Das Herz der Weltautomobilkonjunktur schlägt in China. Der chinesische Automarkt, der größte der Welt, erholt sich weiter rasant. Er hat allem Anschein nach dabei die erste Stufe der Erholung vom Corona-Einbruch schon hinter sich gelassen – der Rest der Welt, vor allem Europa, steckt da noch mitten drin – und befindet sich bereits wieder voll auf Wachstumskurs (Schaubild).
Davon hat auch die deutsche Autoindustrie kräftig profitiert: alle verzeichn sie im Reich der Mitte im 1. Quartal 2021 neue Rekordabsätze –alles Verbrenner. Die Abhängigkeit von diesem mit Abstand wichtigstem Einzelmarkt nimmt damit für Volkswagen, Daimler und BMW & Co. weiter zu. Tesla hingegegen ist wegen vermuteter amerikanischer Kamera-Spionage-Überwachung bei staatlichen /stattlichen Käufergruppen (Armee, Behörden) in Ungnade gefallen.
Boomender Markt im März 2021
Der Corona bedingte Markteinbruch in 2020 wirkt am chinesischen Automarkt in Form hoher Zuwachsraten 2021 nach: hohes Absatzvolumen im März 2021 trifft auf niedrige Vergleichsbasis im März 2020. Als Ergebnis weist der Autoabsatz (Pkw + Nutzfahrzeuge) an die Händler nach vorläufigen Berechnungen des Herstellerverbands CAAM in diesem März einen Zuwachs um 67 Prozent auf 2,38 Millionen auf.
Quelle: VDA, KBA
Mit dazu beigetragen haben aber auch Sondereffekte wie das mehrtägige chinesische Neujahresfest, dass 2021 im Februar gefeiert wurde und während dessen große Teile der Wirtschaft ruhen. Automobilkäufe wurden im März nachgeholt, der Zuwachs gegenüber Februar lag bei 64 Prozent.
Deutsche Hersteller weiter auf dem Vormarsch
Bei den deutschen Premium-Hersteller hat das 2021 exzellent mit neuen Absatzrekorden begonnen (Quellen: Automobilwoche, Unternehmensangaben) separate Zahlen der VW Konzerntochter Audi liegen nicht vor):
- BMW hat im ersten Quartal vor allem aufgrund hoher Nachfrage in Asien mehr Autos verkauft als je zuvor, auch mehr als vor der Corona-Krise. Von Januar bis Ende März verkaufte der Konzern weltweit 636.600 Autos der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce ab , das waren fünf Prozent mehr als im ersten Quartal 2019 und 33,5 Prozent mehr als im ersten Quartal 2020. Entscheidend dafür war die enorme Nachfrage in Asien. In Europa ist das Vorkrisen-Niveau dagegen noch nicht wieder erreicht.
In China verkaufte BMW im 1. Quartal rund 230.000 Autos – gut 60.000 mehr als im ersten Quartal 2019 und fast so viel wie in Europa insgesamt. In Asien insgesamt erreichte der Konzern mit 287.000 verkauften Fahrzeugen ebenfalls eine neue Bestmarke.
- Mercedes-Benz Cars hat im ersten Quartal 2021 weltweit 590.999 Pkw verkauft (+22,3%). Seit Jahresbeginn wurde der Retail-Absatz von einer positiven Dynamik im chinesischen und US-amerikanischen Markt angetrieben.
In der Region Asien-Pazifik stieg der Absatz von Mercedes-Benz um 46,6% angesichts der anhaltend starken Absatzentwicklung in China an, wo mit 222.520 ausgelieferten Fahrzeugen ein neuer Absatzrekord erzielt wurde (+60,1%). Im Januar wurde in China nahezu der Meilenstein von 100.000 Fahrzeugen, die innerhalb eines Monats ausgeliefert wurden, erreicht.
Diese beiden Beispiel erhärten die bis dato erkennbaren Tendenzen. Wie stark die deutschen Autohersteller inzwischen vom chinesischen Markt abhängig sind belegen folgende Absatzquoten:
- Volkswagen Konzern mit der Kernmarke VW: rd. die Hälfte! (2020: 2,85 Millionen ;-9,9 Prozent). D.h. fast jeder zweite VW wird heute in Chian verkauft.
Marktanteil VW-Konzern in China: 20 Prozent !
- Alle deutschen Premiummarken Audi, BMW und Daimler verkaufen inzwischen rund ein Drittel ihrer Jahresproduktion in China. Und alle sind nahzu gleich erfolgreich!
In 2020 stellte sich der Jahresabsatz in China nach Unternehmnsangaben wie folgt dar:
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- Audi 727.300 (+ 5,4 Prozent)
- BMW 777.379 ( + 7,4 Prozent)
- Mercedes 774.382 ( + 11,7 Prozent)
- Über alles gerechnet liegt der Marktantel der deutschen Autohersteller in China inzwischen bei rd. dreißig vH. – Tendenz weiter steigend.
Wichtiger noch als steigender Absatz und Marktanteil der deutschen Hersteller ist die Absatzstruktur. Da die deutschen Autos überwiegend an Privatkunden verkauft werden, die wiederum der hohen Qualität und Zuverlässigkeit wegen meist die großen SUVs oder Luxusmodelle bevorzugen, sind die Margen in China deutlich höher als in Europa oder Deutschland. Allein Mercedes verkauft mehr als jede zweite S-Klasse in China. Die von Daimler-CEO Ola Källenius vorgegebene Luxusstrategie des Konzerns mit Maybach, AMG oder des neuen Flagschiffs EQS der Elektro-Familie wäre ohne China ohne Basis.
Nach Aussagen von landeskundigen Automobilexporten stammen inzwischen fast 70 Prozent der Gewinne der deutschen Hersteller aus China. Angesichts des anhaltenden Margendrucks aufgrund verschärfter Emissionsauflagen in Europa dürfte diese Tendenz weiter anhalten.
Nicht auszuschließen ist, das bei ungünstigen politischen Rahmenbedingungen zumindest die Verbrennerproduktion zur Gänze den Gewinnen folgt. Was bei autoritären Regimes wie dem chinesichen ohnehin angeraten erscheint, Importe durch Produktion vor Ort zu ersetzen.
Zumal die weitere Öffnung des chinesischen Marktes für ausländische Investoren durch neuderdings möglichen Unternehmensgründungen ohne chinesische Beteiligung einen Wertschöpfungstransfer erleichtern. Auch das neue Handelsabkommen mit der EU verspricht weitere Wachstumschancen.
Sollte die Erholung des chinesischen Automarktes (Pkw + Lkw) im Tempo der ersten Monate 2021 weitergehen, könnten in China 2021 erstmals mehr als 30 Millionen neue Automobile auf die Straße kommen, nachdem er im Corona-Jahr 2020 um 1,9 Prozent auf 25,3 Millionen Stück zurückgegangen war.