Tichys Einblick
Kaufst Du noch oder least Du schon?

Autokauf scheint zum Auslaufmodell zu werden

Das Mieten von Neuwagen wird immer verbreiteter. Doch im Zuge der Verteuerung des Autokaufs wird auch das Leasing immer teurer.

IMAGO / Arnulf Hettrich

Viele Jahre wurden der Autoindustrie schwere Zeiten prognostiziert, weil die Menschen die Lust am eigenen Auto verlören – aus welchen Gründen auch immer – und stattdessen lieber, wenn überhaupt, zum Car-Sharing-System übergingen und nur für konkrete, zeitlich begrenzte Einzelfälle anmieteten. Aber eben nicht mehr selber kauften, Eigenbesitz sei out. So wie in den Anfängen der „grünen“ Philosophie die Parole kolportiert wurde: „Weg mit den Autos, wir fahren per Anhalter“.

Was alle namhaften Autohersteller flugs mit viel Getöse zur Gründung eigener Car-Sharings veranlasste, die nach wenigen Jahren trotz Zusammenlegung noch immer so hohe Verluste einfuhren, statt Kunden, dass sie still be(erdigt)endigt wurden. Der Grund dafür war, wie bei allen anderen ähnlich gelagerten Pkw-Nutzungsmodellen auf Zeit, dass sie bis heute unter einem großen Irrtum leiden: Die Leih-Kunden wollen billiger Autofahren, als wenn sie den Pkw selber kaufen, die Hersteller wollen und müssen wegen höherer Risiken aber auch höhere Gewinne machen.

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Beides passt nicht zusammen. Für Kunden wurde Autofahren auf Leihbasis bei den meisten Verleihmodellen so teuer, dass die Modelle vom Markt verschwanden. Eine Ausnahme bis heute sind Leasing-Modelle. Allerdings geraten die Leasing-Raten inzwischen voll in die Presse zwischen inflationär steigenden Neuwagenpreisen – nur am Rande: VW hat vor kurzem die Preise abermals im Durchschnitt um vier Prozent erhöht – und nicht minder schwindenden Restwerten bei den Leasing-Herstellern. Die Folge liegt auf der Hand: Leasing statt Neukauf wird für die Privaten zunehmend teurer. Der Markt schrumpft.

Aufschlussreich in diesem Zusammenhang sind die Ergebnisse einer kürzlich erschienenen Studie der Unternehmensberatung Deloitte. Danach wird der Autokauf für Private zum Auslaufmodell. Zu folgender Prognose die globale Studie „Future of Automotive Mobility“ (Automobilwoche):

Die Studie sieht deutliche Umsatzpotenziale für Hersteller, wenn sie sich rechtzeitig auf den prognostizierten Wandel einstellen, und schrumpfende Verkäufe durch stärkere Fokussierung auf das Management eines Fahrzeugs über den gesamten Lebenszyklus. Dieser könne um 50 bis 60 Prozent rentabler sein als der einmalige Verkauf eines Fahrzeugs an Kunden. Neben Mobilitätsangeboten beinhaltet das Management über mehrere Zyklen beispielsweise auch Services rund um Fahrzeug und Fahrer sowie das Recycling.

Aus ökonomischer Sicht sind solche Prognosen mit großer Vorsicht zu genießen. Folgende Aspekte kommen in der Regel bei einer rein betriebswirtschaftlichen Sicht zu kurz:

  1. Alle namhaften Hersteller haben eigene Kreditbanken und Leasing-Gesellschaften. Ob kreditfinanzierter Kauf oder Leasing: Beides landet in der Kasse des gleichen Herstellers. 
  2. Alternative Mobilitätsangebote der Hersteller über das reine Leasing-Geschäft hinaus, wie zum Beispiel Car-Sharing, DriveNow, car2go oder Ähnliches waren einmal „in“ – und alle ein Flop. Alle namhaften Autohersteller sahen sich in der Vergangenheit mit viel PR-Getöse zur Gründung eigener Car-Sharings veranlasst, die wegen hoher Verluste wieder eingestellt wurden. 

Während die Lease-Kunden billiger Autofahren wollen, statt den Pkw zu hohen Anschaffungskosten selber zu kaufen, müssen die Hersteller und Leasing-Unternehmen angesichts des Handling-Aufwands ihrer Leasing-Autoflotte und vor allem der höheren Risiken bei den Restwerten der Gebrauchtwagen-Verkäufe all dieser ganzen Verleih- statt Erwerbermodelle auch höhere Gewinne machen. Und das erheblich. In manchen Jahren lebten die Aktionäre einiger Autohersteller nur von den hohen Gewinnen deren Finanz-Töchter.

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 Die Folge liegt auf der Hand: Leasing statt Neukauf wird für die privaten zunehmend teurer. Die Rechnung geht nur noch in wachsenden Märkten auf, nicht mehr, wenn die Absätze strukturell schrumpfen. Mit steigenden Neuwagenpreisen nimmt zwar zunächst der Trend zum Leasing zu. Mit der Folge, dass auch die Leasingraten sich überdurchschnittlich verteuern, solange, bis die Verbraucher finanziell überfordert sind.

Mit dem politisch gewollten Zwang, Verbrenner über Emissionsvorschriften erheblich zu verteuern, und sie dann ab 2035 vollends zu verbieten und nur noch erheblich teurere Elektroautos kaufen zu können, wird die Automobilnachfrage mit den finanziellen Möglichkeiten der privaten Kunden schrumpfen. 

Insofern kommt die Deloitte-Studie zu dem richtigen Ergebnis: Der Anteil der gewerblichen Kunden an den Neuzulassungen wird in Zukunft steigen, jener der privaten schrumpfen. Das Ganze aber bei sinkendem Marktvolumen und sinkenden Gewinnen der Hersteller. Da hilft auch die Ausweitung von Mobilitätsdienstleistungen nicht mehr.


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