausrichtung des Erbes

Offensichtlich kam es zwischen dem Erben und CEO Krall zu Differenzen, die symbolisch auf den Tag genau ein Jahr nach dem Tod von Fincks zur Entlassung Kralls führte – insoweit nicht ungewöhnlich. Allerdings: In Aufhebungsverträgen ist üblicherweise eine Wohlverhaltensklausel enthalten und eine gegenseitige Schweigeklausel. Mit der aktuellen Schmutzkampagne verstößt Degussa Goldhandel ganz offensichtlich dagegen, beschädigt den Ruf und erschwert dem ausgeschiedenen Mitarbeiter gezielt zukünftige Tätigkeit. Im jüngsten FAZ-Interview legt Rauch noch eins obendrauf und erklärt: „Wir haben keine Nähe mehr zu irgendwelchen rechten politischen Gruppierungen, und ich habe auch alle Verbindungen zu entsprechenden Institutionen gekappt.“

Tatsächlich hatte der Vater des heutigen Degussa-Eigentümers das Ludwig-von-Mises-Institut gefördert. Dessen Vorsitzender Thorsten Polleit war zudem bei der Degussa Goldhandel als Chefvolkswirt beschäftigt. Nun ist es erstaunlich, wenn von Mises gewissermaßen als rechter Vordenker beschädigt wird: Der jüdische, in Österreich und den USA lehrende Wissenschaftler gilt als einer der führenden Köpfe der österreichischen Schule der Nationalökonomie. Als Berater Österreichs war es ihm gelungen, die Hyperinflation 1922 zu bekämpfen – eine Entwicklung, die in Deutschland so nicht gelang und zum Untergang der Weimarer Republik und dem Aufstieg der Nationalsozialisten beitrug. Er begründete in diesen Jahren die Reorganisation der Österreichischen Nationalbank auf der Grundlage eines Goldstandards und schuf damit die Voraussetzung für die Bekämpfung der Inflation. Wissenschaftlich genießt er höchstes Ansehen wegen seiner „Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel“ sowie seine Analyse der Konjunkturzyklen.

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Unter Polleit wurden diese Arbeiten gewürdigt und in einer wissenschaftlichen Debatte weitergeführt – sicherlich nicht ganz uneigennützig im Sinne der Degussa Goldhandel: Gerade die aktuelle globale Geldmengenexpansion hat Gold als Wertanker für nationale Währungen bis hin zur Wertsicherung von Kryptowährungen wie Bitcoin wieder in die Diskussion geführt; auch die BRICS-Staaten planen angeblich eine eigene Währung als „Anti-Dollar“ mit einer Kurssicherung auf Goldbasis. Für einen Goldhändler ist diese Debatte über die Wiederbelebung des Goldstandards zur Währungssicherung eine Goldgrube und als PR-Aktion geradezu genial. Denn realisieren sich die BRICS-Pläne, so müsste beispielsweise Deutschland sein Außenhandelsdefizit mit diesen Staaten in Gold bezahlen – da winken gute Geschäfte.

Doch Rauch ist anderer intellektueller Herkunft und hat andere, bescheidenere Pläne für den Goldhandel.

Gold als Lifestyle-Produkt?

Er will eher „junge Kundengruppen“ ansprechen – ohne aber erklären zu können, warum Gold mehr ist als ein paar Münzen oder Barren und damit als Wertspeicher dem Papiergeld überlegen.

Die Degussa wolle sich nun für die Menschen „gesellschaftlich engagieren“, die sich kein Gold und Silber leisten könnten: „Auch das ist neu bei der Degussa.“ Frühere Kunden erhielten bereits Schreiben, in denen Rauch versicherte, das Unternehmen sehe zukünftig die Themen Nachhaltigkeit und Herkunft der Edelmetalle als sehr bedeutsam an. Über erwartete Wertentwicklung war wenig Bedeutsames zu lesen. Rauch war vor seinem Job bei Degussa zuletzt für die italienische Luxus-Outdoormarke Unopiù als Vorstandsvorsitzender und früher für den Füller-Hersteller Montblanc tätig, bei dem wenigstens die Feder aus Gold ist. „Der Diplom-Volkswirt hat, gemessen an seinen beruflichen Stationen, ein Faible für Lifestyle“, so die FAZ.

