Der DAX hat nach dem Absturz rund 85 Prozent zugelegt, der breite US-Index S & P 500 samt Dividenden über 90 Prozent, beim Nasdaq 100 waren es sogar gut 115 Prozent. Zweifelsohne war die Rally nach dem Einbruch im Zuge des ersten Lockdowns trotz zwischenzeitlicher Korrekturphasen wie im November vor der US-Wahl eine für Anleger sehr lohnende Zeit. In diesen Tagen drängt sich ein weiterer Rückblick auf: Die aufquellenden Feuerbälle, als sich am 11. September 2001 die beiden von Al-Quaida-Terroristen gekaperten Flugzeuge in die Zwillingstürme des World Trade Centre in New York bohrten, die Aschewolke über den Häuserschluchten von Manhattan, fliehende, verzweifelte Menschen, verstörte Feuerwehrleute – der Terror sandte weltweit Schockwellen in die Finanzwelt aus. Vier Handelstage blieb die Wall Street geschlossen, um eine Panik unter den Investoren zu verhindern. Gleichwohl gingen, als die Börsen wieder aufmachten, nicht nur die Kurse von Airlines und Versicherungsgesellschaften auf Tauchstation. 20 Jahre später zeigt sich: Wer den Mut aufbrachte in diesem Moment zu investieren, wurde reich belohnt. Der DAX hat sich seit den Anschlägen mehr als verdreifacht. Börsianer, die ihr Geld an der Wall Street anlegten, verdienten mit über 500 Prozent Zuwachs im S & P 500 und gar über 1.000 Prozent im Nasdaq 100 noch weit mehr. Börse lohnt sich langfristig.
Viele EU-Länder haben ihre Wirtschaft in der Corona-Krise massiv gestützt und im Zuge dessen mehr Schulden angehäuft. Eine möglichst schnelle Rückkehr zum Maastricht-Kriterium (Schuldengrenze bei 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts) wäre jetzt angezeigt. Schon bringen die Regierungen ihre wissenschaftlichen Hilfstruppen in Stellung, um nicht sparen zu müssen. Eine Ausgabenreduktion sei nicht im Sinn der gesamteuropäischen Konjunkturentwicklung, postuliert vor diesem Hintergrund eine gerade erschienene Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Laut seinen Berechnungen würden die zur Erreichung des Maastricht-Kriteriums notwendigen Einsparungen bei den Staatsausgaben die Wirtschaftsleistung derart dämpfen, dass diese auch nach 20 Jahren nicht mehr das vorherige Niveau erreiche. Das wiederum belaste auch weniger stark verschuldete Länder, da der Wirtschaftsraum eng miteinander verflochten sei, so die DIW-Forscher. „Die zukünftige deutsche Regierung handelt also in ihrem eigenen Interesse, wenn sie sich auf EU-Ebene für eine Überarbeitung des Stabilitäts- und Wirtschaftspakts einsetzt“, lautet ihr Fazit. Erhöhe ein hoch verschuldetes Land dagegen seine Investitionen, wirke sich dies positiv aus, sowohl auf das Land selbst als auch auf den Rest der Staatengemeinschaft. Die Finanzierung solcher Investitionen könnte der Studie zufolge über Corona-Bonds erfolgen. So sehen Voodoo-Economics aus.
Immer mehr Investoren verpflichten sich auf die UN-Nachhaltigkeitsziele und versuchen zu quantifizieren, in welchem Maß Unternehmen mit ihren Geschäftsaktivitäten dazu beitragen, sie zu erfüllen. Das ist zwar kaum möglich, hört sich aber gut an. Der Rohstoffsektor kommt bei diesen Analysen in der Regel schlecht weg. Bergbau belastet die Umwelt, manche Mineralien werden in nicht unerheblichem Umfang unter äußerst prekären Umständen geschürft. Auf der anderen Seite sind viele Rohstoffe für die Energiewende unverzichtbar, und Minen bringen Arbeitsplätze sowie Gesundheits- und Bildungsinfrastruktur in dünn besiedelte Gebiete. Das bekräftigt auch der Goldminenverband World Gold Council in einem aktuellen Bericht, der sich mit dem 3. Nachhaltigkeitsziel „Gesundheit und Wohlergehen“ befasst. Demnach kommen Gold-Nanopartikel in der Diagnostik zum Einsatz, unter anderem in den bekannten Corona-Antigen-Schnelltests. Minenkonzerne engagieren sich dem Bericht zufolge in den Ländern, wo sie Minenstandorte haben, bei der Bekämpfung der Pandemie ebenso wie bei der Eindämmung von anderen Infektionskrankheiten. So habe das kanadische Unternehmen Golden Star die Malaria-Häufigkeit pro 1000 Einwohner im Umfeld der Wassa-Goldmine in Ghana auf 0,25 Prozent gesenkt.
Es ist eine Unart dieser Tage, nicht einfach sein Geschäft zu machen, sondern alles Tun mit einem peinlichen ESG-Überbau zu versehen.
Ganz ohne ESG haben die US-Indizes am Freitag im späten Handel ihre Verluste ausgeweitet und bescherten einer schwachen Börsenwoche auch einen schwachen Ausklang. Nach den Kurssteigerungen der vergangenen Monate waren die Marktteilnehmer eher auf die Gefahren durch steigende Inflation, eine mögliche geldpolitische Straffung und hohe Bewertungen fokussiert. Zudem belasteten kräftige Kursverluste der Apple-Aktien.
