Die Rahmenbedingungen, so sagt Bosch-Arbeitsdirektor Stefan Grosch, seien – unter anderem – durch den „Wandel in der Mobilität“ schon seit mehreren Jahren „sehr anspruchsvoll“. Das habe man im vergangenen Jahr „in dieser Ausprägung“ nicht erwartet.
Auf der anderen Seite lässt Oliver Simon, Betriebsratsvorsitzender Homburg und Mitglied im Bosch-Gesamtbetriebsrat, sehr ähnliche Worte fallen. Die Produkte, von denen man sich ab den Jahren 2028/2030 neue Arbeitsplätze erhofft hatte, würden „vermutlich nicht so kommen“. Der Markt in Deutschland und der EU gebe das nicht her.
Zwei Passagen, die in den meisten Medien nur am Rande auftauchen. Man ringt dem Publikum das Lesen zwischen den Zeilen ab. Denn dass die Krise der Zulieferersparte beim Automobil auch mit der politisch lancierten und von den Herstellern mitgetragenen E-Strategie zusammenhängen könnte – das will man besonders im Autoland Deutschland, wo jetzt der Abbau von 3.700 Stellen bei Bosch droht, immer noch nicht so offen sagen.
Es ist aber exakt das, was sowohl Arbeitgeber- wie Arbeitnehmerseite über verschlungene Pfade kommunizieren. Und es springt ins Auge, dass Arbeitsplätze nicht nur bei Bosch, sondern in der gesamten Branche verloren gehen. Der Verband der europäischen Zulieferer CLEPA hat eine alarmierende Statistik herausgegeben: Im Januar und Februar hat die Branche bereits den Abbau von über 12.000 Arbeitsplätzen angekündigt. Seit dem Jahr 2019 wurden zwar europaweit 55.000 Stellen geschaffen – aber zugleich 119.000 gestrichen.
CLEPA sieht auch für die Folgejahre keine Trendwende: „Prognosen aus dem Jahr 2021 deuten darauf hin, dass bis 2025 durch die Elektrifizierung und die strengere Euro-7-Verordnung netto 101.000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Allerdings übersteigt der Stellenabbau in den vergangenen fünf Jahren die Schaffung von Arbeitsplätzen um mehr als 60.000.“
Der Elefant im Raum: Die in Deutschland dominierende E-Auto-Strategie, die von Berlin nach Brüssel über den Green Deal nach ganz Europa transportiert wurde, ist ein arbeitsmarktpolitischer Fehlschlag. Die herbeiphantasierten neuen Arbeitsplätze bleiben Phantasie. Und in der Politik wie in der Wirtschaft mag noch keiner offen aussprechen, was Kritiker seit Jahren anmahnen. Bereits jetzt verbreitet sich das Bonmot: Statt vor den Fabriken sollten die Bosch-Angestellten doch lieber vor der Parteizentrale der Grünen demonstrieren.
Freilich heißt es stattdessen: Mehr Ausbau der Elektomobilität! So auch die Forderung einiger Bosch-Mitarbeiter in den Medien. Das ähnelt frappierend der grünen Forderung, bei Dunkelflaute im Winter noch mehr Windkraft- und Solaranlagen zu bauen, um nicht von Putins Gas abhängig zu sein. Dabei hat der Abbau der Prämien für den E-Auto-Kauf nicht nur den deutschen Automarkt erschüttert. Von überall berichten Händler, dass sie auf den angepriesenen Wagen sitzenbleiben. Gebrauchthändler zahlen drauf. Die Spekulation über das Aus vom Verbrenner-Aus tut ihr Übriges.
Neidisch geht der Blick in die USA. Dort – und nicht etwa im E-Auto-Vorbild China – tätigen die Zulieferer ihre Direktinvestitionen. Der EU-Raum droht dagegen in diesem Bereich von Mexiko eingeholt zu werden. Neuerlich ein Beleg dafür, dass an der E-Mobilität der Arbeitsplatz hängt. Joe Biden hatte Anfang des Jahres offiziell die Verkehrswende vertagt. Ob aus langfristigen Erwägungen oder auch Gründen der Wahlkampagne – das ist nachrangig. Sein Nachfolger, ob Demokrat oder Republikaner, wird es wohl nicht anders handhaben.
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