Tichys Einblick
Lieferkettengesetz, Maut, schlechte Politik

Die große Krise der deutschen Logistik hat begonnen

Das Unternehmen Maibach Logistik hat Insolvenz angemeldet. Es ist ein Schlaglicht für die gesamte Branche. Die Nachwehen der Corona-Krise machen sich bemerkbar. Doch die Politik verschärft die Situation, statt sie zu verbessern. Von Samuel Faber

IMAGO / Arnulf Hettrich

Das Unternehmen, das wie ein teures Auto klingt, steht vor dem Aus: Maibach Logistik kann seine Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen und muss Insolvenz anmelden. Ein Grund ist, dass ein Hauptkunde im Februar 2024 angekündigt hatte, nicht mehr mit dem Unternehmen aus Mittelfranken zusammenzuarbeiten. „Dies hat zu einem erheblichen monatlichen Umsatzverlust geführt“, so das Unternehmen. Hinzu kommt der Wegfall eines weiteren Kunden im Dezember 2023. Auch das führte zu einem Umsatzrückgang.

Maibach ist kein Einzelfall. Viele Unternehmen aus der Logistik stehen vor großen Schwierigkeiten. Der Grund hierfür ist offenkundig hausgemacht. Denn die Maßnahmen im Zuge der sogenannten Corona-Pandemie hinterließen Spuren. Flugzeuge blieben am Boden, Container- und Kreuzfahrtschiffe im Hafen; der Reiseverkehr war stark eingeschränkt und viele Fabriken haben zeitweise ihre Produktion heruntergefahren. Die drakonischen Maßnahmen trafen die Transport- und Logistikbranche besonders hart.

Die Politik bleibt das Problem

Nicht wenige Experten würden der Logistik den Status einer frühindikativen Branche geben, was Krisen angeht. Das bedeutet, dass viele Unternehmen Krisen bereits spüren, obwohl sie noch gar nicht manifest sind. Während die Budgets von Marketing verhandelbar sind, weil sie am Ende des Tages nicht entscheidend sind, ist das der Transport einer Ware schon. Ohne Werbung gibt es das Produkt immer noch. Ohne Logistik kommt die Ware nicht beim Kunden an.

Große Unternehmen, wie SSI Schäfer, wappnen sich bereits. „Wir haben alle die Corona-Pandemie erlebt und wir erkennen dadurch eine gewisse Veränderung“, sagt der Chef von SSI, Steffen Bersch, und ergänzt, dass „auch der Ukrainekrieg seine Implikationen für unser Geschäft hat“. Bersch verweist ebenso auf den Klimawandel mit immer mehr sichtbaren Folgen und so entstünden auch Brüche in der Supply Chain, Materialpreissteigerungen sowie Energieknappheit. „Das bedeutet, dass immer neue Herausforderungen auf uns als Industrie zukommen“, prognostiziert er.

Ob Corona-Regime oder sogenannte Klimapolitik: Die Politik bleibt das Problem. Allein die deutsche Maut kostet Unternehmen und damit den Kunden Milliarden. Laut Schätzungen der Industrie- und Handelskammer Schwerin führt der neue Maut-Aufschlag von 200 Euro je Tonne CO2 zu einer annähernden Verdopplung der Straßengebühr für Diesel-LKW. Diese Erhöhung belastet die Logistikbranche und letztendlich den Endverbraucher finanziell und schürt darüber hinaus die Inflation weiter.

Als Ausblick nennt die IHK Mehrkosten von 300 bis 400 Euro pro Jahr, die laut Berechnungen des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) auf einen 4-Personen-Haushalt zukommen. Diese Zahlen sind noch milde geschätzt. Richtig ist: Die paternalistische Politik kostet den Verbraucher bares Geld. Denn am Ende des Tages sind es die Bürger, die fehlgeleitete Entscheidungen von Abgeordneten zu zahlen haben, und nicht Abgeordnete selbst, die als Nettosteuerempfänger gar nichts beitragen und auch nicht haftbar sind.

Eine Branche wird geschreddert

Der deutsche Logistikmarkt hatte im Jahr 2023 ein Gesamtvolumen von 327 Milliarden Euro. Die Zahl aller in diesem Sektor beschäftigten Personen liegt laut Fraunhofer Supply Chain Services bei 3,3 Millionen. Somit ist die Logistik in Deutschland nach Automobilindustrie und Handel der drittgrößte Wirtschaftsbereich. Reine Anbieter von Logistikdienstleistungen erwirtschafteten einen geschätzten Anteil von knapp 50 Prozent vom Gesamtumsatz der Branche. Etwas mehr als die Hälfte des Umsatzes erbrachten die Unternehmen der verladenden Wirtschaft in Eigenleistung.

Angesichts dieser Zahlen erstaunt es, wie sehr die deutsche Politik der Branche schaden möchte. Zum Beispiel mit dem Lieferkettengesetz. Dieses soll die Sorgfaltspflichten von Unternehmen regeln und verpflichtet diese zur Achtung von Menschenrechten und Umweltstandards innerhalb ihrer Wertschöpfungsketten.

Soweit die Theorie. In der Praxis werden die Strafen drakonisch, wenn man sich „großes Unternehmen“ schimpft und dieses gegen Menschenrechte verstößt: Unter „großen Unternehmen“ sind Firmen zu verstehen, die mehr als 500 Mitarbeiter beschäftigen und einen weltweiten Nettoumsatz von 150 Millionen Euro verbuchen. Für Unternehmen außerhalb der Europäischen Union gilt dies, wenn sie drei Jahre nach Inkrafttreten der Richtlinie einen Nettoumsatz von 300 Millionen Euro innerhalb der EU erwirtschaften. Unternehmen müssen sich auf Strafen von bis zu fünf Prozent ihres weltweiten Umsatzes einstellen, wenn sie die Richtlinie missachten. Für die Überwachung und Ermittlungen sollen übrigens die nationalen Behörden zuständig sein.

Die Konkurrenz aus dem Ausland freut sich

Das bedeutet konkret: mehr Planstellen und mehr Bürokratie für den Staatsapparat, der dann wieder mehr Bürokraten, also Nettosteuerempfänger, einstellen kann. Experten der Branche sehen die Bestimmung mehr als kritisch. „Mit dem Lieferkettengesetz schießt sich die EU im globalen Wettbewerb ins Abseits“, kritisierte die Ökonomin Galina Kolev-Schaefer am Institut. So seien laut n-tv viele Lieferanten in Entwicklungs- und Schwellenländern nicht auf die Anforderungen aus Europa vorbereitet, sodass sich europäische Unternehmen zurückziehen würden.

Ob Maut, Lieferkettengesetz oder Klimabestimmungen: Deutschland tut alles daran, die Branche zu dezimieren. Am Ende machen die Jobs eben andere. Denn Logistik, von der ersten bis zur letzten Meile, wird immer gebraucht, um Wertschöpfung überhaupt erst möglich zu machen. Ein Wirtschaftsminister ohne Vorstellung von Ökonomie und ein Kanzler ohne Vorstellung von Betriebswirtschaft helfen da nicht weiter. Im Gegenteil: Sie loben den Abstieg einer ehemals großen Volkswirtschaft aus.

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