Tichys Einblick
Kein E-SUV, kein DEI

Ideologisches Wendemanöver: Ford jagt woke Quotenpolitik hinfort

Knapp zwei Wochen nach der Ankündigung, dass Ford die Arbeit an seinem E-SUV wegen mangelnder Profitabilität einstellt, verlautbarte der Konzern nun, dass man sich nicht mehr an Diversitätsprogrammen beteiligen werde. Zu groß war die Angst vor dem wachsenden Widerstand der Kunden.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | David Zalubowski

Wer die deutsche Seele kennt, wusste schon seit langem, dass hierzulande die letzte Bastion des ideologischen Wahnsinns unserer Zeit ihre Heimat finden wird. Und während deutsche Autobauer nach Jahren der Anbiederung an den Zeitgeist lieber in den Ruin schlittern, anstatt sich wieder auf eigene Stärken zu konzentrieren, zieht die Karawane in anderen Teilen der Welt schon längst weiter.

TE berichtete bereits Anfang des Jahres davon, dass Großinvestoren wie Blackrock und Konsorten massiv Gelder aus Fonds für grün-progressive Investitionen abzogen. Nun beginnt dies langsam, aber sicher, reale Auswirkungen auf die Marktpositionierung großer US-Firmen zu haben. Nachdem bereits der Traktorenhersteller John Deere und die Kult-Motorradmarke Harley-Davidson in Sachen Diversität zurückruderten, folgt nun mit Ford einer der weltgrößten Autoproduzenten.

Ford CEO Jim Farley, der nebenbei auch im Aufsichtsrat von Harley-Davidson sitzt, versendete eine Email an alle Ford-Mitarbeiter, in der er bekannt gab, dass Ford seine Richtlinien für Inklusion und Diversität überarbeiten werde und verlautbarte darüber hinaus, dass man zukünftig nicht mehr am Corporate Equality Index der Human Rights Campaign, einer LGBTQ-Lobbyorganisation, teilnehmen wird.

„Wir sind uns bewusst, dass unsere Mitarbeiter und Kunden ein breites Spektrum an Überzeugungen haben und dass sich das externe und rechtliche Umfeld in Bezug auf politische und soziale Fragen ständig weiterentwickelt“, so Farley in seiner Email an Ford-Mitarbeiter. Auf Nachfrage betonte Ford, dass man dem Inhalt der Email nichts hinzuzufügen habe.

Eine steife Brise von rechts

Denn damit die Faustregel „go woke, go broke“ nicht nur ein schöner Gedanke bleibt, sondern auch Realität wird, organisieren sich in den USA zunehmend konservative und Anti-Gleichstellungs-Aktivisten, die einen Konzern nach dem anderen auf seine Diversitätspolitik durchleuchten und – im Falle der häufig anzutreffenden positiven Diskriminierung bestimmter Minderheiten – dagegen vor Gericht ziehen.

Ein prominenter Aktivist ist Robby Starbuck, der seine mittlerweile 600.000 Follower auf X regelmäßig dazu aufruft, Firmen, die im Namen von Inklusion diskriminieren, zu boykottieren. Erst kürzlich hatte der von ihm hervorgerufene Druck dazu geführt, dass die Baumarktkette Lowe ihr Diversitäts- und Inklusionsprogramm einstellte. Nun möchte Starbuck gegen dessen Konkurrenten Home Depot vorgehen.

Nur wenige Tage vor dem Brief aus dem Hause Ford kündigte Starbuck an, sich demnächst Ford vorzuknöpfen. Starbuck war es auch, der mit seinen Kampagnen für die Kursänderungen bei Harley-Davidson und John Deere verantwortlich war. Der CEO von John Deere, John May, ist ebenfalls Aufsichtsratsmitglied bei Ford. Der Autogigant war also gewarnt.

„Wir bringen mittlerweile milliardenschwere Unternehmen dazu, ihre Richtlinien zu ändern, ohne sie überhaupt erst öffentlich anzuprangern, nur weil sie Angst haben, das nächste Unternehmen zu sein, das wir bloßstellen“, sagt Starbuck. Dabei ruft der Aktivist nicht nur zum Boykott auf, sondern ermutigt seine Follower auch dazu, Firmen, die sich dem woken Zugriff entreißen, zu fördern und zu unterstützen.

Möglich wurde solch effektiver Druck erst durch ein Urteil des Obersten Gerichtshofs in den USA, der letztes Jahr die sogenannte „affirmative action“ an Universitäten, also eine Quotenregelung für Minderheiten, verboten hat. Nicht nur führte das dazu, dass die Zahl schwarzer Studenten an Eliteuniversitäten wie dem MIT von 15 auf 5 Prozent einbrach, es ermutigte auch Aktivisten wie Starbuck der Gleichstellungspolitik im privaten Sektor zu Leibe zu rücken.

Alles steht und fällt mit den Pickups

Der ins Rollen gekommene Schneeball dürfte so schnell nicht aufzuhalten sein, denn die konservativen Kräfte in den USA wittern Morgenluft – ein Trend, der bei einem Wahlsieg von Donald Trump nur umso schneller vonstattengehen würde.

Bereits mit der zwei Wochen zuvor bekannt gegebenen Einstellung eines geplanten E-SUVs zeigte Ford, dass es nicht länger bereit ist – bzw. dass es nicht mehr lohnend ist –, die Interessen der eigenen Kundschaft hintanzustellen. Der geplante E-SUV wäre, so verlautbarte CEO Farley damals, allen Prognosen zufolge ein Verlustgeschäft gewesen. Und auch das Nachfolgemodell zum E-Pickup von Ford, dem F-150 Lightning, verzögert sich aufgrund von Problemen mit den Batterien um zwei Jahre von 2025 nach 2027.

Spätestens aber, wenn es um Pickups geht, geht es in den USA ans Eingemachte. Der klassische (fossile) F-150 ist das meistverkaufte Auto der USA und somit ein Grundpfeiler des Geschäfts von Ford. Gleichzeitig ist die Klientel von Pickups Teil jener Schicht, die man zwar an den Küsten gerne woke missioniert sehen möchte, die aber auf solche Missionierung überhaupt nicht wartet.

Es ist kein Zufall, dass einer der erfolgreichsten (und besten) Werbespots, die je in den USA – nota bene zur Super Bowl – liefen, ausgerechnet den Pickup-Konkurrenten Dodge Ram mit der legendären Rede „So God made a farmer“ („Also schuf Gott einen Bauern“) bewarb. Will Ford sein Kerngeschäft nicht verlieren, sollte der Konzern schleunigst überlegen, wie er diese Zielgruppe wieder ansprechen kann. Ein erster Schritt ist gesetzt.

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