Der Goldpreis hat zur Wochenmitte seinen jüngsten Anstieg weiter fortgesetzt. Zeitweilig kostete eine Feinunze erstmals seit Frühjahr 2013 wieder mehr als 1.500 Dollar. Und damit muss der Höhenflug des Edelmetalls noch nicht zu Ende sein. Zumindest dann nicht, wenn es nach der Bank of America geht. Denn die Analysten dort trauen dem Goldpreis sogar Notierungen von 2.000 Dollar zu.
Börsianer haben ihre eigenen Jahreszeiten. Die finsteren Wochen beginnen ausgerechnet mit dem August, wenn viele Europäer ihren Sommerurlaub genießen: Die Börsenhistorie zeigt, dass die Aktienmärkte im Spätsommer verdächtig oft unter Druck geraten. Im DAX zum Beispiel sind August und September die einzigen Monate, die seit Start des Index ein kräftiges Minus gebracht haben. Eine überzeugende Erklärung für dieses Phänomen gibt es nicht. Eine These besagt, dass in wirtschaftlich schlechten Jahren im Spätsommer klar wird, dass viele Unternehmen ihre Ziele verfehlen. Im Schlussquartal, wenn der Tag in Deutschland kürzer und das Wetter ungemütlich wird, hat der DAX historisch betrachtet übrigens seine beste Phase.
Die internationalen Handelskonflikte treffen die erfolgsverwöhnten deutschen Exporteure derzeit mit voller Wucht. Allein im Juni schrumpften die Ausfuhren binnen Jahresfrist um acht Prozent und damit so stark wie seit Mitte 2016 nicht mehr, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Nach dem ersten Halbjahr steht nur noch ein Wachstum von 0,5 Prozent zu Buche.“Für das Gesamtjahr zerbröseln die Hoffnungen auf ein zumindest mageres Exportplus“, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. „Wenn wir mit einer schwachen Null – und somit mit dem schlechtesten Ergebnis seit der Finanzkrise – aus dem Jahr gehen würden, wäre das angesichts der konflikt- und krisenbeladenen Weltwirtschaft schon ein Erfolg.“
Vor allem der Zollstreit zwischen China und den USA sowie das befürchtete Brexit-Chaos ohne Abkommen sorgen für Unsicherheit im Welthandel. „Deutschland steht im Sommer 2019 an der Grenze zwischen Stagnation und Rezession“, sagte KfW-Ökonom Klaus Borger. Das Statistikamt veröffentlicht am Mittwoch Daten zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) für April bis Juni. Von Reuters befragte Ökonomen erwarten ein Minus von 0,1 Prozent.
Der Exportverband BGA hat jüngst seine Prognose halbiert und rechnet für 2019 nur noch mit einem Ausfuhrenplus von 1,5 Prozent. „Die weltweiten politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen zeigen jetzt ihre Auswirkung“, erklärte BGA-Präsident Holger Bingmann. „In allen Regionen war das Geschäft zuletzt rückläufig.“ Die Unternehmen könnten die vielen Risiken kaum noch abfedern. „Die Nervosität ist überall greifbar.“
Deutsche Großkonzerne bekommen Konjunkturflaute und Zollstreit längst zu spüren. Beim Industrieriesen Siemens stottert der Motor vor allem im Geschäft mit Autokonzernen und Maschinenbauern, und die Margen der Münchner werden dünner.. Auch der Chemiekonzern BASF stellt sich auf schwierige Zeiten ein. „Das wirtschaftliche Umfeld ist geprägt von hoher Unsicherheit“, sagte Vorstandschef Martin Brudermüller jüngst bei der Vorlage der Quartalszahlen.
Der DAX hat sich entsprechend am Freitag von seiner schwächeren Seite gezeigt. Der Leitindex schloss 1,3 Prozent im Minus bei 11.694 Punkten. Die Regierungskrise in Italien drückte dabei ganz besonders auf die Stimmung der Anleger. Vize-Ministerpräsident Matteo Salvini hatte die Koalition seiner Lega mit der Fünf-Sterne-Bewegung für gescheitert erklärt. Nun drohen Neuwahlen, bei denen Salvini als neuer Ministerpräsident hervorgehen könnte. Kurz vor Handelsschluss dann die nächste Hiobsbotschaft: US-Präsident Donald Trump erwägt offenbar, die nächste Verhandlungsrunde mit China abzusagen. Bislang sei keine Einigung auf ein Handelsabkommen absehbar, sagte Trump am Freitag im Weißen Haus. Die nächste Verhandlungsrunde der beiden Länder ist bislang für Anfang September in Washington geplant. „Wir werden sehen, ob wir das Treffen beibehalten oder nicht“, sagte Trump. Die USA hätten alle Karten in der Hand, während Chinas Wirtschaft nicht gut dastehe. Die offiziellen Zahlen zu Chinas Wirtschaftswachstum seien „gefälscht“, fügte er hinzu.