Der Leitindex Dow Jones Industrial fiel dabei auf den tiefsten Stand seit Ende Juli zurück. Er schloss nur wenige Zähler über seinem kurz vor Börsenschluss erreichten Tagestief mit minus 0,8 Prozent auf 34.608 Punkten. Die Bilanz der feiertagsbedingt verkürzten Handelswoche fällt mit einem Minus von rund 2,2 Prozent schwach aus. Der breiter gefasste und mit mehr Technologiewerten gespickte S&P 500 verlor am Freitag ebenfalls 0,8 Prozent und schloss bei 4.459 Punkten. Auch für den technologielastigen NASDAQ 100, der noch vor drei Tagen ein Rekordhoch erreicht hatte, ging es um 0,8 Prozent abwärts – auf 15.441 Punkte.
Positiv werteten die Anleger vor dem Wochenende, dass US-Präsident Joe Biden und sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping erstmals seit sieben Monaten wieder miteinander telefoniert hatten. Kreisen zufolge prüft die Biden-Regierung aber gleichzeitig, wie der Druck auf Peking in den Verhandlungen über die Entwicklung der Handelsbeziehungen erhöht werden könnte. Ein Mittel dabei könnte eine erneute Untersuchung der Auswirkungen chinesischer Subventionen auf die US-Wirtschaft sein.
Die Preise auf Herstellerebene zogen unterdessen in den USA weiter an und mit 8,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat auch etwas mehr als von Analysten erwartet. Die Entwicklung könnte die Inflationserwartungen weiter anheizen. Die Erzeugerpreise beeinflussen die Verbraucherpreise, an denen die US-Notenbank Fed ihre Geldpolitik ausrichtet. Allerdings betrachtet die Notenbank den jüngsten Inflationsanstieg als zeitweilig und durch Sonderfaktoren getrieben. Sie will daher geldpolitisch nicht reagieren.
Am Aktienmarkt sorgte bei den Apple-Aktien ein negatives Gerichtsurteil im Streit um die Spielregeln im Apple App Store für einen Dämpfer. Mit minus 3,3 Prozent auf 148,97 Dollar beendeten sie den Handel als schwächster Wert im Dow. Auch an der Nasdaq waren sie mit diesem Abschlag unter den größten Verlierern. Die Papiere des Chipherstellers Intel kletterten dagegen auf ein Hoch seit Ende Juli und verbuchten am Ende des Tages noch ein Plus von 0,8 Prozent. Dies reichte im Dow für den ersten Platz.
Zuvor hatte schon der deutsche Aktienleitindex DAX seine Gewinne wieder abgeben müssen und war 0,1 Prozent schwächer bei 15.610 Punkten ins Wochenende gegangen.
Sorgen bereitete vorallem die Inflationsrate. Mit 3,9 Prozent hat sie im August ihren höchsten Stand seit fast 28 Jahren erreicht. Volkswirte erwarten in den nächsten Monaten weiter steigende Teuerungsraten, werten den Anstieg der Verbraucherpreise in Europas größter Volkswirtschaft aber als vorübergehendes Phänomen.
Unter den Einzelwerten machte vor allem Biontech auf sich aufmerksam. Der Pharmakonzern treibt den Einsatz seines Corona-Impfstoffs auch für jüngere Kinder voran. Schon ab Mitte Oktober könnten in Deutschland die ersten Kinder unter zwölf Jahren mit dem Mittel geimpft werden, hieß es im „Spiegel“. Die Aktie des Impfstoffherstellers legte in der Spitze um mehr als vier Prozent zu. Als DAX-Gewinner ging Infineon gefolgt von Siemens und Continental ins Wochenende. Volkswagen kamen dagegen unter Druck. Der Konzern hatte im August deutliche Einbußen beim Verkauf seiner Autos hinnehmen müssen. Weltweit lieferten die Wolfsburger im Gesamtkonzern 616 500 Fahrzeuge aus, das waren 22,3 Prozent weniger als im Vorjahresmonat, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Nach den ersten acht Monaten des Jahres steht aber noch ein Plus von 13,3 Prozent auf 6,32 Millionen Fahrzeuge zu Buche. Im vergangenen Jahr hatte die Corona-Pandemie vor allem im Frühjahr mit den Lockdowns für deutliche Rückgänge gesorgt.
Seit vergangener Woche dürfen europäische Landwirte Hühner und Schweine mit Mehlwürmern, Heuschrecken oder Grillen füttern. Das sollte den Herstellern von Insekten-Proteinen einen erheblichen Schub geben. Besonders in Frankreich und den Niederlanden sind eine ganze Reihe von hochinteressanten Hightech-Zuchtfirmen entstanden, von denen einige in den kommenden Jahren ihr Börsendebüt feiern dürften. Die Agrarspezialisten der Rabobank erwarten, dass die Insektenproduktion von aktuell rund 10 .000 Tonnen bis 2030 auf 500. 000 Tonnen pro Jahr ansteigt. Ein Geschäft ganz ohne ideologischen Klimbim.