Doch ist Gold ein Lifestyle-Produkt mit Nachhaltigkeitscharakter oder geht es um Geldanlage, Spekulation und Geldpolitik, die sein Vorgänger häufig thematisierte?

Wie TE aus dem Markt erfuhr, plant Markus Krall angeblich die Gründung eines eigenen Goldhandelsunternehmens, um die Überlegungen über Positionierung und Zukunft des Edelmetalls fortzuführen. Mögliche Streitereien könnten durchaus dazu führen, dass die Degussa Goldhandel über Schadensersatzzahlungen die Gründung wenigstens zum kleinen Teil mitfinanziert – und ihre Rolle als führender Goldhändler verliert.

Aktualisierter Nachtrag 20.09.2023: 

„Meine Stellungnahme zu den Äußerungen meines Nachfolgers im Amt des CEO der Degussa über mich und meine Rolle im Unternehmen: Wenn ein Unternehmen im Eigentum einer einzelnen Person oder einer Familie ist, dann gilt für dieses Unternehmen, was für Eigentum generell gelten sollte: Der Eigentümer kann damit tun und lassen, was er will. So viel Marktwirtschaft muss sein, jedenfalls ist das meine Überzeugung. Marktwirtschaft ist nämlich instant Karma: Entscheidet er gut, verdient er damit Geld, entscheidet er schlecht, verliert er es. So einfach.

Der Erbe des Unternehmens Degussa, Francois von Finck, hatte deshalb ohne Frage das Recht, mich als Geschäftsführer des Unternehmens von meinen Pflichten zu entbinden und er schuldete dafür weder mir noch irgendeinem Dritten eine Rechtfertigung oder eine Darlegung seiner Beweggründe für diese Entscheidung. Das gilt auch dann, wenn der entlassene Manager das Unternehmen sehr erfolgreich geführt hat. Dass ich das Unternehmen sehr erfolgreich geführt habe, nehme ich allerdings für mich in Anspruch, denn wer die veröffentlichten Zahlen studiert, kann feststellen, dass ich die Degussa nicht nur in kürzester Zeit aus den roten Zahlen geführt, sondern Gewinne erwirtschaftet habe, die die bei meiner Einstellung 2019 durch den Vater des Erben, August von Finck jr. in mich gesetzten Erwartungen bei weitem übertroffen haben, gemessen an diesen kommunizierten Erwartungen um viele 100%. Wie dankbar er mir dafür war, äußerte er noch wenige Tage vor seinem plötzlichen und traurigen Ableben im Herbst 2021 in einem persönlichen Gespräch mit mir. Sein außergewöhnlicher Erfahrungsschatz und das stete Bewusstsein für die ihm anvertrauten Mitarbeiter, egal wie hoch ihre Position im Familienunternehmen, Fürsorge zu tragen waren für mich auch Anlass und Grund genug, mich nach meinem – für mich angesichts meines in die Degussa investierten Herzblutes durchaus schmerzlichen – Ausscheiden nur loyal, dankbar und positiv zu äußern, und zwar auch über den Buchstaben unserer wechselseitigen vertraglichen Pflichten hinaus. Für mich bedurfte es hierfür keiner Paragrafen. Die unternehmerische Weitsicht, menschliche Größe, Korrektheit und Fairness von Baron August von Finck jr. werden für mich immer Anlass sein, dankbar auf meine Jahre in einem der damals besten Goldhandelsunternehmen der Welt, der Degussa, zurückzublicken.

