Tichys Einblick
Rückkehr zu fossiler Energie

BP kehrt dem „Klimakurs“ den Rücken: Zeitenwende in der Industrie

Der britische Ölgigant BP, der auch in Deutschland tätig ist, streicht seine ideologische Klimastrategie zusammen und möchte, um wettbewerbsfähig zu bleiben, künftig wieder vermehrt auf die Nutzung von fossilen Energien setzen.

IMAGO / Pond5 Images

Der britische Energiekonzern BP steht vor erheblichen finanziellen Schwierigkeiten. Die Nettoverschuldung des Unternehmens liegt mittlerweile bei 23 Milliarden Dollar, während der Gewinn 2024 um satte 35 Prozent auf 8,9 Milliarden Dollar eingebrochen ist. Die Ursachen für diesen Absturz liegen überwiegend in einer selbstverschuldeten Fehlentscheidung. 2020 verkündete BP stolz, die eigene Öl- und Gasproduktion bis 2030 um 40 Prozent zugunsten erneuerbarer Energien herunterzufahren. Doch BP lebt vom Geschäft mit Öl und Gas – wie die Strategie eines radikalen Umstiegs auf Erneuerbare gelingen soll, ohne den Konzern an den Rand des Kollapses zu treiben, bleibt daher ein Rätsel.

Unter den Aktionären wie auch innerhalb des Unternehmens erkennt man nun die Fehlerhaftigkeit der einst propagierten Wende. Der US-Hedgefonds Elliott Management, der mit knapp fünf Prozent bei BP eingestiegen ist, drängt darauf, wieder verstärkt in Öl und Gas zu investieren, um den Konzern aus der Krise zu führen.

Jetzt kommt es zu einem radikalen Kurswechsel. Am Mittwoch gab das Unternehmen in London bekannt, dass es künftig wieder deutlich mehr in das Öl- und Gasgeschäft investieren und sein Engagement in den „erneuerbaren Energien“ deutlich zurückfahren wird. Die grüne Strategie, die einst als Zukunftsmodell gepriesen wurde, erweist sich als finanzieller Fehltritt. BP ist nicht das erste Unternehmen, das erkennen muss, dass eine ideologiegetriebene Energiewende mit wirtschaftlicher Realität oft nicht vereinbar ist.

BP kehrt zur Realität zurück: Fossile Energien wieder im Fokus

„Heute haben wir die Strategie von BP grundlegend neu ausgerichtet“, erklärte Konzernchef Murray Auchincloss vor Investoren. „Wir reduzieren und verlagern unsere Investitionen in unsere ertragsstärksten Geschäftsbereiche, um das Wachstum voranzutreiben.“ Sein Ziel sei es, „Cashflow und Rendite nachhaltig zu steigern“. Damit macht Auchincloss die grüne Transformation seines Vorgängers Bernhard Looney rückgängig, der BP weg von fossilen Brennstoffen und hin zu „erneuerbaren“ Energieträgern wie Wind- und Solarenergie führen wollte.

Die Investitionen in die Öl- und Gasproduktion sollen auf zehn Milliarden Dollar pro Jahr steigen, während die Tagesproduktion bis 2030 auf bis zu 2,5 Millionen Barrel anwachsen soll. Gleichzeitig werden die jährlichen Investitionen in diesen Bereich auf 1,5 bis 2 Milliarden Dollar reduziert – ein Bruchteil dessen, was zuvor vorgesehen war.

Zudem plant BP eine massive Veräußerung von Vermögenswerten. Bis Ende 2027 sollen rund 20 Milliarden Dollar erlöst werden, um die Nettoverschuldung auf 14 bis 18 Milliarden Dollar zu senken. Besonders im Fokus steht dabei das Schmierstoffgeschäft unter der Marke „Castrol“, dessen Wert Analysten auf bis zu zehn Milliarden Dollar schätzen.

Die strategische Neuausrichtung kommt zu einem wichtigen Zeitpunkt. Während Shell heute doppelt so viel wert ist wie BP, dümpelt das britische Unternehmen an der Börse vor sich hin und ist weit abgeschlagen. Der Kurswechsel war längst überfällig.

