Das wäre unter der straffen Führung des Edelmanns bestimmt nicht passiert. Als der Aristokrat und einstige BMW-Chef Eberhard von Kuenheim noch im Maßanzug durch die Vortstandsetage des BMW-Vierzylinders am Münchener Petuelring schritt, da standen nicht nur die Jungspunde stramm und dachten, Gott sei angekommen. Natürlich im eleganten Siebener.
Und jetzt? Der xte Nachfolger des ehemaligen Bosses mit Legendenstatus lässt eine unglaubliche Sprachschlamperei zu. Mannomann. An dem unglaublichen Geschwurbel, das das Unternehmen am 22. Februar verschickt hat, müssen Kompanien von Sprachpfuschern aus den Abteilungen Denglisch, Marketing und PR gesessen und gedichtet haben. Motto: Wie sage ich es einem (nicht) interessierten Publikum, dass es nichts Neues gibt? Dies aber so, als würde Bewährtes aus den Angeln gehoben und danach, um im BMW-Sprech zu bleiben, würde die Vergangenheit gecrasht. Denn eigentlich sollte der verpanschte zweiseitige Text nur eine selbstverständliche Botschaft unter die Leute bringen: Künftig wirken BMW-Mitteilungen, ob in der Werbung oder der PR, stets wie aus einem Guss. Doch dafür wären keine zwei Seiten, sondern nur zwei Zeilen nötig gewesen. Das geht natürlich nicht.
Nun aber wird ab 1. April „verknüpft“. Knöpfe sind der neue Reißverschluss zwischen Abteilungen, die sich zumeist spinnefeind gegenüberstehen. Die sollen von internationalen Werbe- und PR-Agenturen geeint werden. Und weiter heißt es dazu im Text der Formuliergötter: „Im Zeitalter der redaktionellen Gesellschaft erfährt damit die Öffentlichkeits- und Markenarbeit eine grundlegende Renaissance.“ Boah eij, geil-o-mat. Dass wir das noch erleben dürfen. Was immer eine „redaktionelle Gesellschaft“ meint, es liest sich auf alle Fälle klasse. Derartiger Mumpitz kommt direkt aus dem FloskelAutomaten. Es hätte dort auch dies stehen können: „Modulare Flow-Methoden als Ausdruck destruktiver Elemente.“ Will heißen: Bisher lief es schlecht, weil wir uns nur gekloppt haben. Alles klar?
Macht aber nix, die neue „TheGame Group“ kann künftig sowieso alles besser: „Die BMW Group verspricht sich davon eine effektive Orchestrierung der Bereiche Brand Campaign, Brand Experience, Brand Content, Brand Protection und Public Relations.“ Aha. Was immer der Englisch-Kappes soll, es wäre interessant zu erfahren, was ‚Orchestrierung‘ meint? Etwa: Künftig gibt es einen Dirigenten, nach dessen Takt alle spielen müssen? Klingt jedenfalls mega und soll es sicher auch. So wie einst das Denglisch-Kauderwelsch des ehemaligen BMW-Chefdesigners Chris Bangle. Seine Autos waren genau so schrecklich wie dieser Textversuch. Man denke nur an den 7er von vor 20 Jahren, das fahrende Brikett mit dicker Knetgummi-Lippe auf dem Kofferraum. Oder das X4-Coupé mit der Gewächshausglashaube im Heck. Igitt! Oder, noch schlimmer, der Dreier-Compact, der hintenrum solch eine Beleidigung fürs Auge war, dass ihn nur ein besonders talentierter Fotograf mit außergewöhnlichem Blick für die Pressefotos so in Szene setzen durfte, dass seine ausgesuchte Hässlichkeit nicht auf den ersten Blick auffiel.
Und zum Schluss, damit klar ist, dass die Schreiber jener Pressemitteilung offenbar anhaltend zu viel CO2 schnüffeln, noch diese Lesefrucht: „Die künftig holistisch angelegte Kommunikationsstrategie gewährleistet, dass sowohl das Unternehmen als auch die Marke BMW über alle Berührungspunkte hinweg in einer Tonalität und Haltung mit den jeweiligen Zielgruppen in einen Dialog treten.“ Holistisch? Ist das ne Konferenzschaltung von Möchtegern-Intelektuellen mit der Kundschaft über WhatsApp? Oder haben diese Sprachverhunzer nur Corona? Sie sollten sich rasch impfen lassen.
Harald Kaiser
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