Tichys Einblick
realitätsferne energiepolitik

Die „Energiewende“ ist und bleibt unbezahlbar

Energieerzeuger warten auf Vorgaben der Regierung für Investitionen in Backup-Kraftwerke bei Dunkelflaute. Die aktuelle Versorgungslage ist sicher, aber die Verwerfungen im System nehmen immer größere Ausmaße an. Indes hat die Bundesnetzagentur vorgelegt, wie teuer die „Energiewende“ werden wird.

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Sechzig Milliarden Euro bis zum Jahr 2030 werden für den Neubau von Reservekraftwerken veranschlagt, um bei der „Dunkelflaute“ als Backup die Stromversorgung aufrechtzuerhalten. Diese Summe lasse sich jedoch nicht aus Erlösen vom Strommarkt erwirtschaften. Für die Investitionen müssen „andere Anreizinstrumente gefunden werden“, heißt es. Pläne für die Kraftwerkstrategie, Ausschreibungen, oder wie und von welchem Geld in sechs Jahren die Großgaskraftwerke gebaut werden sollen: Fehlanzeige.

Zugeschüttet und wenig beachtet
Ein neues Habeck’sches 60-Milliarden-Loch schafft es kaum in die Schlagzeilen
Wenn es nicht klappt mit den 60 Milliarden für die Backup-Gaskraftwerke, dann müssen eben sämtliche Kohlemeiler wieder hochgefahren werden. Andererseits steht ja auf der grünen Agenda, bis 2030 komplett aus Kohlestrom auszusteigen.

Seit Monaten warten die Energieerzeuger auf konkrete Vorgaben der Bundesregierung. Diese hält den Bau von Kraftwerken mit einer installierten Leistung von bis zu 25 Gigawatt für nötig, um wie geplant aus der Kohle aussteigen zu können. Das erfordert etwa 50 große neue Kraftwerke. Die Frage, wie solche Gaskraftwerke vergütet werden sollen, ist aber bisher ungeklärt, berichtete das Handelsblatt. Und weiter: „Zwar hatte RWE bekannt gegeben, deutlich mehr zu investieren als bislang geplant. Das meiste Geld fließt aber in die USA.“ Nämlich etwa 20 Milliarden Euro, die sich dort besser rechnen als hier; für Deutschland hat RWE nur elf Milliarden Euro vorgesehen. Kurzum: Wenn die Energiewirtschaft nicht investiert, muss eben der Steuerzahler ran.

Tatsächlich ist es noch absurder. Wer will denn in neue Groß-Gaskraftwerke investieren, „wenn sie nur bei Wind-Flaute und Dunkelheit produzieren dürfen, also nur weniger als die Hälfte ihrer Zeit, aber volle Invest- und Unterhaltskosten verursachen“, schreibt Manfred Haferburg. „Also muss sich Herr Habeck einen neuen Notstand ausdenken, der ihm erlaubt, sich die 60 Milliarden irgendwo als Schulden, genannt Sondervermögen, zu pumpen.“ Und das hat er ja nun Anfang Februar im Bundestag eingefordert, – und dann darf es auch gleich erklecklich mehr sein als nur die 60 Milliarden.

„Das Bundeswirtschaftsministerium beziffert die Kapazität an neuen Gaskraftwerken als Back-up für die Dunkelflaute auf 24 Gigawatt bis 2030“, schreibt der Ökonom Daniel Stelter für das Handelsblatt. Das entspricht den genannten 50 Kraftwerken. „In Wirklichkeit ist der Bedarf an Back-up-Gaswerken deutlich höher. Bis 2040 werden nach den Berechnungen von e.venture 68 Gigawatt zusätzliche Kapazitäten benötigt, was – unter der Annahme, dass die Kostenschätzung des Wirtschaftsministeriums nicht ähnlich danebenliegt wie die zur Kapazität – 170 Milliarden Euro entspricht.“ Hinzu kommen noch zwölf bis 15 GW Kraftwerkskapazität, um die Netzstabilität aufrechtzuerhalten. Rund gerechnet sind das weitere 35 Milliarden Euro an Investitionsbedarf. Angesichts dieser enormen Kosten ist es kein Wunder, dass die Analysten davon ausgehen, dass wir mit dauerhaft hohen Strompreisen rechnen müssen, sollten wir diesen Weg weiter beschreiten.

Verstaatlichung des Energiesektors
Das Wirtschaftsministerium als Zaubereiministerium: Kommt das Gas aus den Gaskraftwerken?
„Wir sind umzingelt von Wirklichkeit“, sinnierte Habeck Ende letzten Jahres bei „Anne Will“. Eine fürwahr bedenkliche Aussage des Wirtschaftsministers, der zwei Jahre lang braucht, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Von einer nüchternen, realistischen Bestandaufnahme scheint er dennoch weit entfernt – ansonsten müssten die grünen Illusionen der „Energiewende“ komplett auf den Prüfstand und die grünen Anhänger schrien Mordio.

Anfang 2024 stellen sich mehr Fragen als noch vor einem Jahr. Die aktuelle Versorgungslage ist sicher, aber die Verwerfungen im System nehmen immer größere Ausmaße an. Ein Zeichen der Dysfunktionalität sind die negativen Preise an der Strombörse, Folge des uneingeschränkten Einspeisevorrangs für „Erneuerbare“ in Deutschland, eine Perversion der Marktwirtschaft, und teuer für die Stromkunden hierzulande. Günstig für die ausländischen Importeure, die diesen Strom abnehmen, dazu Geld bekommen und ihn dann im eigenen Land verkaufen. Selbst wenn sie ihn nicht absetzen können, besteht die Möglichkeit, ihn zu entsorgen (zu verschwenden), es wird bezahlt. So viel zum finanziellen Anreiz und möglichen ökologischen Folgen.

Schon vor Jahren schrieb das Wall Street Journal: „Deutschland betreibt die dümmste Energiepolitik der Welt.“ Die Weltklimakonferenz im Dezember in Dubai zeigte, wie weit sich Deutschland von der realen Energiepolitik der anderen Länder entfernt hat. „Die anderen Teilnehmer der Weltklimakonferenz kennen die fatalen Folgen der deutschen Energiepolitik auf die wirtschaftliche Entwicklung und wissen, dass diese blauäugige, realitätsferne deutsche Energiepolitik das Land zu den höchsten Strompreisen der Welt geführt hat.“

Unlängst hat die Bundesnetzagentur ganz nebenbei offengelegt, wie teuer der grüne Traum von der „Energiewende“ wirklich wird. Nahezu eine Billion Euro wird veranschlagt, TE berichtete. Für die Betreiber von Übertragungsnetzen veranschlagt die Bundesnetzagentur einen „höheren dreistelligen Milliardenbetrag“. Die sind also mit etwa 600 bis 800 Milliarden dabei. Für die Betreiber von Verteilnetzen werden Kosten in Höhe von „150 Milliarden Euro allein bis 2030“ veranschlagt. Summa summarum: etwa eine Billion Euro.


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