Tichys Einblick
Global Wealth Report

Offiziell: Baby-Boomer wohlhabendste Generation aller Zeiten

Es gibt sie noch, die guten Nachrichten! Zumindest für Teile der Gesellschaft, konkret die Baby-Boomer, die laut neuestem Global Wealth Report nun offiziell als wohlhabendste Generation aller Zeiten gelten. Für Hausbesitzer sind die Aussichten allerdings nicht rosig.

IMAGO / Westend61

Während die deutsche Wirtschaft unter den Folgen der grünen Deindustrialisierung stöhnt, reiben sich Investoren an den Finanzmärkten die Hände. Der neue Global Wealth Report der Allianz zeigt, dass sich die privaten Geldvermögen weltweit im vergangenen Jahr deutlich vermehrt haben. Nachdem die Covid-Krise 2022 noch zu einem Verlust von 3,5 Prozent geführt hatte, erholten sich die Haushalte in Folge der gestrafften Geldpolitik und des Börsenbooms deutlich und legten um 7,6 Prozent auf insgesamt 239 Billionen Euro zu.

Dabei verringerte sich der Wachstumstrend der Schwellenländer, die nur noch 2 Prozent mehr Wachstum verzeichneten als fortgeschrittene Volkswirtschaften. Allerdings muss man feststellen, dass der Anteil der Schwellenländer vor allem beim Vermögenswachstum der Mittelklasse nach wie vor stark zunimmt, sodass mittlerweile zwei Drittel der globalen Vermögen der Mittelschicht in Schwellenländern, allen voran China, beheimatet sind. Wenig Veränderung hingegen gab es an der Spitze: 85,7 Prozent der finanziellen Anlagen weltweit befinden sich nach wie vor im Besitz der reichsten 10 Prozent der Weltbevölkerung. Das ist zwar ein leichter Rückgang im Vergleich zur Jahrtausendwende, als dieser Wert noch bei fast 92 Prozent stand, es wird aber erwartet, dass es noch 78 Jahre dauern würde, bis sich dieser Wert “normalisiert”, soll heißen, auf nationale Vermögensverhältnisse einpendelt.

Die düstere Zukunft für Hausbesitzer

Während vor allem Wertpapiere mit einem Plus von 11 Prozent, sowie Lebensversicherungen und Pensionen mit einem Anstieg um 6,2 Prozent stark zulegten, steht der Immobilienmarkt vor einer großen Krise. Global verzeichneten Immobilien nur einen Anstieg um 1,8 Prozent (der niedrigste Wert seit zehn Jahren), in Westeuropa sanken sie sogar um 2,2 Prozent. Der Grund dafür liegt in den explodierenden Kosten für Neubauten, sowie den gestiegenen Zinsen, die die Nachfrage am Häusermarkt implodieren ließ.

Die Zukunftsaussichten für Hausbesitzer sind dabei ebenfalls wenig rosig: Anhaltend hohe Energiekosten, sowie Klimaschutzauflagen führen zu einer Prognose, dass der House Price Index (HPI) in Großbritannien aufgrund unterschiedlicher Klimaszenarien bis 2050 um bis zu 13,1 Prozent fallen könnte. Wenig überraschend trifft es Deutschland dabei noch härter. Hierzulande könnte der HPI im selben Zeitraum sogar um 24,5 Prozent zurückgehen, womit Pro-Kopf-Verluste von über 32.000 Euro verbunden wären. Der Bericht der Allianz betont, dass zukünftig Immobilienpreise von der Lage und Energieeffizienz der Gebäude abhängen werden.

Dieser Vermögensverlust wird in Deutschland aber nicht erst 2050 spürbar werden. Bereits 2023 lag man im internationalen Vergleich bei den durchschnittlichen Pro-Kopf-Vermögen unter ferner liefen. Angeführt wird diese Statistik 2023 wieder von den USA, die die Schweizer überholten und mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Vermögen von 260.320 Euro ihren Spitzenplatz zurückeroberten. Deutschland liegt im Vergleich dazu mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Vermögen von 69.060 Euro nur an 18. Stelle. Überholt wurde es im Vergleich zum Vorjahr zum Beispiel von Italien, das in der Liste fünf Plätze gut machte und mit 76.930 Euro auch noch vor Frankreich und Österreich liegt.

Die Boomer sitzen auf dem Geld

Ein deutliches Gefälle gibt es auch zwischen den Generationen. Der Report weist dabei die Baby-Boomer, also die zwischen 1946 und 1964 geborene Generation, explizit als die „reichste Generation der Geschichte“, da sie von starkem ökonomischen Wachstum, günstigen Immobilienpreisen und boomenden Aktienmärkten profitieren.

Anhand einiger Beispiele rechnet der Bericht vor, dass ein durchschnittlicher deutscher Boomer, Jahrgang 1960, im Laufe von 40 Jahren fast 614 Prozent, bei einer Nominalrendite von 6,1 Prozent, des verfügbaren Einkommens akkumuliert hat. Noch besser erging es dem durchschnittlichen amerikanischen Boomer, der dank einer doppelt so hohen Aktienrisikoprämie sogar auf eine Rendite von 9,1 Prozent kam, sodass er 850 Prozent seines verfügbaren Einkommens ansparen konnte.

Keine der nachfolgenden Generationen kann an diese Werte nur annähernd herankommen. Während Mitglieder der Generation X (geboren zwischen 1965 und 1980) noch die florierenden 90er Jahre miterlebten, erreichen sie nur eine Rendite von 3,8 (Deutschland), bzw. 6,7 Prozent (USA), was sich in Ersparnissen von 417 bzw. 606 Prozent niederschlägt.

Apropos niedergeschlagen: Am schlechtesten kommen die Millenials (geboren zwischen 1981 und 1996) weg, die kaum erwachsen von einer unverschuldeten Krise in die nächste stolperten. Mit einer Rendite von nur knapp 1,8 Prozent während ihres ersten Jahrzehnts als Sparer lag diese Generation bereits weit unter dem Langzeitschnitt von 2,7 Prozent, bevor die globale Finanzkrise die Phase von Niedrig- bis Nullzinsniveau einläutete. Selbst bei optimistischer Hochrechnung prognostiziert der Bericht für Millenials nach 40 Jahren im Schnitt nur eine Rendite von 3,1 Prozent und damit ungefähr die Hälfte von dem, was die Boomer aufzuweisen hatten.

Für die Gen Z (Jahrgänge 1997 bis 2012) ist die Aussicht zwar momentan ebenso trüb, allerdings prognostiziert die Allianz in ihrem Bericht, dass die Generation Z bei entsprechendem Anlageverhalten, das selbstverständlich „grüne“ und KI-Investitionen beinhaltet, zumindest die Millenials und womöglich auch die Gen X in Sachen Vermögensbildung überflügeln könnte. Aufgrund der langen Laufzeit dieser Prognose handelt es sich dabei aber hauptsächlich um Kaffeesatzleserei.

Somit bleiben die Baby-Boomer bis auf weiteres die wohlhabendste Generation, die je gelebt hat. Ein tröstlicher Gedanke in diesen Zeiten des Wohlstandsverlusts.

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