Die massiv gestiegenen Energiekosten machen auch das E-Auto-Fahren deutlich teurer. EnBW wird die Preise für das Stromtanken kräftig anheben. Der baden-württembergische Energieversorger betreibt das größte Schnellladenetz Deutschlands und gilt als einer der größten Ladenetzbetreiber in Europa. Die EnBW bildet damit nach eigenen Aussagen sogar noch das Schlusslicht im Reigen der Stromanbieter mit saftigen Anhebungen der E-Tankstellenpreise. Als Grund nennt das südwestdeutsche Energieunternehmen, das im sogenannten HyperNetz Zugang zu 300.000 Ladepunkten in Europa bietet, die deutlich gestiegenen Strom-Beschaffungskosten, die nunmehr an die Kunden weitergegeben werden müssten. So hätten sich die Strom-Beschaffungskosten im Vergleich zum Vorjahr etwa verdoppelt.
Ab 17. Januar 2023 müssen die Kunden im Ladenetz der EnBW an der Stromtanke deutlich höhere Preise zahlen. Die neuen EnBW mobility+ Ladetarife S und M lösen den bisherigen Standard- und Viellader-Tarif ab. Kunden werden automatisch in den jeweiligen neuen Tarif überführt und individuell darüber informiert, heißt es in der Mitteilung des Unternehmens. Neu hinzu kommt der EnBW mobility+ Ladetarif L. Dieser berücksichtigt, dass Autofahrer zunehmend lange Strecken elektrisch fahren und entsprechend häufiger öffentlich laden.
Die Preise variieren in einer Bandbreite von 61ct/kWh bis 39ct/kWh, je nach Tankhäufigkeit und abgeschlossenem Tarif. Hinzu kommt eine tarifabhängige Grundgebühr in unterschiedlicher Höhe. Die neuen Preise an der Stromtankstelle sehen ab 17.Januar 2023 so aus (Quelle Automobilwoche):
EnBW mobility+ Ladetarif S für weniger als dreimal monatlich laden: 61 ct/kWh an EnBW-Ladepunkten und 65 ct/kWh bei anderen Betreibern; ohne Grundgebühr
EnBW mobility+ Ladetarif M ab dreimal monatlich laden: 49 ct/kWh an EnBW-Ladepunkten und 57 ct/kWh bei anderen Betreibern; Grundgebühr 5,99 Euro/Monat
EnBW mobility+ Ladetarif L ab sechsmal monatlich laden: 39 ct/kWh an EnBW-Ladepunkten und 50 ct/kWh bei anderen Betreibern; Grundgebühr 17,99 Euro/Monat.
EnBW baut wegen der vermutet wachsenden Bedeutung des Schnellladens auf weiteren Strecken sein Schnellladenetz derzeit massiv aus und investiert dafür mehr als 100 Millionen Euro. Bis 2030 will das Energieunternehmen rund 30.000 Schnellladepunkte bereitstellen. Dies wäre grosso modo ein Fünftel der dahin benötigten insgesamt 130.000 bis 150.000 Schnellladepunkte, die nach Meinung der deutschen Umwelt-Politik notwendig sind, um bis zum Jahr 2030 den gesamten Ladebedarf im öffentlichen Raum für die bis dahin geplanten 15 Millionen E-Autos abzudecken.
Wohlgemerkt: nur Schnellladepunkte nicht, das gesamte Ladenetz. Dieses müsste nach Bekunden des Automobilverbandes VDA bis dahin etwa 10,5 Millionen Ladepunkte umfassen, private und öffentliche Ladepunkte zusammengenommen.
Im öffentlichen Raum hält der VDA eine Million öffentliche Ladepunkte bis 2030 für einen guten Wert. Bei Fortdauer des aktuellen Ausbautempos gäbe es in Deutschland zu diesem Zeitpunkt allerdings gerade einmal rund 210.000 Ladepunkte – also lediglich ein Fünftel des geschätzten Bedarfs. Da klafft wohl eine Lücke, die der Finanzminister angesichts der ohnehin wachsenden Staatsverschuldung wohl kaum zu finanzieren bereit ist.
Möglichweise entspannt sich aber auch die Situation von selbst. So ist nicht auszuschließen, dass die absehbar hohen Strompreise an der E-Tankstelle sowie die wachsenden Chancen für das Angebot an umweltfreundlichem Klima-Sprit (eFuels + HVO 100), die eine oder andere Wachstumsprognose des künftigen E-Auto-Bestands in den Bereich der Illusionen verweist.