Zwei Nachrichten lassen sich aus den Halbjahres-Daten vom Markt für Elektro-Autos in Europa und Deutschland ableiten:
- Zunächst die gute Nachricht: Die deutschen Hersteller sind Marktführer bei E-Autos! Die in der Vergangenheit ob ihrer vermeintlichen Schlafmützigkeit in Sachen Elektromobilität + Roboterauto so viel geschmähte deutsche Autoindustrie hat inzwischen bei elektrifizierten Autos mit weitem Abstand die Führung übernommen. Tesla kämpft in Deutschland inzwischen mit Smart und Suzuki um die hinteren Plätze.
Und Roboterautos kommen lange Zeit nicht, da der Staat mit Corona und Naturkatastrophen sinnvollere Verwendungsmöglichkeiten für seine ohnehin wachsenden Staatsschulden hat, als gehobenen Einkommensschichten automobile Spielwiesen herzurichten, die von Otto-Normal Autokäufer nicht gewollt und für ihn unerschwinglich sind.
Politisches Zuwiderhandeln, sobald für den mündigen Bürger*/Wähler* erkennbar, dürfte mit Abwahl bestraft werden.
- Die schlechten Nachrichten: Zunehmender Halbleiter Mangel verursacht erhebliche Produktions- und Absatzstörungen bei allen Herstellern, einzelne Werke müssen geschlossen werden. Betroffen ist insbesondere die Produktion von Elektroautos (siehe Schaubild). Zunehmende Engpässe in der Ladeinfrastruktur werden dadurch zugunsten der Politik zunächst kaschiert.
„Bei korrekter CO2-Berechnung emittiert beim deutschen Strommix ein elektrischer ZOE 235 g CO2 / km, ein CLIO Diesel nur 149 g CO2 / km.
Die Wahrheit lautet, dass Subventionen für die Elektromobilität die Treibhausgasemissionen erhöhen.“
In Österreich ist laut Indra die CO2-Situation beim Strom-Mix durch den hohen Anteil an Wasserkraft etwas besser als in Deutschland. Grundsätzlich sei in der amtlichen Umweltpolitik und einschlägigen Institutionen ein heftiges Bemühen um GREEN WASHING von Kohlestrom zu beobachten.
E-Marktentwicklung in der EU
(Quelle ACEA)
- Auch der europäische Automarkt erholt sich weiter von der Corona-Krise. Insgesamt sind in die Pkw- Neuzulassungen in der Europäischen Union im Juni 2021 um 10,4 Prozent, im ersten Halbjahr um 25,2 Prozent gegenüber dem schwachen Vorjahr gestiegen. Dabei nahm die Anzahl von Autos mit alternativen Antriebe unter den Neuzulassungen mit meist dreistelligen Wachstumsraten deutlich schneller zu als jene mit Verbrennerantrieb.
- Getrieben vom deutschen Markt sind im zweiten Quartal 2021 sind die Zulassungen elektrisch aufladbarer Autos (BEV) in der Europäischen Union weiter gestiegen (210.000 E ; + 232 Prozent; 1. HJ 2021: 356.000, + 130 Prozent). Zu diesem Anstieg trugen deutliche Zuwächse in allen vier größten Märkten der Region bei, insbesondere in Spanien (+372,7%) und Deutschland (+357,0%). Der BEV- Marktanteil in der EU hat sich binnen Jahresfrist mehr als verdoppelt – von 3,5 vH im zweiten Quartal 2020 auf 7,5 vH in diesem Jahr .
- Weiterhin in noch größerer Gunst der Pkw-Käufer waren Plug-in-Hybrid-Elektrofahrzeuge (PHEV.); sie verzeichneten ein beeindruckendes zweites Quartal 2021 mit einem Anstieg der Zulassungen um 255,8% auf 235.730 Einheiten.
- Italien gehörte mit 21.647 zugelassenen Plug-in-Autos von April bis Juni erneut zu den stärksten Wachstumsmärkten – ein Plus von 659,3 % gegenüber dem Vorjahr.
- Auch die drei anderen großen EU-Märkte konnten in diesem Jahr bisher beeindruckende Zuwächse im PHEV-Segment verzeichnen: Spanien (+430,3%), Frankreich (+276,4%) und Deutschland (+269,9%).
- Der Marktanteil von Plug-in-Hybride in der EU stellte sich auf 8,4 vH aller verkauften Neuwagen.
