Die Daten des Statistischen Bundesamtes machen es offiziell: Im Jahr 2023 schrumpfte das deutsche Bruttoinlandsprodukt preisbereinigt um 0,3 Prozent, verglichen zum Vorjahr. Damit entwickelte sich die Bundesrepublik schlechter als alle anderen Industrieländer weltweit. Vor allem die USA enteilten Deutschland 2023 mit einem Wirtschaftswachstum von 2,6 Prozent.
Damit erledigt sich die von Kanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck bemühte Erzählung endgültig, die deutsche Wirtschaft habe nur vorübergehende Probleme wegen des Kriegs in der Ukraine, dem Wegfall der günstigen russischen Gaslieferungen und den gestiegenen Zinsen, befinde sich aber auch schon wieder auf dem Weg zur Besserung. Mit den genannten Problemen mussten auch andere europäische Länder umgehen, die sich dann trotzdem besser als Deutschland entwickelten.
Besonders alarmierend wirkt der Einbruch im produzierenden Gewerbe (ohne Baugewerbe) von insgesamt 2 Prozent. Vor allem in den energieintensiven Branchen wie der Chemie- und Metallindustrie sackte die Wertschöpfung deutlich ab. Das sind niederdrückende Zahlen für eine Volkswirtschaft, die sich früher vor allem wegen ihrer Industrie robust zeigte. Die schlechte Stimmung im Verein mit steigenden Zinsen bremste auch den privaten Konsum 2023 deutlich: Er nahm preisbereinigt um 0,8 Prozent zum Vorjahr ab.
Zwei Gründe lassen auch wenig Hoffnung für eine Trendwende 2024. Zum einen stammten die wenigen positiven, wenn auch schon relativ schwachen Impulse des vergangenen Jahres aus dem Fahrzeugbau und der Zulieferindustrie. Nur: Gerade hier beginnt der Abbau von Jobs erst. Der Reifenhersteller Michelin plant die Schließung von vier deutschen Werken, das Ford-Werk in Saarlouis stellt bis 2025 seine Produktion ein, in der Autozulieferer-Sparte von Bosch, wo 80 Prozent der 27.000 Arbeitsplätze am Verbrenner hängen, beginnt das große Schrumpfen. Ausgerechnet der Wirtschaftsbereich also, der sich 2023 noch einigermaßen hielt, dürfte 2024 und im nächsten Jahr vor allem eins liefern: schlechte Schlagzeilen.
Zum zweiten fand 2023 dem Statistischen Bundesamt zufolge der relativ bescheidene Aufbau neuer Jobs fast ausschließlich im Dienstleistungsbereich statt. Aber gerade in einer der wichtigsten Servicebranchen, der Gastronomie, sorgt der Staat mit seiner Mehrwertsteuererhöhung von 7 auf 19 Prozent seit Jahresbeginn für höhere Preise, die in einem schwachen Konsumumfeld automatisch Umsatz und Gewinn schmälern. Die von der Ampel geplante Anhebung der Ticketsteuer dürfte auch nicht folgenlos für den Tourismus bleiben. Schon 2023 ging die Bruttowertschöpfung in Handel, Verkehr und Gastgewerbe zusammengenommen um 1 Prozent zurück, während sie in anderen Dienstleistungsfeldern wie Kommunikation noch leicht stieg. In diesem Jahr könnte das weitere Absacken der Gastronomie den gesamten Dienstleistungssektor nach unten ziehen.
Die Hoffnung der Bundesregierung, in diesem Jahr könnte das Land wieder ein Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent erreichen, steht deshalb auf äußert wackligen Beinen. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln rechnet dagegen mit einem weiteren Rückgang um 0,5 Prozent für 2024. Das wäre dann das zweite Rezessionsjahr in Folge.