Tichys Einblick
Dunkle Aussichten für das neue Jahr

Die deutsche Wirtschaft wird wohl auch 2025 nicht wachsen

Ein Ende der Rezession ist nicht absehbar – Prognosen zufolge wird Deutschland auch im Jahr 2025 ein negatives Wirtschaftswachstum verzeichnen. Es droht die größte ökonomische Krise der Nachkriegsgeschichte.

IMAGO / dts Nachrichtenagentur

Das Handelsblatt Research Institute (HRI) prognostiziert in seiner aktuellen Konjunkturanalyse, dass die deutsche Wirtschaft im neuen Jahr um 0,1 Prozent schrumpfen wird. Nach einem Rückgang von 0,3 Prozent im Jahr 2023 und 0,2 Prozent im Jahr 2024 wäre dies das dritte Jahr in Folge mit negativem Wachstum – ein beispielloser Einbruch in der Geschichte der Bundesrepublik.

Deutschland droht die schwerwiegendste Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg. Selbst während früherer Herausforderungen, wie der Weltwirtschaftskrise oder der Corona-Pandemie, hielt die Rezession nie über einen derart langen Zeitraum an.

Die düsteren Prognosen kommen nicht überraschend. Die Krise in der deutschen Wirtschaft ist allgegenwärtig. Hohe Energiekosten und eine Ideologisierung der Industrie, bedingt durch die grüne Transformation, in Kombination mit übermäßiger Steuerlast und erdrückender Bürokratie, haben die Wirtschaft in eine beispiellose Abwärtsspirale getrieben.

Die Folgen sind alarmierend: Insolvenzen häufen sich, der Stellenabbau schreitet in rasantem Tempo voran, und immer mehr Unternehmen ziehen ihre Investitionen aus Deutschland ab, um ihre Geschäfte im Ausland unter besseren Rahmenbedingungen fortzuführen. Es war absehbar, dass auch 2025 ein weiteres Jahr der Rezession werden würde – zumindest aus rationaler Perspektive.

Prognosen der Bundesregierung geben Anlass zum Zweifel

Die Bundesregierung hingegen zeigt sich optimistisch. Sie prognostiziert für 2025 ein Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent. Wirtschaftsminister Robert Habeck äußerte sich im Oktober 2024 noch zuversichtlich über die wirtschaftliche Entwicklung und wies die Möglichkeit einer anhaltenden Rezession zurück. Doch wie realistisch ist diese Einschätzung tatsächlich? Zweifel kommen auf.

Schon in der Vergangenheit lag Berlin mit seinen Vorhersagen zur Konjunkturentwicklung mehrfach daneben. Für 2022 wurde zunächst ein Wirtschaftswachstum von 3,6 Prozent erwartet, tatsächlich betrug es am Jahresende lediglich 1,9 Prozent. 2023 rechnete die Regierung anfangs mit einem Wachstum von 1,3 Prozent, und in der Frühjahrsprojektion 2024 wurde ebenfalls ein Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) vorhergesagt. Beide Jahre endeten letztlich in der Rezession. Es wird zunehmend realistisch, dass ein ähnliches Szenario auch 2025 drohen könnte – besonders angesichts der tiefgreifenden Herausforderungen, vor denen die deutsche Wirtschaft aktuell steht.

Hausgemachte Energiekrise: Grüne Stromversorgung heizt Wirtschaftskrise an

Die Transformation der Energiebranche hin zu erneuerbaren Energien zählt zweifellos zu den größten Herausforderungen, vor denen der Wirtschaftsstandort Deutschland steht. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2024 stammten rund 56 Prozent des Bruttostromverbrauchs aus erneuerbaren Quellen. Bis 2050 soll laut der EU-Agenda eine vollständig klimaneutrale Energieversorgung erreicht werden.

Die Kosten für diese umfassende Umstrukturierung sind jedoch enorm. Besonders der Bau neuer Anlagen, der Ausbau der Stromnetze sowie die Entwicklung langfristiger Speichertechnologien belasten die Budgets erheblich. Langfristige Prognosen zeichnen ein düsteres Bild: Der Energieforscher André Thess schätzt, dass eine vollständige Umstellung auf Solar- und Windkraft Deutschland bis zu 10 Billionen Euro kosten könnte – das entspricht etwa 100.000 Euro pro Einwohner. Um dies zu stemmen, müsste Deutschland jährlich etwa 10 Prozent seiner gesamten Wirtschaftsleistung in die Energiewende investieren. Bereits jetzt wurden dreistellige Milliardenbeträge in den Ausbau der erneuerbaren Energien gesteckt.