Am meisten gefragt unter den elektrifizierten Antrieben blieben die Hybridautos. Mit 541.162 verkauften Einheiten im zweiten Quartal des Jahres blieben Hybrid-Elektrofahrzeuge (HEVs) die volumenmäßig größte Kategorie von Fahrzeugen mit alternativem Antrieb. Alle EU-Märkte verzeichneten in diesem Zeitraum Zuwächse im zwei- oder sogar dreistelligen Prozentbereich, auch die vier großen. Infolgedessen haben sich die Hybridzulassungen von April bis Juni mehr als verdreifacht, 213,5 Prozent mehr als vor einem Jahr, ihr Anteil stieg im 2.Quartal 2021stark an und macht inzwischen 19,3 vH der EU-Autozulassungen aus. Sie machen den größten Teil alternativ betriebener Antriebe in der EU aus.
- Gleichzeitig schrumpfte der Marktanteil der traditionellen Verbrenner (Benzin und Diesel) weiter auf zusammen 62,2 vH der verkauften Neuwagen. Vor einem Jahr lag ihr Anteil noch bei über 80 vH.
E-Marktentwicklung in Deutschland
(Quelle: VDA, KBA)
Die Bundesregierung hat – mit leichter Verspätung –ihr Ziel von 2009 erreicht. Stolz konnte der VDA Ende Juli die Halbjahreszahlen für den deutschen Elektromarkt verkünden:
Halbjahresbilanz: Millionenmarke bei E-Fahrzeugen geknackt!
„Mehr als eine 1 Mio. E-Autos, das ist ein großer Erfolg für die Transformation der Automobilindustrie. Mit starker Technologie und attraktiven Modelle haben gerade die deutschen Hersteller einen großen Anteil am Boom der E-Mobilität“ kommentiert VDA-Präsidentin Hildegard Müller die aktuellen Zahlen.
Dass von dieser Million weit über die Hälfte auch noch als Hybrid mit einem Verbrennermotor unterwegs ist, sei nur am Rande erwähnt.
Fakt ist, das im Juni in Deutschland ein Höchststand bei E-Auto Zulassungen erreicht wurde. Laut Angaben des Kraftfahrzeug Bundesamtes (KBA) stellte sich Lage des E-Marktes zur Jahresmitte 2021 wie folgt dar (Schaubild 2 + 3):
- Im 1.Halbjahr 2021 wurden insgesamt 1.390 Millionen Pkw neu zugelassen, davon verfügten 539.551 Pkw und damit 38,8 vH über einen alternativen Antrieb (batterieelektrisch (BEV)*, Hybrid, Plug-In-Hybrid, Brennstoffzelle, Gas, Wasserstoff. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum (17,2 vH) stieg dieser Anteil damit um +125,6 Prozent.
- Über einen Elektro-Antrieb (Elektro (BEV)*, Plug-In, Brennstoffzelle) verfügten 312.507 Neuwagen ausgerüstet. Mit einer Steigerung von +188,5 Prozent erreichten die Elektroantriebe im 1. Halbjahr 2021 einen Neuzulassungsanteil von 22,5 vH.
- Mit 148.716 Neuzulassungen hatten batteriebetriebenen Elektro-Autos (BEV)* einen Anteil an ihrem Segement von 47,8vH, ihr Anteil am Gesamtmarkt nahm im Berichtszeitraum um +189,2 Prozent auf 10,7 vH anstieg.
- Die Plug-in-Hybride legten weiterhin überproportional um 191 Prozent zu. Mit 31.314 Neuzulassungen erreichten sie einen Gesamtmarktanteil von 11,4 vH.
- Die normalen Hybride hatten mit 45.250 Neuzulassungen weiterhin den höchsten Anteil an elektrifizierten Automobilen. Sie kamen auf ein Plus von 132 Prozent, das bedeutete einen Gesamtmarktanteil von 16,5 Prozent. Damit lagen sie in der Marktdurchdringung über dem bisherigen Höchstwert aus April dieses Jahres.
Zur Wettbewerbslage am deutschen E-Markt
(Quelle: KBA)
Deutsche Hersteller dominieren auch bei Elektroautos. Trotz guter Quartalsmeldungen von Tesla: Die meisten in Deutschland verkauften Elektroautos stammen von einheimischen Herstellern. Nach Angaben von KBA und Automobilwoche stellt sich die Wettbewerbssitution zur Jahresmitte 2021 wie folgt dar:
- Die deutschen Automarken dominieren auf ihrem Heimatmarkt auch bei Elektrofahrzeugen. Bei den Neuzulassungen von BEVsund Plug-in-Hybriden im ersten Halbjahr belegen sie die Plätze eins bis vier, wie eine Auswertung aktueller Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes zeigt. Erst auf Rang fünf folgt mit Renault ein französisches Fabrikat.