Grüne Transformation: Fossilen Energien wurde der Kampf angesagt – mit fatalen Folgen

Umweltschützer zeigen sich empört über den Strategiewechsel von BP. „BP scheint sich auf kurzfristige Gewinne für die Aktionäre zu konzentrieren“, kritisierte Alexander Kirk von der Umweltschutzorganisation Global Witness gegenüber dem Handelsblatt. Das Unternehmen sei eines, „dem man nicht zutrauen kann, die Energiewende zu vollziehen.“ Doch was Kirk hier außer Acht lässt, ist die wirtschaftliche Realität: Energiekonzerne wie BP, Shell oder ExxonMobil basieren auf fossilen Energien – ihr Geschäft sichert hunderttausende Arbeitsplätze weltweit. Ein radikaler Umbau hin zu erneuerbaren Energien wird schlicht nicht funktionieren.

Die Kritik des Umweltaktivisten reiht sich nahtlos in die politische Agenda der Europäischen Union ein, die fossilen Energien den Kampf angesagt hat. Mithilfe der CO2-Besteuerung sollen ganze Industriezweige systematisch stranguliert werden – alles unter dem Vorwand des „Klimaschutzes“. Doch zu welchem Preis? Sollte Kohle, Gas und Öl komplett aus dem Energiemix verschwinden, bedeutet das vor allem eines: explodierende Kosten für Unternehmen und Verbraucher.

Das Ziel der EU, bis 2050 die gesamte Industrie und Haushalte ausschließlich mit erneuerbaren Energien zu versorgen, ist eine technische Illusion. Solar- und Windkraft sind zu wetterabhängig und ineffizient, um eine zuverlässige und günstige Energieversorgung sicherzustellen. Außerdem wird der Weg dorthin steinig und schwer. Die Kosten die mit dem Ausbau von „erneuerbaren“ Energien einhergehen sind gigantisch.

Ausbau der „erneuerbaren“ Energien wird enorme Geldmittel erfordern

Der flächendeckende Ausbau „erneuerbarer“ Energien wird Europa finanziell an seine Grenzen treiben. Allein die vollständige Umstellung in Deutschland auf Wind- und Solarenergie könnte laut Berechnungen des Energieforschers André Thess rund zehn Billionen Euro verschlingen – das entspricht etwa 100.000 Euro pro Bürger. Doch damit nicht genug: Der immense Finanzbedarf beschränkt sich nicht nur auf die Energiegewinnung selbst, sondern erstreckt sich auch auf den notwendigen Umbau der Stromnetze, die auf die volatilen Einspeisungen erneuerbarer Energien ausgerichtet werden müssen.

Die Kosten für diesen Netzausbau sind gewaltig. Bis 2045 wird wohl ein Investitionsvolumen von mehr als 650 Milliarden Euro benötigt. Diese Rechnung wird am Ende dem Verbraucher präsentiert, denn die Finanzierung erfolgt über die Netzentgelte, die etwa 20 bis 25 Prozent des Gesamtstrompreises ausmachen. Experten der Energiedenkfabrik prognostizieren in diesem Kontext dramatische Mehrkosten für Stromkunden. Privathaushalte müssten mit einem Anstieg der Netzentgelte um 18 Cent/kWh rechnen, Gewerbekunden sehen sich mit einer Erhöhung von 15,2 Cent/kWh konfrontiert, und Industriebetriebe erwarten einen Kostenanstieg von 7 Cent/kWh.

Fazit: Die grüne Wende scheitert an der Wirtschaftlichkeit

Der Strategiewechsel von BP ist ein klares Eingeständnis: Die ideologisch getriebene Energiewende lässt sich wirtschaftlich nicht durchhalten. Während die EU weiter den Kampf gegen fossile Energien forciert und mit CO2-Besteuerung ganze Industriezweige stranguliert, kehrt BP zur Realität zurück. Der Konzern setzt wieder auf Öl und Gas – nicht aus Trotz, sondern weil es die einzige Chance ist, wettbewerbsfähig zu bleiben.

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