Die seit über 12 Monaten andauernde Corona-Pandemie hat – auch – zur Folge, dass die unregelmäßigen Lockdown-Phasen statistische Analysen verzerren. Für Konjunkturanalysten ist da höchste Vorsicht angesagt, da nicht nur die laufenden Entwicklungen der Indikatoren ( z.B. Auftragseingang, Produktion, Zulassungen etc.) zur Beurteilung der Konjunkturlage im (üblichen) Vorjahresvergleich wichtig werden, sondern auch die Basis, auf die sie sich beziehen.
- Wie bereits an dieser Stelle im letzten Automobilreport angekündigt, folgten auf den tiefen Februar Lockdown-Einbruch aller Indikatoren im März 2021 exorbitant hohe Zuwachsraten. Aber nicht weil der Markt und die Branche plötzlich im Boom gewesen wären, nein, weil die Entwicklung im März 2020 Lockdown-bedingt so schwach war. Im März 2021 wurden 292.349 Pkw neu zugelassen, +35,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Das Niveau liegt dabei aber immer noch 15 Prozent unter dem Niveau von März 2019.
- Um einen falschen, nämlich zu positiven, Eindruck zu vermeiden, hat der VDA in seiner jüngsten Berichterstattung auf März-Zuwachsraten verzichtet und stattdessen den Durchschnitt des 1. Quartals 2021 zur Urteilsfindung herangezogen. Das erste Quartal schloss mit einem Minus von 6,4 Prozent ab.
Gegenüber einem mittleren März seit dem Jahr 2000 beträgt das Minus gut zwölf Prozent. Abgesehen vom Vorjahr sind es die niedrigsten Neuzulassungen in einem März seit 2013.
- Bei allen deutschen Marken zeigten sich lt. KBA im März 2021 positive Vorzeichen, die bei Smart mit +304,4 Prozent am stärksten ausfielen. Zweistellige Zuwächse entfielen auf die Marken Opel (+75,1 %), Mini (+58,0 %), Porsche (+55,0 %), VW (+39,1 %), Mercedes (+36,7 %), Audi (+17,6 %) und BMW (+17,0 %). Ford erreichte ein Plus von +9,0 Prozent. Den größten Anteil an den Neuzulassungen beanspruchte die Marke VW (19,3 %).
- Die Neuzulassungen von Diesel-Pkw setzen ihren Negativtrend fort und verloren gegenüber dem ohnehin schwachen Vorjahresmonat weitere fünf Prozent. Ihr Marktanteil fiel auf 22,1 Prozent (März 2020: 31,6 vH). Es ist die mit Abstand niedrigste Marktanteil von Diesel-Pkw in einem März seit dem Jahr 1999.
Der VDA kommt zu dem Urteil:“ Deutscher Pkw-Markt noch weit von Vorkrisenniveau entfernt!“
So weit allerdings auch nicht, wenn man bedenkt, dass im Januar 2021 der Vorjahresabstand noch -31 Prozent betragen hat. Absehbar ist, dass bei „normalem“ Corona-Verlauf, das Zulassungsvolumen des Vorjahresniveaus in den kommenden Monaten deutlich überschritten wird. Ein berühmt-berüchtigtes Zitat abwandelnd könnte man sagen: „Den Auto Boom in seinem Lauf, halten weder Corona noch Abgasnormen auf!“
E-Markt nähert sich Wachstumgrenzen
Die Neuzulassungen von Elektro-Autos stiegen im März gegenüber dem Vorjahresmonat um insgesamt 232 Prozent auf 65.700 Fahrzeuge. Rein batterieelektrischen Pkw (BEV) legten mit 30.100 Pkw um 191 Prozent zu, die Neuzulassungen von Plug-In-Hybriden (PHEV) mit 35.580 Pkw sogar um 277 Prozent. Der Anteil von E-Pkw am Gesamtmarkt betrug 22,5 Prozent.
- Etwas schwächer als der E-Markt insgesamt entwickelte sich Tesla (Schaubild). Im März konnte Tesla 3.703 Neuzulassungen verbuchen, 63,3 Prozent mehr als im Vorjahresmonat (per März: 83,2 Prozent). Der Gesamtmarktanteil erreichte 1,3 vH, per März: 0,9 vH.
Autoindustrie gibt Vollgas
Die Auftragslage der Branche – Hersteller wie Zulieferer – hat sich trotz anhaltender Pandemie kräftig verbessert, Kurzarbeit wird abgebaut, der Rückgang der Beschäftigung kommt zum Stillstand, die Gewinne sprudeln bei (fast) allen, die Hersteller zahlen Sonderprämien.
- Die treibende Kraft beim diesjährigen Aufschwung der Branche ist wieder einmal der Export. Wie in der Vergangenheit besteht bei den Aufträgen die größte Dynamik im Auslandsgeschäft. Hier bahnt sich ein neuer Boom an: Die deutschen Hersteller verbuchten im März einen Orderanstieg von 60 Prozent. Seit Januar gingen 22 Prozent mehr Aufträge aus dem Ausland ein.
- Deutlich erholt zeigen sich auch die Aufträge aus dem Inland. Sie stiegen im März um 35 Prozent. Im bisherigen Jahresverlauf liegt aber noch ein Minus von 9 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 2020 vor.
Die Automobil-Produktion lag mit 373.900 Pkw im März um 29 Prozent höher als vor einem Jahr. Das Vorkrisenniveau wird jedoch auch hier noch deutlich unterschritten; im ersten Quartal 2021 belief sich die Produktion auf 933.600 (-8 Prozent) Pkw. Absehbar ist, dass auch hier in den nächsten Monaten das Vorjahresniveau überschritten wird.
Auch der Export stieg im März kräftig: Es wurden 296.100 Pkw (+23 Prozent) ins Ausland abgesetzt. Im bisherigen Jahresverlauf wurden 703.600 Pkw (-9 Prozent) an Kunden aus aller Welt ausgeliefert. Das Vorjahresergebnis wird im Verlauf der nächsten Monate überschritten werden.