Unternehmen wie Google, Amazon, Facebook, Microsoft und Apple sind weltweit zu Feindbildern geworden. Das Paradoxe: Fast jeder nutzt sie, aber kaum einer mag sie. Manche Sorgen sind berechtigt, vor allem über die politische Einseitigkeit von Unternehmen wie Facebook. Aber was die meisten Kritiker, die stärkere staatliche Regulierung oder eine Zerschlagung von Monopolen fordern, übersehen, ist die Tatsache, dass Monopole in der Regel weitaus weniger beständig sind, als die Menschen glauben.
Eine Analyse der Presseberichterstattung von Dirk Auer und Nicolas Pitt
belegt, dass die Berichterstattung in den Medien über Monopole meist sehr negativ ist und dass über die Entstehung von Monopolen viel ausführlicher und häufiger berichtet wird als über das Ende von Monopolen. Die Dauerhaftigkeit von Monopolen werde in der Presseberichterstattung weit überschätzt, so die Analyse.
Der Wirtschaftshistoriker Werner Plumpe zeigt, dass hier Tendenzen in bestimmten, besonders kapitalintensiven Bereichen wie etwa der Schwerindustrie verallgemeinert und auf die Zukunft hochgerechnet wurden. Von den großen Unternehmen, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dominierten und die Referenz für solche Prognosen von der Dominanz der Monopole abgaben, ist heute kaum eines übrig geblieben.
Myspace
Doch man muss gar nicht so weit in die Geschichte zurückgehen, um zu zeigen, wie sehr die Dauerhaftigkeit von Monopolen überschätzt wurde. Ryan Bourne gibt in seinem Beitrag „Is This Time Different? Schumpeter, the Tech Giants, and Monopoly Fatalism“ zahlreiche Beispiele aus der jüngeren Zeit. Das Unternehmen Myspace wurde 2003 gegründet. Das soziale Netzwerk gewann sehr rasch Follower. Schon im Juni 2006 war Myspace die Seite mit den meisten Aufrufen in den USA, mehr als Google. 2007 fragte die führende linke britische Tageszeitung “Guardian”: “Will Mayspace ever lose its Monopoly?”
Nokia
Im November 2008 brachte Forbes eine große Story über den Mobiltelefon-Hersteller Nokia. Die Headline auf der Titelseite des Magazins lautete: „One Billion Customers – Can Anyone Catch the Cell Phone King?“ Nachdem Nokia durchgehend von 1998 bis 2011 weltgrößter Mobiltelefonhersteller gewesen war, wurde die Firma im ersten Quartal 2012 von Samsung mit einem geschätzten Marktanteil von 25,4 % abgelöst; Nokia hatte noch 22,5 % und Apple 9,5 % Marktanteil. Der Marktanteil sank damit seit 2008 um mehr als ein Drittel. Nokia hatte zwar in den 90er Jahren das erste Smartphone entwickelt, „but it did not forsee the importance of apps to the appeal of the phone until it was too late“. 2013 kaufte Microsoft Nokia, das zu diesem Zeitpunkt nur noch einen weltweiten Marktanteil von drei Prozent hatte.
Monopole weniger dauerhaft als vermutet
Unternehmen wie Google, Facebook, Amazon und Apple erscheinen heute allmächtig – so wie frühere Monopolisten auch. Doch die Geschichte lehrt uns, dass Monopole in den meisten Fällen weit weniger beständig sind, als die Menschen zu dem Zeitpunkt glauben, als sie den Höhepunkt ihrer Macht hatten. Und bei jedem Mal erzählen uns die Kritiker: Dieses Mal sei alles ganz anders und diesmal werde das Monopol von Dauer sein, wenn der Staat nicht eingreife.
Was mich bei der Kritik von Antikapitalisten an Monopolen stets am meisten gewundert hat: Gerade sie treten doch oft für Verstaatlichungen ein, obwohl das Staatsmonopol das ist, was am dauerhaftesten und am wenigsten angreifbar ist. Der Feind des Monopols ist nicht der Sozialismus, sondern der Kapitalismus. Der Ökonom Josef Schumpeter schrieb schon 1942 in seinem Buch „Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie“, ein Monopol könne „unter den Bedingungen eines intakten Kapitalismus kaum während einer genügend langen Zeitdauer bestehen, um für die Analyse der Gesamtproduktion wichtig zu werden -, es sei denn, sie wird, wie zum Beispiel im Falle von fiskalischen Monopolen, durch staatliche Behörden gestützt.“