Tichys Einblick
Marktausblick

Das Märchen von der Ungleichheit

Anlässlich des UN-Welttages der Sozialen Gerechtigkeit am 20. Februar nahm das Ifo-Institut in einer Studie die Ungleichheit in Deutschland unter die Lupe. Die Wirtschaftsforscher widerlegen die weitverbreitete Vorstellung, dass die Einkommensungleichheit in Deutschland steige.

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Die US-Leitzinsen werden weiter steigen, das gilt als sicher. Die Fragen, die sich die Beobachter an der Wall Street stellen, lauten: Wie schnell? Wie stark? Die in der vergangenen Woche veröffentlichten Protokolle der letzten Notenbanksitzung haben Sorgen genährt, dass es schneller und höher nach oben gehen könnte als erwartet. Die Fed-Mitglieder stellten fest, dass die US-Konjunktur läuft, die Inflation anzieht und die Teuerungsrate die Mittelfristziele der Fed sogar übertreffen könnte. An den Märkten hat das Protokoll bekannte Reaktionen ausgelöst: Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe sprang sprunghaft an und kratzte an der Dreiprozentmarke. An den Aktienmärkten gingen Anleger zunächst in Deckung, weil attraktivere Bondkonditionen Aktienrisiken weniger attraktiv erscheinen lassen. Kurz: Das Muster der Korrektur von vor gut zwei Wochen wiederholte sich. Am Freitag dann die Überraschung: Da fielen die Zinsen plötzlich wieder und verhalfen den US-Aktien zu neuer Stärke. Der Dow Jones Industrial stieg um 1,4 Prozent auf 25 310 Punkte.

Auf Wochensicht verbuchte der Dow Jones Industrial damit ein Plus von 0,36 Prozent. Der technologielastige NASDAQ 100 brachte es im Wochenvergleich sogar auf ein Plus von 1,5 Prozent.

Derweil dreht sich das Übernahmekarussell in den USA weiter: Der US-Lebensmittelkonzern General Mills will sich den Tierfutter-Hersteller Blue Buffalo einverleiben. General Mills bietet 40 US-Dollar je Aktie und damit rund 7,8 Milliarden US-Dollar für Blue Buffalo insgesamt, wie der Hersteller von Häagen-Dazs-Eis und Knack-&-Back-Brötchen mitteilte. Während die Aktien von General Mills um 3,6 Prozent nachgaben, schnellten die von Blue Buffalo um 17,2 Prozent auf 40 Dollar nach oben.

Die Aktien von Hewlett-Packard Enterprise sprangen um mehr als zehn Prozent nach oben. Der Server- und Netzwerkdienstleister hatte am Vorabend deutlich besser als erwartete Ergebnisse für das erste Geschäftsquartal 2017/18 vorgelegt. Das sorgte für gute Stimmung in der Branche, auch Aktien von Intel, Oracle und Texas Instruments legten kräftig zu.

Aktien von Herbalife legten nach Geschäftszahlen des Herstellers von Diätprodukten und Kosmetika um drei Prozent zu. Die Analysten von Pivotal Research sprachen von einem außerordentlich starken Gewinn je Aktie im vierten Quartal.

Anlässlich des UN-Welttages der Sozialen Gerechtigkeit am 20. Februar hat das Ifo-Institut in einer Studie die Ungleichheit in Deutschland unter die Lupe genommen. Die Wirtschaftsforscher widerlegen dabei die weitverbreitete Vorstellung, dass die Einkommensungleichheit in Deutschland steige. „Dies stimmt nur bis zum Jahr 2005“, sagt Andreas Peichl, Leiter des Ifo-Zentrums für Makroökonomik und Befragungen. Seitdem bewege sich das Maß der Ungleichheit je nach verwendetem Kriterium seitwärts oder sogar zurück. Kurz vor Weihnachten hatte eine Studie des französischen Ökonomen Thomas Piketty für Aufsehen gesorgt, der behauptet hatte, die Ungleichverteilung der Einkommen in Deutschland wachse und sei so hoch wie zu Zeiten des Kaiserreichs vor 100 Jahren. Dem widerspricht das Ifo-Institut mit seiner neuen Analyse. Gleichwohl spricht es sich für Reformen aus, um mehr Chancengerechtigkeit zu erreichen. Das Institut fordert höhere Investitionen in die frühkindliche Bildung und eine sinnvollere Sozialpolitik. „Bei Niedrigverdienern kommt es durch das Zusammenwirken von Abgaben, Steuern und wegfallenden Sozialleistungen dazu, dass immer wieder mehr brutto zu weniger netto führt. Das ist absurd“, sagt Peichl.

Immer höher sind in den vergangenen Monaten die Stimmungsindikatoren für die deutsche Wirtschaft gestiegen. Doch damit ist jetzt erst einmal Schluss. So fielen mit dem Ifo-Geschäftsklimaindex und dem ZEW-Index gleich zwei der wichtigsten Konjunkturbarometer gegenüber dem Januar etwas ab.

Dass Krisen auch ihr Gutes haben können, zeigt Glencore. Der Schweizer Rohstoffkonzern stand aufgrund eines immensen Schuldenbergs und stark gefallener Preise für Bodenschätze Ende 2015 vor dem Abgrund. Daraufhin trat Glencore-Chef Ivan Glasenberg auf die Kostenbremse. Da sich gleichzeitig die Rohstoffnotierungen erholten, konnte Glencore nun das stärkste Geschäftsjahr seiner Geschichte feiern. Der Reingewinn hat sich 2017 bei einem Umsatz von mehr als 200 Milliarden US-Dollar mit 5,8 Milliarden US-Dollar gegenüber 2016 mehr als vervierfacht. Aktionäre, die Ende 2015 wagemutig eingestiegen sind, dürfen sich dank des Comebacks über ein Plus von mehr als 300 Prozent freuen und weiter optimistisch bleiben. Denn Glencore fördert unter anderem Metalle wie Nickel und Kobalt, die auch bei der Akkuproduktion für elektrisch angetriebene Fahrzeuge benötigt werden. ​

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