Mit den Kosten, die mit dem Ausbau einhergehen, ist es jedoch nicht getan. Mit der Inbetriebnahme offenbaren sich die Ineffizienz und die Wetterabhängigkeit der Solar- und Windenergie. Diese Faktoren führen bereits jetzt zu erheblich höheren Strompreisen, was nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen, sondern auch den Wohlstand privater Haushalte massiv beeinträchtigt.

Der Hauptgrund für die Ineffizienz erneuerbarer Energien liegt in wetterbedingten Schwankungen. In Deutschland treten häufig Phasen mit wenig Sonne und Wind auf, in denen erneuerbare Energien kaum Strom liefern – teils weniger als 1 Prozent des gesamten Bedarfs. Die Deckung des restlichen Bedarfs erfolgt dann entweder durch teuren Importstrom oder den Betrieb verbliebener Kohlekraftwerke. Doch auch diese sollen im Rahmen des EU-Green-Deals in den nächsten Jahren vollständig abgeschafft werden. Doch ohne Kohlekraftwerke wäre das Land zu Zeiten wetterbedingten Strommangels vollkommen auf Importe angewiesen. Die ausländischen Anbieter könnten die Preise nahezu beliebig diktieren.

Mit dem weiteren Ausbau erneuerbarer Energien und der Abkehr von alternativen Energiequellen legt Deutschland die Grundlage der eigenen Wirtschaft – eine stabile Energieversorgung – in die Hände einer unkontrollierbaren und launischen Instanz: dem Wetter.

Ideologisierung der Industrie: Dekarbonisierung drängt Unternehmen an den Abgrund

Dicht mit der Wende in der Energiepolitik hängt auch die Ideologisierung der Industrie zusammen. Die angestrebte Dekarbonisierung verschiedenster Branchen wie der Automobil-, Stahl- und Bauindustrie hat bereits zu erheblichen Umsatzeinbußen geführt.

Ein markantes Beispiel ist die Automobilindustrie, die unter dem Druck zur Umstellung auf E-Mobilität ächzt. Die Nachfrage nach Elektroautos ist auf dem deutschen Markt im vergangenen Jahr stark eingebrochen. In den ersten neun Monaten des Jahres 2024 wurden 29 Prozent weniger Elektroautos zugelassen als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Ein wesentlicher Grund für diesen Rückgang ist das Auslaufen der staatlichen E-Auto-Prämie, die das Interesse an Elektrofahrzeugen künstlich angeheizt hatte. Zusätzlich ist der wichtige chinesische Markt, der für deutsche Automobilhersteller mehr als 30 Prozent des Umsatzes generiert, eingebrochen. Deutsche Hersteller wie VW, Mercedes und BMW können im Preis-Leistungs-Verhältnis nicht mit ihren chinesischen Konkurrenten mithalten.

Auch die Stahlindustrie leidet unter der forcierten Umstellung auf eine „klimaneutrale‟ Produktion. Mithilfe von teurem Wasserstoff, der in Deutschland weder in ausreichender Menge noch zu wettbewerbsfähigen Preisen verfügbar ist, sollen sogenannte Direktreduktionsanlagen (DRI) die traditionellen Hochöfen ersetzen. Ziel ist es, die Stahlproduktion klimafreundlicher zu gestalten. Das Problem: Die Herstellung einer Tonne Stahl mit Wasserstoff und DRI-Anlagen kann häufig mehr als doppelt so viel wie die traditionelle Produktion mit Hochöfen kosten. Deutsche Stahlproduzenten wie Thyssenkrupp und Salzgitter stehen dadurch vor existenziellen Herausforderungen. Ihre Wettbewerbsfähigkeit ist erheblich eingeschränkt.

