Tichys Einblick
Branchenreport Auto-Industrie Deutschland

Der „falsche“ Boom des deutschen Automarktes

Deutschlands Automobilmarkt erlebt einen „falschen“ Boom. Der Eindruck im Vorjahresvergleich vermittelt nämlich ein verzerrtes Bild der Gesamtlage. Der E-Markt nähert sich vermutlich seinen Wachstumsgrenzen.

IMAGO / Jochen Tack

Die seit über 12 Monaten andauernde Corona-Pandemie hat – auch – zur Folge, dass die unregelmäßigen Lockdown-Phasen statistische Analysen verzerren. Für Konjunkturanalysten ist da höchste Vorsicht angesagt, da nicht nur die laufenden Entwicklungen der Indikatoren ( z.B. Auftragseingang, Produktion, Zulassungen etc.) zur Beurteilung der Konjunkturlage im (üblichen) Vorjahresvergleich wichtig werden, sondern auch die Basis, auf die sie sich beziehen. 

Gegenüber einem mittleren März seit dem Jahr 2000 beträgt das Minus gut zwölf Prozent. Abgesehen vom Vorjahr sind es die niedrigsten Neuzulassungen in einem März seit 2013. 

Der VDA kommt zu dem Urteil:“ Deutscher Pkw-Markt noch weit von Vorkrisenniveau entfernt!“

So weit allerdings auch nicht, wenn man bedenkt, dass im Januar 2021 der Vorjahresabstand noch -31 Prozent betragen hat. Absehbar ist, dass bei „normalem“ Corona-Verlauf, das Zulassungsvolumen des Vorjahresniveaus in den kommenden Monaten deutlich überschritten wird. Ein berühmt-berüchtigtes Zitat abwandelnd könnte man sagen: „Den Auto Boom in seinem Lauf, halten weder Corona noch Abgasnormen auf!“

E-Markt nähert sich Wachstumgrenzen

Die Neuzulassungen von Elektro-Autos stiegen im März gegenüber dem Vorjahresmonat um insgesamt 232 Prozent auf 65.700 Fahrzeuge. Rein batterieelektrischen Pkw (BEV) legten mit 30.100 Pkw um 191 Prozent zu, die Neuzulassungen von Plug-In-Hybriden (PHEV) mit 35.580 Pkw sogar um 277 Prozent. Der Anteil von E-Pkw am Gesamtmarkt betrug 22,5 Prozent.

 

Autoindustrie gibt Vollgas

Die Auftragslage der Branche – Hersteller wie Zulieferer – hat sich trotz anhaltender Pandemie kräftig verbessert, Kurzarbeit wird abgebaut, der Rückgang der Beschäftigung kommt zum Stillstand, die Gewinne sprudeln bei (fast) allen, die Hersteller zahlen Sonderprämien.

Die Automobil-Produktion lag mit 373.900 Pkw im März um 29 Prozent höher als vor einem Jahr. Das Vorkrisenniveau wird jedoch auch hier noch deutlich unterschritten; im ersten Quartal 2021 belief sich die Produktion auf 933.600 (-8 Prozent) Pkw. Absehbar ist, dass auch hier in den nächsten Monaten das Vorjahresniveau überschritten wird.

 

Auch der Export stieg im März kräftig: Es wurden 296.100 Pkw (+23 Prozent) ins Ausland abgesetzt. Im bisherigen Jahresverlauf wurden 703.600 Pkw (-9 Prozent) an Kunden aus aller Welt ausgeliefert. Das Vorjahresergebnis wird im Verlauf der nächsten Monate überschritten werden.

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