Tichys Einblick
VW-Chef will die Grünen überholen

Diess disst Dieselfahrer: »Nur spürbare Maßnahmen bringen die Decarbonisierung voran«

Diesel und Benzin sollen noch teurer werden. Das wollen nicht nur die Grünen, sondern das schlägt jetzt Volkswagen Konzernchef Herbert Diess vor.

Herbert Diess, Vorstandschef des VW-Konzerns

imago images / Jan Huebner

Der Volkswagen-Konzern will zur sogenannten Klimaneutralität kommen. VW-Chef Herbert Diess hat sich öffentlich Gedanken gemacht und zehn Punkte aufgeschrieben, die seiner Ansicht nach in die Koalitionsverhandlungen einfließen müssten. Vorab zur Erinnerung: Volkswagen ist jener Konzern, gegen den massenhaft Betrugsverfahren laufen und der seine Kunden ins offene Messer rennen ließ. Also hier die zehn Forderungen des Vorstandschefs des größten deutschen und europäischen Automobilunternehmens:

1. Schon 2024 sollte die CO2-Steuer auf 65 Euro pro Tonne angehoben werden. »Nur spürbare Maßnahmen bringen die Decarbonisierung voran«, twittert Diess.

2. Subventionen für fossile Kraftstoffe beenden. Ausstieg aus der Kohle deutlich vorziehen. Er sagt nicht dazu, wo fossile Kraftstoffe subventioniert werden.

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3. Ausbau der »erneuerbaren Energien« auf mindestens 255 GW in 2030. Sogenannter Grünstrom soll rund um die Uhr durch schnelleren Netzausbau kommen. Auch hier sagt Diess nicht dazu, woher der kommen soll, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Allein mehr Stromleitungen nutzen nicht viel, wenn der Strom fehlt, der in die Netze geleitet werden kann.

4. Förderung von Dienstwagen auf Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb fokussieren.

5. Kaufprämien für Elektrofahrzeuge beibehalten und bis 2025 schrittweise verringern.

6. Die Ladeinfrastruktur für Pkw und Lkw solle massiv gefördert und ausgebaut werden. Verpflichtende Ziele sollen für schnelle Laden festgelegt werden. Diess will, dass das Laden so einfach und selbstverständlich werden soll wie Tanken.

7. »Grüner« Wasserstoff ist kostbar und energieintensiv. Wird dringend benötigt für grünen Stahl und für »Decarbonisierung« von Industrien wie Chemie und Zement.

8. Städte lebensfähig machen, indem Fahrräder, E-Bikes und elektrifizierte Car-Sharing Dienste gefördert werden.

9. Fahrzeug- und Datensicherheit soll gewährleistet werden, wenn auf die gesammelten Fahrzeugdaten zugegriffen werden kann.

10. Autonomes Fahren ist unsere Zukunft, twittert Diess, daher muss flächendeckendes 5G kommen.

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Im Klartext: Auch jene Kunden, die massive Wertverluste ihrer VW-Fahrzeuge hinnehmen mussten, sollen jetzt empfindlich höhere Preise für Benzin und Diesel zahlen. 65 Euro Steuer pro Tonne CO2 würden mitsamt Mehrwertsteuer rund 0,20 Euro mehr pro Liter Diesel an der Tankstelle ausmachen. Das ist mehr, als sogar die Grünen mit 0,16 Euro pro Liter im Sommer forderten. Diess will also grüner als grün die Grünen überholen.

Er realisiert offenbar, dass seine Elektrifizierungsstrategie nicht so aufzugehen scheint, wie er sich das wünscht. Die Vorstellung ist in der Tat nicht schön: Da nimmt Diess das großspurige Wort vom »umbauen« für bare Münze und will eilfertig seinen Konzern zumindest in Deutschland nur noch Elektroautos produzieren lassen. Das außerordentlich hohe Risiko: Wenn die absehbar kaum jemand kauft, wachsen die Halden fabrikneuer Elektroautos. VW müsste auf die Produktion von Lastenfahrrädern umsteigen.

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