Tichys Einblick
deutsche Großprojekte in Gefahr

Batterie-Standort Deutschland gefährdet – durch amerikanische Anti-Inflations-Politik

Der von der US-Regierung unter Joe Biden eingebrachte Inflation Reduction Act (IRA) zeigt Wirkung: In Deutschland sorgt er für Standortnachteile in der Batterieproduktion. Die ersten Hersteller reagieren schon.

Tesla Giga Factory Gruenheide.

IMAGO / Jochen Eckel

Die Antiinflationspolitik der USA wirkt. Aber anders als vorgeblich von der US-Administration angestrebt. Nicht so sehr die Inflationen den USA wurde durch den Inflation Reduction Act (IRA) bekämpft, sondern der Industriestandort USA im internationalen Wettbewerb durch den Zwang zur Produktion in den USA und durch milliardenschwere Kauf- und Investitionssubvention im Energie- und Umweltsektor, auch für Elektroautos, quasi durch die Hintertür unfair subventioniert. Eine Vorgehensweise, wie sie in dieser Form zuvor hauptsächlich vom kommunistischen China praktiziert wurde. 

IRA hat das Standort-Game „gechanged“, plötzlich ist es wieder lukrativ, in den USA zu produzieren, Produktionen aus China (Foxconn) zurück zu verlagern oder Großinvestitionen in fernen Ländern, so in Europa und Deutschland, abzubrechen und umzulenken.

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Das scheint gegenwärtig bei Batterien für Elektroautos der Fall zu sein. Laut einem Bericht der Automobilwoche sind nahezu alle Gigafactory–Projekte gefährdet. Demnach schätzt die europäische Nichtregierungsorganisation Transport & Environment, dass wegen der lockenden Biden-Fördermilliarden in den USA zwei Drittel der geplanten neuen Batteriezellenwerke in Europa auf der Kippe stehen. Laut Bericht sind in Deutschland demnach sogar 80 Prozent bedroht, darunter auch die Werke von Tesla in Grünheide und vermutlich auch die in Planung befindliche Giga-Batterie-Factory von BMW in Niederbayern inmitten des Werksdreicks Dingolfing, Regensburg, München. Auch VW plante zuvor eine Batteriefabrik in den USA, dieses Projekt dürfte nunmehr beschleunigt werden.

Von Tesla ist bekannt, dass Grünheide definitiv auf der Kippe steht – zur Freude von Umweltschützern und Wasserfreunden. Tesla möchte nun seine neue Batteriefertigung in Kalifornien, Texas oder Nevada hochziehen.

Auch bei BMW dürften Standortüberlegungen für die neue Batterie-Gigafactory inzwischen wieder auf die Tagesordnung zurückgekehrt sein. BMW plante den Bau eines Giga-Batteriemontage-Werks auf bestem Gäuboden-Ackerland in den niederbayrischen Gemeinden Irlbach und Straßkirchen, und hatte dafür bereits notariell ein insgesamt  105 Hektar großes Grundstück im Landkreis Straubing-Bogen gekauft. Zum Vergleich: Die Tesla Gigafactory in Brandenburg ist 300 Hektar groß, also eher nur Mega statt Giga.

Der erste Spatenstich in den Gäuboden ist noch nicht erfolgt. Baubeginn für die BMW-Batteriefabrik sollte 2024 sein. 1000 Arbeitsplätze sollen dort entstehen. Allerdings locken nicht nur Bidens Förder-Dollars, sondern es wächst auch der Widerstand der umliegenden Gemeinden gegen die Zerstörung ihrer ländlichen Idylle. Die bayerische Staatsregierung in Person von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger unterstützt das Projekt jedoch voll und ganz. BMW Dingolfing und BMW Regensburg haben in der Vergangenheit erfolgreiche Blaupausen für regionale Entwicklungen geliefert. Das von VW im Osten geplante Batteriewerk wurde inzwischen gestrichen!

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