Dieser gemeinsame Erfolg war einer gemeinsamen Vision geschuldet: August von Finck jr. wusste um die Ankerfunktion des Goldes als Hort der Sicherheit für die Menschen in unsicheren Zeiten. Er hat Gold nicht einfach als ein weiteres seiner vielfältigen, verzweigten und in höchstem Maße umsichtig und erfolgreich geführten Geschäfte betrachtet, eine Sache, mit der man Geld verdient und fertig. Nein, so war es nicht. Baron August von Finck jr. grub tiefer. Es war ihm nicht nur klar, das Gold als Investition vor Krisen, Inflation, der Übergriffigkeit gieriger Politiker und verschwendungssüchtiger Bürokraten Schutz bietet, er wusste auch, warum das so ist. Es ist deshalb so, weil Gold die einzige mobile, fungible und im Verhältnis zu Gewicht und Volumen extrem wertvolle und also leicht transportable Vermögensklasse ist, die keinen Schuldner hat und dass diese Eigenschaften es zum idealen Geld machen. Er wusste, dass eine auf Gold basierende Geld- und Finanzordnung als einzige sicherstellt, dass die Leistungsträger nicht enteignet werden, dass der Bürger, der sprichwörtliche „kleine Mann“ mit Gold eine Chance auf Zukunft und Sicherheit hat und er wollte dieses Wissen mit möglichst vielen Menschen teilen. Baron August von Finck jr. war eben genau nicht das, was ihm linke und sozialistische Schreiberlinge zeitlebens angedichtet haben: Er war kein Oligarch, kein Ausbeuter, keiner, dem die Sorgen der Leute egal waren. Es kümmerte ihn, wenn der Wohlstand für alle durch falsche Politik und falsches Geld unmöglich gemacht wird. Deshalb engagierte er sich und er bildete sich und andere. Er etablierte die Goldkammer, eine Ausstellung mit Artefakten aus 7.000 Jahren Menschheitsgeschichte, die in Europa, ja der Welt ihresgleichen suchte, um Menschen den Bildungszugang zu diesem faszinierenden Metall zu ermöglichen und zugleich Markenbotschafter für die von ihm neu gegründete und so geliebte Degussa zu sein. Mit diesen kulturhistorischen Schatz kann die „neue“ Degussa unter Führung meines Nachfolgers nichts anfangen. Man hat diese einmalige Ausstellung geschlossen, die August von Finck jr. der Stadt Frankfurt beschert hatte. Er befasste sich mit den Schriften der österreichischen Schule der Nationalökonomie, insbesondere den Arbeiten von Mises und von Hayeks. Ludwig von Mises, Österreicher jüdischen Glaubens und herausragender Ökonom hatte nach dem 1. Weltkrieg maßgeblichen Anteil daran, dass Österreich nicht wie Deutschland in der Hyperinflation abgesoffen ist. Hätten wir einen Ludwig von Mises in Deutschland gehabt, dann hätte die Hyperinflation von 1923 möglicherweise verhindert werden können, der deutsche Mittelstand wäre nicht in Armut versunken und hätte sich 10 Jahre später möglicherweise nicht Hitlers Rattenfänger-Parolen zugewendet. Seine Schriften und sein Werk „rechts“ zu nennen ist eine ahistorische Entgleisung, die nur absoluten Ignoranten einfallen kann. Der Jude von Mises wurde von den Nationalsozialisten gehasst, er war ein entschiedener Gegner ihrer totalitären, menschenfeindlichen Ideologie. August von Finck jr. förderte das Mises-Institut, weil er die Philosophie der Freiheit als einen Bildungsauftrag begriff, als einen Beitrag zur Aufklärung der Menschen, zu ihrer geistigen und damit finanziellen Unabhängigkeit und zur Entfaltung im Streben nach Glück und Wohlstand. Er förderte diese Idee nicht um Gold zu verkaufen, sondern er verkaufte Gold, um die Idee zu fördern.

Wenn ein Unternehmen sich auf die Fahne schreibt, ein Produkt zur Verfügung zu stellen welches die Menschen vor den Folgen sozialistischer Experimente eines übergriffigen Staates schützt, nämlich in diesem Falle Gold, dann gibt es keinen besseren wissenschaftlichen Zeugen für die Richtigkeit und die ethische und moralische Korrektheit dieses Tuns als das Werk und die Person des Ludwig von Mises. Weil aber das Eigentum von Gold gegen die Enteignung des Volkes durch die Politiker schützt, ist Gold auch politisch. Wer das nicht versteht, der hat das Produkt Gold nicht verstanden. Wer das Produkt, für das sein Unternehmen steht, nicht verstanden hat, der wird strategisch und betriebswirtschaftlich mit hoher Wahrscheinlichkeit Schiffbruch erleiden. Das ist, als würde der Metzger dem Veganismus das Wort reden, der Tankwart dem Eselskarren und der Lebensmittelhändler der Magersucht.

