Jetzt soll auch der Daimler-Konzern grün werden. Die rund 300.000 Mitarbeiter sollen kein CO2 mehr ausstoßen. Denn der künftige Konzernchef Ola Källenius will auf der Suche nach neuen Attributen zur eigenen Profilierung den Stuttgarter Automobilhersteller zum komplett C02-freien Unternehmen machen. Der Schwede setzt Daimler voll auf den Klimawahn-Zug. Källenius, der mit einem »Internationalen Management«-Studium zugleich der erste Daimler-Chef ohne Ingenieurstudium ist, will außerdem massiv die Kosten senken. Das gesamte Klimageklirr kostet zu viel und bringt zu wenig. Dazu will er in den nächsten Jahren gleich mal bis zu 10.000 Mitarbeiter entlassen. Keine Rede mehr ist bei Daimler von vielen neu einzustellenden »Flüchtlingen« und vom neuen Wirtschaftswunder, das »Flüchtlinge« auslösen sollten, wie das Noch-Daimler Chef Zetsche einst verkündet hatte.
Die ersten Umbauschritte sollen schon bis 2022 abgeschlossen sein. »Unsere Mercedes-Benz Werke in Deutschland werden ab 2022 CO2-neutral produzieren«, meldet die Daimler-Öffentlichkeitsarbeit. Das bedeutet: »Wir verzichten damit komplett auf Kohlestrom und beziehen unsere elektrische Energie nur noch aus regenerativen Quellen«, erklärt Markus Schäfer, Mitglied des Bereichsvorstands Mercedes-Benz Cars, Produktion und Supply Chain, beim 6. Effizienz-Gipfel des Instituts für Energieeffizienz in der Produktion der Universität Stuttgart im Center of Excellence des Mercedes-Benz Werks Sindelfingen.« Puh, solch Phrasenstroh muß man erstmal verdauen.
Weiter: »Die CO2-neutrale Energieversorgung der Werke ist eine erste konkrete Maßnahme, die sich aus der »Purpose«-Initiative von Mercedes-Benz Cars ableitet. Diese zielt auf eine langfristige Orientierung von Entscheidungen und gesellschaftlich verantwortliches Handeln.«
Nicht berichtet wird, wie Daimler die mit Sicherheit verstörten Mitarbeiter – darunter viele Ingenieure, die den Unsinn durchschauen – auf den rechten Pfad bringen wollen. Die müssen erst einmal Banalitäten verdauen, die unter der Verantwortung der »Leiterin Globale Wirtschaftskommunikation Mercedes-Benz Cars« ins Land gestreut werden: »In der täglichen Arbeit liegt der Fokus auf der kontinuierlichen Verbesserung sowie der Weiterentwicklung von modernen Fertigungsverfahren, die eine effiziente, flexible und umweltfreundliche Produktion künftiger Hightech-Fahrzeuge in typischer Mercedes-Benz Qualität ermöglichen. Im Mittelpunkt stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihrem Know-how, deren Arbeit durch eine gezielte ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes sowie durch eine intelligente Automatisierung unterstützt wird.«
Dem Wortgeklingel der Abteilung »Motivation« entnimmt man, dass eine »Purpose-Initiative« ins Leben gerufen wurde. Die soll sich mit der »essentiellen Frage nach dem tieferen Sinn (»Purpose«) des Unternehmens beschäftigen«. Gut, kann man ja mal nach fast 140 Jahren Produktion von Automobilen stellen, die Frage. Nicht dass jemand in der Motivationsabteilung denkt, hier würden Schokoladenosterhasen produziert.
»Wofür existiert Mercedes-Benz eigentlich? Denn die Erfindung des Automobils hat Millionen von Menschen Mobilität und letztlich persönliche Freiheit ermöglicht. Gleichzeitig ist mit dem großen Erfolg des Automobils auch eine immense Verantwortung verbunden. Wie kann ein Unternehmen dieser Verantwortung nachhaltig und dauerhaft gerecht werden?« Die Leiterin »globale Wirtschaftskommunikation Mercedes-Benz Cars« weiter: »Alle Mercedes-Benz Werke in Deutschland sind nach DIN EN ISO 50001 zertifiziert. Ein Energiemanagement zur kontinuierlichen Reduzierung des Energieverbrauchs ist implementiert. Mit vielfältigen Maßnahmen wird die Belegschaft in den Werken sensibilisiert. Dazu gehören allgemein sichtbare Energiespar-Tipps, Schulungen und Energie-Messen in der Produktion.« Dann folgt ein Querverweis zum grünen Daimler-Guru Dieter Zetsche. (Lesen Sie mehr zum »Purpose« von Mercedes-Benz auf Zetsches LinkedIn-Profil (in englischer Sprache).
Die »erste konkrete Entscheidung, die sich aus »Purpose« ableitet, sei die Umstellung auf CO2-neutrale Produktion.« Strom dürfe danach nur noch aus »erneuerbaren Energiequellen« kommen. Die Daimler-PR: »Künftig stammt zugekaufter Strom zu 100 Prozent nachweisbar aus regenerativen Quellen, wie beispielsweise aus Wind- und Wasserkraft.«
Autoherstellern unter den aktuellen Auspizien anzuempfehlen wäre, das Attribut »nachweisbar« etwas vorsichtiger zu verwenden. Das kann ausschließlich bedeuten: Autos werden nur noch gebaut, wenn die Sonne scheint und der Wind kräftig weht. In den langen Herbst- und Winterflauten stehen die Bänder still. Gut, dann kommen auch keine CO2-ausblasenden Autos mehr von den Bändern.
Jetzt müssen nur noch die Autokäufer dieses »Warum sind wir eigentlich da?« goutieren – und letztlich bezahlen. Als Symbolbild fügt Daimler übrigens ein Windrad auf die Webseite ein. Vogelschredder und Fledermauszerhäcksler als Leitbild?
Immerhin hat der Daimler-Konzern jetzt ziemlich überraschend beschlossen, alle Spenden an Parteien zu streichen. Seit mehr als 20 Jahren flossen hohe Summen als offizielle Spenden in die Parteikassen. CDU und SPD bekamen im vergangenen Jahr jeweils rund 100.000 Euro, CSU, FDP und Grüne jeweils 40.000 Euro. Damit ist jetzt Schluss. Daimler-Sprecher Jörg Howe zu BILD: »Diese Entscheidung ist unabhängig von aktuellen politischen sowie wirtschaftlichen Ereignissen gefallen.«
BMW wird nach Bild-Informationen weiter zahlen, Susanne Klatten und Stefan Quandt spendeten 2018 jeweils 125.000 Euro an die CDU.