Nach den deutlichen Kursgewinnen am Vortag agierten deshalb auch die Anleger am US-Aktienmarkt am Freitag wieder vorsichtiger. Der Dow Jones Industrial verlor 0,3 Prozent auf 26.287 Punkte und auf Wochensicht damit 0,7 Prozent. Für den technologielastigen Auswahlindex NASDAQ 100 ging es zum Wochenschluss sogar um ein Prozent auf 7.646 Zähler nach unten. Der marktbreite S&P 500 gab um 0,7 Prozent auf 2.919 Punkte nach.
Unternehmensseitig rückten am Freitag die Aktien des Fahrdienst-Vermittlers Uber nach einem Milliardenverlust im ersten Geschäftsquartal in den Blick. Die übliche Start-Up-Praxis, Mitarbeiter mit Aktien zu bezahlen, hatte das Unternehmen mit 5,2 Milliarden Dollar tief in die roten Zahlen gerissen. Für die Papiere ging es um 6,80 Prozent abwärts, nachdem sie am Vortag im Schlepptau der Kursgewinne des Konkurrenten Lyft um mehr als acht Prozent nach oben geschossen waren. Auch Lyft gaben am Freitag nach, und zwar um 4,9 Prozent.
Die Niedrigzinspolitik der Notenbanken sorgt für immer größere Verwerfungen auf dem Anleihemarkt. Global werden inzwischen Anleihen im Volumen von rund 13 Billionen US-Dollar mit negativen Renditen gehandelt. Vom Negativzins sind mittlerweile aber nicht nur Staatspapiere, sondern auch Unternehmensanleihen betroffen. Torsten Slok, Ökonom bei der Deutschen Bank, beziffert das Volumen der
Corporate Bonds mit negativer Rendite mittlerweile auf 600 Milliarden US-Dollar. Und der Trend zur Minusrendite bei Bonds dürfte so schnell nicht abflauen. So haben vergangene Woche auch die Notenbanken von Indien, Neuseeland und Thailand die Zinsen gesenkt, um den Auswirkungen einer Abschwächung der Weltwirtschaft geldpolitisch entgegenzuwirken.
Die Warnungen vor einem No-Deal-Brexit häufen sich, seit Boris Johnson als neuer britischer Premier berufen wurde. Selbst Großbritanniens Lebensmittellobby schlägt nun Alarm, dass bei einem ungeordneten Brexit Versorgungsengpässe drohten. Ein ungeregelter Brexit gefährde zudem nach Einschätzung des Chefs der Anti-Terrorbehörde die Sicherheit in Großbritannien. Und die Chancen für eine Trennung ohne Einigung mit Brüssel sind gestiegen. „Wenn wir die kumulierten Wahrscheinlichkeiten der Szenarien für die Zeiträume vor und nach dem 31. Oktober betrachten, liegen die Aussichten auf einen No-Deal-Brexit deutlich über 50 Prozent“, erklärt Steven Bell, Chefökonom bei BMO Global Asset Management. Bell erwartet im Falle eines No-Deal-Brexit ein schwächeres Pfund, was für britische Konzerne unterschiedliche Konsequenzen haben wird. „Da der Großteil der unternehmerischen Erträge in Großbritannien aus Übersee stammt, würde ein schwächeres Pfund den Pfund-Sterling-Preis der meisten FTSE-100-Unternehmen stützen“, so Bell. „Im Inland ansässige Unternehmen würden allerdings unter dem schwachen Kurs leiden.“ Aber die tatsächlichen Auswirkungen wären für die Europäische Union wahrscheinlich bescheiden und sicherlich viel geringer als für das Vereinigte Königreich, mein Bell.
In welcher Sparte Amazon auch immer aktiv ist, am Ende ärgert der US-Konzern die Platzhirsche. Das muss sich nun auch Paketdienstleister Fedex eingestehen, der nur noch bis Ende August Pakete im Landverkehr für Amazon befördern will. Der dann auslaufende Vertrag werde nicht verlängert, bestätigte das US-Expressunternehmen vergangene Woche. Erst im Juni hatte Fedex angekündigt, aus dem US-Luftfrachtvertrag mit Amazon aussteigen zu wollen. Grund für die Trennung: Amazon baut ein eigenes Logistiknetz auf, zu dem auch die Lieferlogistik gehört. So wird der Konzern zum ernsthaften Wettbewerber der großen Paketdienste wie UPS, Fedex oder DHL. Fedex will deshalb die Abhängigkeit von Amazon verringern, auch wenn dieser gemessen am Umsatz bei nur 1,3 Prozent liegt. Der US-Paketdienstleister will nun allein im E-Commerce-Markt angreifen. Der große Konkurrent UPS dagegen bleibt Amazon vorerst treu.