Diese Entwicklungen verdeutlichen, wie kontraproduktiv die Grüne Transformation für die deutsche Wirtschaft ist. Es ist absehbar, dass die Fortführung dieser Politik in diesem Jahr zu einem weiteren Rückgang der Wirtschaftsleistung führen wird. Eine anhaltende Rezession scheint unter Fortsetzung des beschriebenen Kurses in Energiepolitik und Wirtschaft nahezu unvermeidlich.

Zahlreiche Insolvenzen: Nach Pleitenjahr 2024 besteht keine Hoffnung auf Besserung

Die Wirtschafts- und Energiekrise, verschärft durch hohe Bürokratieanforderungen und exorbitante Steuersätze, führt zu tiefgreifenden Einschnitten in der deutschen Unternehmenslandschaft. Besonders die Zahl der Insolvenzen hat im vergangenen Jahr erheblich zugenommen.

Laut Schätzungen der Wirtschaftsauskunftei Creditreform verzeichnete Deutschland im letzten Jahr fast ein Viertel mehr Unternehmenspleiten als im Vorjahr. Insgesamt meldeten 22.400 Unternehmen Insolvenz an – der höchste Wert seit 2015. Experten warnen vor einer weiteren Verschärfung dieser Situation im laufenden Jahr. Der Kreditversicherer Allianz Trade prognostiziert für 2025 einen erneuten Anstieg der Insolvenzen um vier Prozent auf rund 23.000 Fälle. „Die anhaltende wirtschaftliche Schwäche in Europa, insbesondere in Deutschland, macht den hiesigen Unternehmen zu schaffen“, erklärt Milo Bogaerts, Geschäftsführer für Deutschland, Österreich und die Schweiz.

Die Krise, mit welcher der deutsche Standort zu kämpfen hat, wirkte sich bereits im vergangenen Jahr massiv auf den Arbeitsmarkt aus und führte zu einem großflächigen Stellenabbau. Auch für das gerade begonnene Jahr deutet vieles darauf hin, dass sich dieser Trend fortsetzen wird.

Massiver Stellenabbau könnte sich auch im nächsten Jahr fortsetzen

Kaum eine Woche vergeht, ohne dass ein Industriekonzern nicht neue Stellenstreichungen ankündigt. Ob VW, Bosch, die Deutsche Bahn, ZF oder Continental – die Hiobsbotschaften scheinen kein Ende zu nehmen.

Der Personalabbau des vergangenen Jahres zeigt nun auch Auswirkungen auf die Erwerbstätigenstatistik. Nach den jüngsten amtlichen Daten für das dritte Quartal 2024 sank die Zahl der Erwerbstätigen im Vergleich zum Vorquartal um saisonbereinigte 45.000 Personen. Dies war der erste saisonbereinigte Rückgang seit dem ersten Quartal 2021.

Eine Besserung der Lage ist für dieses Jahr im Bereich Stellenkürzungen also ebenfalls nicht in greifbarer Nähe. Laut aktuellen Umfragen des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) planen rund 43 Prozent der Unternehmen, insbesondere in der Industrie, im Jahr 2025 weitere Stellenstreichungen. Auch die Bundesagentur für Arbeit gibt einen düsteren Ausblick: Die Zahl der Arbeitslosen könnte 2025 auf über 3 Millionen steigen. Im Dezember 2024 waren es noch 2,807 Millionen ohne Arbeit.

Fazit: Wird auch 2025 zum Rezessionsjahr?

Die deutsche Wirtschaft steht weiterhin vor großen Herausforderungen, die eine anhaltende Rezession wahrscheinlich machen. Hohe Energiekosten, verschärfte bürokratische Anforderungen und eine übermäßige Steuerlast belasten Unternehmen erheblich und hemmen Investitionen.
Der fortschreitende Stellenabbau, die steigende Zahl von Insolvenzen und die geringe Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen auf internationalen Märkten sind klare Warnsignale.

Zudem bleibt die Energiepolitik mit ihrem Fokus auf die erneuerbaren Energien ein entscheidender Belastungsfaktor. In Anbetracht dieser strukturellen Probleme erscheint es doch sehr realistisch, dass die deutsche Wirtschaft auch 2025 weiterhin schrumpfen wird. Die Bundesrepublik rast ungebremst auf die schwerste Wirtschaftskrise seit der Nachkriegszeit zu.

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