Nun darf ich der Presse, insbesondere dem Interview meines Nachfolgers im Amt der Degussa mit der FAZ und mit Bezug auf die Causa Böhmermann entnehmen, dass sich die Degussa von allem politischen, was als „rechts“ diffamiert wird „distanzieren“ will. Ich will an dieser Stelle nicht auf die Frage des Stils eingehen, auch nicht auf die von vielen als befremdlich empfundene Anschmiegsamkeit beim linken, woken und grünen Zeitgeist. Darüber mögen sich die Kunden der Degussa und die breitere Öffentlichkeit ihr Urteil ohne meine Hilfe bilden.

Aber ein Unternehmen, dass sich von allem trennen will, was seine Kunden für gut, richtig und wichtig halten, wird vor allem eines erreichen: Dass sich die Kunden vom Unternehmen trennen. Denn der Goldkunde ist ein wacher, kein woker Zeitgenosse. Der Goldkunde weiß genau, dass gutes Geld, gute Wirtschafts- und Geldpolitik nicht „rechts“ sind, sondern einfach nur Wohlstand für alle schaffen. Die Schule der Freiheit, die österreichische Schule der Nationalökonomie als „rechts“ zu beschimpfen wird von diesen Menschen als Kundenbeschimpfung wahrgenommen und empfunden. Und noch keinem Unternehmen ist es gut bekommen, seine Kunden zu beleidigen oder auch nur einen solchen Eindruck zu erwecken.

Darüber hinaus stellen die jüngsten Interviews meines Nachfolgers einen groben Verstoß gegen die vertraglichen Obliegenheiten dar, zu denen sich bei der Trennung beide Seiten, also Degussa und ich verpflichtet haben. Dazu gehört ein respektvoller Umgang miteinander. Es kollidiert mit meiner Vorstellung von Anstand und Sitte, wie sich das Unternehmen in Gestalt seines neuen CEO mit offenkundiger Billigung des neuen Eigentümers über mich und meine Arbeit für das Haus öffentlich äußert. Es kontrastiert auch in sehr negativer Weise gegenüber meiner bis zu diesen Ereignissen öffentlich demonstrierten Loyalität und es ist von einer Form der Respektlosigkeit getragen, die dem alten Baron von Finck im Leben nicht eingefallen wäre. Dazu war er ein viel zu feiner, anständiger und integrer Charakter.

Die Degussa war, unter der wohlwollenden und kundigen Führung des alten Baron August von Finck jr. nicht nur ein gut und zuletzt seit meinem Eintritt auch hoch profitabel geführtes Unternehmen, das den Menschen etwas gegeben hat, was sie wollen und brauchen: An- und Verkauf und Lagerung von Edelmetallen nach höchsten Standard und höchster Qualität. Sie gab ihnen auch ein Stück weit geistiges Obdach. Sie fühlten sich – zu Recht – in ihren Sorgen um ihr Vermögen und ihr Erspartes von den Köpfen des Unternehmens verstanden und ernst genommen. Mein Name und der des – ebenfalls entlassenen – Chefvolkswirtes Prof. Dr. Thorsten Polleit waren in Umfragen unter Goldkäufern nachgerade synonym mit dem Edelmetall. Deshalb waren diese Kunden äußerst loyal. Sie waren, um es mit den Worten eines US-Management-Gurus zu sagen: „Fans, not Customers“. Diese Kunden kommunikativ vor den Kopf zu stoßen, schadet dem Unternehmen, das ich drei Jahre lang mit höchstem Einsatz und sehr gutem wirtschaftlichem Erfolg geführt habe. Das tut mir vor allem für die Mitarbeiter leid, aber auch für die in diesem Sinne heimatlos gemachten Kunden.

Aber das muss ja nicht so bleiben.

Herzliche Grüße, Ihr „Goldbug“ Dr. Markus Krall“


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