Rasant ansteigende Preise beim Wohnungsbau sind nicht erst seit dem Ukraine-Krieg zu verzeichnen. Bereits im Jahr 2021 gab es Preissprünge bei Baustoffen. Holz, Beton und Stahl verteuerten sich so sehr wie seit Beginn der Preiserhebungen 1949 noch nie. Insbesondere die höheren Energiepreise wirkten sich auf den Bausektor aus, wie das Statistische Bundesamt im Jahresrückblick auf 2021 im Februar 2022 mitteilte. Schon 2021 wirkten sich gestiegene Erdölpreise verteuernd auf Baustoffe wie etwa Bitumen für Dachabdichtungen aus. Auch Farben und Lacke waren um knapp 30 Prozent deutlich teurer als im Vorjahr.
Nun, im April 2022, hagelt es Warnungen von allen Seiten vor einem Einbruch des Wohnungsbaus in Deutschland im kommenden Jahr. „Wir haben eine Riesen-Auftragswelle, und gleichzeitig fehlen die Rohstoffe. Wir haben alle acht Wochen massivste Preissteigerungen“, so ein Sprecher des Landesverbands der bayerischen Bauinnungen in München. „Da wird es Einbrüche geben, und zwar ganz deutliche“, erklärt Hans Maier, Direktor des Verbands der bayerischen Wohnungswirtschaft (vdw).
„Alle Beteiligten am Bau bezahlbarer Wohnungen – die Baustoffindustrie, die Bauunternehmen, Handwerker, Architekten und die sozialen Vermieter – stehen derzeit vor der Aufgabe, angesichts der exorbitanten Preissteigerungen bezahlbaren Wohnraum zu errichten. Eine ‚Mission Impossible‘“, heißt es in einer Pressemitteilung des Hamburger Verbands. „71 Prozent der VNW-Unternehmen wollen Neubauprojekte verschieben.“ Offenbar hat dies auch mit sogenannten Preisgleitklauseln bei öffentlichen Bauaufträgen zu tun, initiiert vom Bundesbauministerium und Bundesverkehrsministerium. Diese ermöglichen nachträgliche Preisanpassungen, was auf scharfe Kritik der Wohnungswirtschaft stößt.
Doch nicht nur der Einbruch der Bauwirtschaft im Jahr 2023 macht Sorgen. Die Zeichen stehen jetzt schon auf Sturm. Vor einer Woche veröffentlichte der Hauptverband der deutschen Bauindustrie eine Umfrage, wonach 91 Prozent der Unternehmen über Preissteigerungen und 78 Prozent über Lieferengpässe klagen. Wobei von den Befragten lediglich 27 Prozent Baumaterial aus Russland oder aus der Ukraine beziehen.
Schwierig für die Bauwirtschaft sind daneben die zahlreichen Bauvorschriften. Für alles und jedes gibt es technische Vorschriften und DIN-Normen, die vor allem für den Wohnungsneubau alles komplexer, materialintensiver und für einen ständigen Preisanstieg sorgen. Rund 3700 Normen sind für das Bauen in Deutschland relevant.
Kommt nun auch noch die Brüsseler Sanierungspflicht hinzu, die alle Eigentümer dazu verdonnern will, ihre Häuser und Wohnimmobilien zu dämmen, nämlich durch Mindeststandards für Gebäudeeigentümer, oder auf Englisch: Minimum Energy Performance Standards, dürfte der Markt komplett schlappmachen und die Kosten für Häuslebauer oder Erwerber von Eigentumswohnungen noch weiter in die Höhe treiben. Aber auch die Mieten werden sprunghaft steigen. Die steigenden Mietnebenkosten kommen noch hinzu.