- Unumstrittene Nummer eins ist Volkswagen mit 59.127 Elektro-Neuzulassungen (BEV + PHEV) im ersten Halbjahr. Das sind knapp 19 Prozent Marktanteil – und damit etwas weniger als der Anteil der Wolfsburger im Gesamtmarkt. Dahinter folgen Mercedes-Benz mit 33.918 und BMW mit 28.663 Fahrzeugen vor Audi mit 24.569.
- Seit Jahresbeginn kamen 35.923 VW Elektroautos als BEV, dies entsprach einem Anteil von 13,0 Prozent (+160,0 %) aller VW-Neuzulassungen. Der Smart-Anteil lag mit insgesamt 12.252 Neuwagen bei 100 Prozent (+0,3 %). Für die Marke Tesla wurden 13.768 Neuzulassungen ausgewiesen, die wie bei Smart zu 100 Prozent den Elektrofahrzeugen (BEV)* zugeordnet wurden. Renault trug mit 12.157 neuen Elektrofahrzeugen (BEV)* bei, ihr Anteil an den Renault-Neuzulassungen betrug 23,1 Prozent (+56,1 %). 11.829 Elektrofahrzeuge (BEV)* waren mit einem Anteil von 24,0 Prozent (+242,9 %) den Hyundai-Neuzulassungen zuzuordnen.
- Betrachtet man nur batteriebetriebene reine Elektroautos liegt VW mit 35.923 klar vor Tesla mit 13.768 und Smart mit 12.252. Bei Plug-In-Hybriden führt Mercedes-Benz mit 29 882 vor VW mit 23.204 und BMW mit 22.011. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr gut 312.000 reine Elektroautos und Plug-In-Hybride in Deutschland neu zugelassen. Das war jeder vierte bis fünfte Wagen.
- Nach Modellen lag das das Tesla Model 3 mit 4462 Neuzulassungen auf Platz 1 und war damit das meistverkaufte E-Auto, vor dem VW E-Up mit 2788. Im ganzen ersten Halbjahr lag der E-up vorn. Das Modell läuft allerdings aus, ie nachfolgenden VW-Modelle ID.3 und ID.4 leiden unter ihren langen Lieferzeiten und kamen im Juni nur auf 2448 beziehungsweise 1710 Neuzulassungen.
- Bei den deutschen Marken waren 69,4 Prozent aller Audi-Neuzulassungen mit einem alternativen Antrieb ausgestattet (+44,9 %) und erreichte damit zugleich den größten Anteil innerhalb seiner Neuwagenflotte. Der Anteil von BMW lag bei 54,6 Prozent (+241,3 %), der von Mercedes stieg um +110,3 Prozent auf 38,7 Prozent. Ford erreichte einen Anteil von 35,5 Prozent und legte damit um +349,4 Prozent zu. Mit einer Steigerung von +40,7 Prozent erreichte Porsche in der Neuzulassungsstatistik einen Anteil von 29,4 Prozent.
- Unter den fünf zulassungsstärksten Importmarken mit alternativem Antrieb erreichte Volvo in den Monaten Januar bis Juni 2021 innerhalb seiner Neuzulassungsflotte einen Anteil von 88,9 Prozent (+108,7 %), gefolgt von Lexus (86,8 %/-2,8 %), Land Rover (85,1 %/+69,2 %), Honda (79,4 %/ +162,9 %) und Hyundai (67,0 %/+264,1 %).
Ausblick 2021
Unter der Voraussetzung, dass die Infektionszahlen den Höhepunkt überschritten haben und weiter Wellen ausgeblieben wären, hätte sich die Erholung des Marktes in der zweiten Jahreshälfte fortgesetzt. Die bisherige Prognose von 3,1 Millionen Neuzulassungen wäre unter günstigen Voraussetzungen sogar überschritten worden. Die Lage hat sich jedoch geändert. Naturkatastrophen und importierte Neu-Infektionen stellen diese Prämissen in Frage.
Diese Störfaktoren zusammen mit der aktuellen Halbleiterproblematik verhindern, dass sich die bereits angekündigten Produktionsausfälle bis Jahresende noch kompensieren lassen. Für das Gesamtjahr 2021 sind daher nach Schätzungen der Automobilwoche nur noch Neuzulassungen in der Größenordnung von drei Millionen Pkw zu erwarten, knapp 3 Prozent mehr als im vergangenem Jahr. Das mittlere Ergebnis der Jahre 2015 bis 2019 würde damit nach wie vor deutlich um fast zwölf Prozent unterschritten werden.
Angesichts der Marktverunsicherung über den künftig zulässigen Pkw-Antrieb ist aus Sicht des IWK mittlerweile nicht auszuschließen, dass der Markt dauerhaft an Niveau verloren hat, zumal nach Experten-Meinung die Marktdurchdringung von reinen E-Autos (BEV) an lokale Grenzen stößt.