Deutsche Bahn erhöht Managern das Grundgehalt um bis zu 14 Prozent
Redaktion
Das Staatsunternehmen Deutsche Bahn hat seinen Führungskräften unabhängig von der brisanten Geschäftslage ein sattes Gehaltsplus gegönnt und die Risikohaftung weitestgehend abgeschafft. Egal, wie schlecht das Geschäft nun läuft, im „oberen Führungskreis“ kann man sich freuen.
Während in Politik und Öffentlichkeit über den Investitionsbedarf der Bahn-Infrastruktur, Unpünktlichkeit der Züge und den jetzt anstehenden Tarifabschluss diskutiert wird, schafft der Staatsbetrieb Deutsche Bahn für seine eigene Manager-Elite angenehme Fakten. Während man mit der Gewerkschaft noch heftig streitet – die Gewerkschaft EVG will zwölf Prozent mehr Lohn für 180.000 Beschäftigen – wurde die Vergütung der Top-Manager bereits sehr deutlich angehoben.
Wie Business Insider berichtet, wurde für den „oberen Führungskreis“ (OFK) schon Ende des vergangenen Jahres eine höhere Gehaltsaufstockung beschlossen. Die dem Portal vorliegenden internen Unterlagen zeigen, dass die 3000 Leitenden Angestellten zum 1. Januar „verlässlicher, krisenfester und damit attraktiver“ vergütet werden. Zudem heißt es in den Bahn-Dokumenten: „Im Mittelpunkt der Weiterentwicklung der Vergütungsstruktur steht der sogenannte ‚Pay Mix‘, also das Verhältnis von Grundvergütung und variabler Vergütung.“ Kriseneffekte, wie beispielsweise die Pandemie, sollen künftig weniger Einfluss auf die Gesamtvergütung haben.
Wie aus den vertraulichen Bahn-Akten hervorgeht, hat die Bahn die Grundgehälter der Manager um bis zu 14 Prozent angehoben. Daneben modifizierte der Konzern das Bonussystem: Zum einen sinkt der Anteil kurzfristiger Prämien (STI), dafür erweiterte der Vorstand die langfristige variable Vergütung (LTI) für viele Führungskräfte. Business Insider zitiert aus internen Schreiben, mit denen die Manager im vergangenen Herbst aufgefordert wurden, Änderungsvereinbarungen zu unterzeichnen. Dort heißt es: „Dadurch wird Ihre Gesamtvergütung deutlich planbarer und erhöht sich.“ Besonders brisant: Das sogenannte „Knock-Out-Kriterium“, das Bonuszahlungen in schlechten Geschäftsjahren verhindern soll, wurde aus den Verträgen mit den Führungskräften komplett gestrichen. Anders gesagt: Geschäftsrisiken sollen auf die Verantwortlichen nicht mehr negativ durchschlagen.
„Mit dem neuen System gelangen die Gehälter der Führungskräfte in einen sicheren Hafen“, zitiert BI einen ungenannten Bahn-Vorstand. Angesichts der bevorstehenden Investitionen des Konzerns – zur Erinnerung: es handelt sich zwar um eine privatrechtliche Aktiengesellschaft, aber die Aktien gehören der Bundesrepublik Deutschland, das heißt das Geschäftsrisiko trägt der Steuerzahler) – ist in naher Zukunft mit eher bescheidenden Geschäftszahlen zu rechnen. Das heißt: Je schlechter das Unternehmensergebnis ausfällt, desto besser kommen die Manager mit dem neuen System weg. Eine Bahnsprecherin verpackt das als „Angleichung an die gängige Systematik im Vergleich zu Wettbewerbern sowie eine Minimierung der Diskussionen um die variable Vergütung“.
Kurz gesagt: Mag die Bahn auch ein Desaster erleben, der Staat als Eigentümer wird ihre Führungsetage auf jeden Fall fürstlich bezahlen.
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